Referendariat im Verband – Wahlstation bei einem Sozialpartner

von Tasja van Krüchten

Der Artikel ist vorab im Themenschwerpunkt "Als Jurist/in im Öffentlichen Dienst" erschienen und vermittelt Einblicke in die juristische Praxis.

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e.V. ist der Spitzenverband für die sozial- und wirtschaftspolitischen Interessen der gesamten deutschen Wirtschaft. Sie setzt sich dafür ein, dass Unternehmen in Deutschland investieren, Innovationen vorantreiben und Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen können. Starke Arbeitgeberverbände sorgen dafür, dass die im Grundgesetz verankerte Sozialpartnerschaft gelingt und faire Arbeitsbedingungen in Deutschland gewährleistet werden.

Tasja van Krüchten berichtet von ihrer Zeit bei der BDA.

Wie alles begann

Zum Abschluss des Referendariats wollte ich neben gerichtlicher und anwaltlicher Tätigkeit noch eine neue Perspektive einnehmen. So entschied ich mich für einen Einblick in die Verbandsarbeit und landete bei der BDA in Berlin.

Trotz meines Wahlfaches Arbeitsrecht hatte ich mich in die Arbeitsmarktabteilung manövriert, wo Themen rund um die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik bearbeitet werden. Aktuelle Schwerpunkte sind etwa Arbeitskräftesicherung vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des Strukturwandels, Schaffung von Chancen am Arbeitsmarkt für alle, mit besonderem Blick auf Inklusion, berufliche Rehabilitation, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, und Zuwanderung.

Anfängliche Bedenken, dass durch das breite Themenspektrum mein Wahlfach Arbeitsrecht zu kurz kommen könnte, verflüchtigten sich schnell. Ich würde sogar sagen, dass ich für mich zur Wahlstation am besten Platz gelandet bin, und würde es jederzeit wieder so machen.

Der Einstieg und die Aufnahme ins Team

Anfang Februar 2022 strandete ich also auf der Fischerinsel in Berlin. Das Haus der Deutschen Wirtschaft, in dem BDA, BDI und DIHK unter einem Dach sitzen, bietet einen architektonisch ansprechenden Empfang. Ich wurde herzlich begrüßt und sofort erfrischend ins kalte Wasser geworfen: Noch während die letzte IT in meinem (eigenen) Bürozimmer verkabelt wurde, fand ich mich in einem virtuellen Meeting der gesamten BDA-Belegschaft wieder und durfte mich vorstellen. Die „große Lage“ findet wöchentlich statt und bringt Abteilungen, Ebenen und Standorte virtuell und informatorisch zusammen.

Bereits am ersten Tag war ich also Teil des Teams. Parallel zu einer intensiven und interaktiven Online-Einarbeitung in Organisation, Strukturen und Arbeitsmittel nahm ich von Beginn an auch an fachlichen Seminaren teil. Dabei wurden meine persönlichen Interessen und Bedürfnisse immer wieder berücksichtigt – am zweiten Tag hatte ich beispielsweise ein ganztägiges Arbeitsrechtsseminar. Sehr positiv empfand ich daneben auch die individuellen Kontakte im Kollegium. Alle ReferentInnen der Abteilung haben sich einzeln ausführlich Zeit genommen, um mich persönlich kennenzulernen und mir ihre Arbeitsbereiche und aktuellen Projekte vorzustellen. Die Abteilungsleiterin nahm mich außerdem von Anfang an quasi zu jedem Termin mit. Einige externe Veranstaltungen konnte ich auch direkt alleine besuchen und der Abteilung dann von den Inhalten berichten. Durch das hervorragend organisierte und hilfsbereite Sekretariat wurde ich optimal unterstützt.

Der Zusammenhalt im Team ist sehr gut und die Kompetenzen der Abteilung, die nur zur Hälfte aus JuristInnen besteht, sind sehr vielseitig. Dies beflügelt interdisziplinäres Arbeiten und ganzheitlichere Betrachtungen verschiedener Themenbereiche. Es geht gerade nicht (nur) darum, mit der bestehenden Rechtsordnung umzugehen, sondern auch darum, die Rechtsordnung im Sinne der Mitgliedschaft zu optimieren und Möglichkeiten zu erarbeiten, diese an den ständigen gesellschaftlichen Wandel anzupassen. Die Arbeit ist sehr stark politisch geprägt und wirklich abwechslungsreich. Insbesondere konnte ich mit unzähligen VertreterInnen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft in Kontakt kommen.

Die Themen meiner Arbeiten konnte ich mit auswählen und habe so auch abteilungsübergreifend Aufträge für die Arbeitsrechtsabteilung bearbeitet.

Ein dynamisches Arbeitsumfeld

Besonders war, dass der Schwerpunkt meiner inhaltlichen Tätigkeit eine ungeplante Wendung nahm – Krieg in der Ukraine. Hier kamen täglich neue arbeits- und sozialrechtliche Fragestellungen und Fakten auf, die be- und verarbeitet werden mussten. Hier konnte ich aufgrund meiner vertieften Vorkenntnisse im Migrationsrecht unterstützen, wofür ich viel Wertschätzung erfuhr. Das war eine sehr intensive Zeit im Team, in der ich auch viel über Krisenmanagement innerhalb der Organisation, in Wirtschaft und Politik erfahren konnte. Ich bin beeindruckt davon, wie trotz oder gerade ob der erschütternden Lage alle Akteure an einem Strang ziehen und sich gegenseitig unterstützen. Hier gibt es kein Konkurrenzdenken, sondern Solidarität.

Ich habe viel gelernt und bin um viele Erfahrungen reicher. Ich durfte regelmäßig an einem hervorragenden Kleingruppenkurs Legal/Business Englisch teilnehmen. Neben der Arbeit blieb genug Zeit, um die Stadt kennenzulernen und nicht zuletzt für die Prüfungsvorbereitung. Völlig unproblematisch konnte ich hierfür auch zum Ende der Station nochmal ausreichend Urlaub nehmen.

Es war eine rundum bereichernde Zeit, die mir positiv in Erinnerung bleibt.

Über die Autorin:

Tasja van Krüchten
hat an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Rechtswissenschaft studiert und ist seit 2020 Rechtsreferendarin in Rhein land-Pfalz im Landgerichtsbezirk Bad Kreuznach. Sie ist Mitglied bei der Fachschaft Rechtswissen schaft Mainz e.V., bei der Refugee Law Clinic Mainz e.V. und Vorstandsmitglied im Berufsverband externe BEM-Koordination und Reha-Arbeitsvermittlung e.V.

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