
Interview mit Pia Figge, die im Bundesamt für Justiz das Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit leitet. Ihre Laufbahn zeigt die Aufgabenvielfalt des öffentlichen Dienstes, vom Grundsatzreferat Verbraucherschutz über das Justiziariat zur Öffentlichkeitsarbeit.
Frau Figge, warum lohnt sich der Berufseinstieg für Juristinnen und Juristen gerade im öffentlichen Dienst – speziell beim Bundesamt für Justiz?
Juristinnen und Juristen stehen nach dem ersten oder zweiten Staatsexamen oft vor der Frage, welchen beruflichen Weg sie ein schlagen wollen. Der öffentliche Dienst eröffnet dabei vielfältige Einsatz- und Entwicklungsmöglichkeiten. Die besondere Stellung des Bundesamts für Justiz ergibt sich aus dem außergewöhnlich breiten Aufgabenspektrum und der Anbindung an das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz als Geschäftsbereichsbehörde. Mit rund 1.400 Beschäftigten an dem attraktiven Standort Bonn bietet das BfJ als zentrale Dienstleistungsbehörde viele Einsatzmöglichkeiten. Die Vielfalt der Themen macht die Arbeit hier besonders interessant.
Unsere Arbeit hat außerdem direkten Einfluss auf die Gesellschaft. Wir unterstützen die Justiz durch die Führung des Bundeszentralregisters, zahlen Härteleistungen für Opfer terroristischer oder extremistischer Gewalt, nehmen Aufgaben des internationalen Zivilrechts wahr und verkünden Gesetze. Auch das Verbandsklageregister wird durch das Bundesamt für Justiz betreut.
Inwiefern profitieren Juristinnen und Juristen von einer Tätigkeit im Bundesamt für Justiz?
Juristinnen und Juristen finden bei uns spannende Aufgaben in den unterschiedlichsten Rechtsgebieten auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene – sie unterstützen beispielsweise bei der internationalen Rückführung von Kindern in Sorgerechtskonflikten, sind Teil der grenzüberschreitenden Rechtshilfe im Strafrecht, arbeiten als Expertinnen und Experten für das Bundeszentralregister oder werden als Schlichterinnen oder Schlichter im Bereich Luftverkehr tätig.
Was macht die Arbeit in interdisziplinären Teams besonders spannend – sei es im Hinblick auf Vielfalt, das Arbeitsumfeld oder die Fortbildungsangebote?
Wir profitieren von den vielfältigen Perspektiven unserer Beschäftigten. Die Abteilungen des BfJ bestehen daher überwiegend aus gemischten Teams von Juristinnen und Juristen, Verwaltungsfachleuten, IT-Spezialistinnen und IT-Spezialisten und vielen anderen Berufsgruppen. Diese unterschiedlichen Hintergründe erzeugen neue Blickwinkel und bereichern uns in der Modernisierung unserer Verwaltungsarbeit.
Gleichzeitig spielt die individuelle Förderung eine wichtige Rolle: Hausinterne Wechsel bieten unseren Beschäftigten die Möglichkeit, unterschiedliche Aufgabenbereiche kennenzulernen und in verschiedenen Rechtsgebieten tätig zu werden. Vielfältige Fort- und Weiterbildungsangebote und gezielte Karriereförderung ermöglichen unseren Beschäftigten zudem, sich persönlich und fachlich kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Wie gelingt es dem BfJ, ein modernes Arbeitsumfeld zu schaffen, das berufliche Anforderungen mit familiären Bedürfnissen in Einklang bringt?
Ein modernes Arbeitsumfeld zeichnet sich durch Flexibilität und Vereinbarkeit aus. Deshalb setzt auch der öffentliche Dienst auf flexible Arbeitszeitmodelle und Gleitzeit. Im BfJ ist eine gute Work-Life-Balance mit einem ausgewogenen Verhältnis von Beruf und Privatleben gelebte Praxis – selbstverständlich unter Berücksichtigung unserer Aufgabe als Dienstleister. Je nach Tätigkeit besteht hier die Möglichkeit, bis zu 80% im Homeoffice zu arbeiten. Wir bieten außerdem unterschiedliche Teilzeitmodelle an, um flexibel auf die individuellen Bedürfnisse unserer Beschäftigten eingehen zu können.
Darüber hinaus unterstützt das BfJ Beschäftigte aktiv bei der Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen. Dafür wurden wir im Rahmen des Audits „berufundfamilie“ ausgezeichnet und kürzlich zum zweiten Mal zertifiziert. Mit Informationsveranstaltungen, Beratungsangeboten und gezielter Gesundheitsförderung schaffen wir ein angenehmes Arbeitsumfeld für die Beschäftigten.
Inwiefern ist die Arbeit im BfJ mehr als reine Rechtsprüfung – und wie zeigt sich der sinnstiftende Beitrag zum Gemeinwohl im juristischen Alltag?
Tätigkeiten im öffentlichen Dienst leisten einen wichtigen Beitrag zum Gemeinwohl. Wir betrachten komplexe juristische Fragen an der Schnittstelle zwischen Recht, Gesellschaft und Politik – und das verantwortungsvoll und sinnstiftend. Wir gestalten aktiv mit, statt ‚nur‘ zu überprüfen und arbeiten für eine funktionierende, gerechte Gesellschaft.
Als Referentin oder Referent steigen Juristinnen und Juristen aktiv in die Arbeit im BfJ ein: Je nach Aufgabengebiet bearbeiten Sie neben juristischen Grundsatzfragen auch Fragen des europäischen und internationalen Rechts, unterstützen bei der Beilegung von Streitigkeiten oder gestalten die Umsetzung von Gesetzesänderungen in der Praxis mit.
„Jeder für sich“ oder doch stark im Team – wie erleben Sie das Miteinander zwischen klassischen Verwaltungsstrukturen auf der einen Seite und moderner Teamarbeit sowie projektbezogenem Arbeiten auf der anderen?
Das BfJ lebt auf jeden Fall vom Miteinander: Obwohl wir klassische Strukturen und feste Abstimmungswege haben, setzen wir auf Teamarbeit, projektbezogenes Arbeiten und den engen Austausch von Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Bereichen. Arbeitgeber im öffentlichen Dienst bieten eine sichere Anstellung mit allen Vorzügen – im BfJ konkret mit der Möglichkeit der Verbeamtung bzw. im Angestelltenverhältnis mit Vergütung nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst des Bundes.
Welche Rolle spielt Vielfalt im Bundesamt für Justiz aus Ihrer Sicht? Und inwiefern wirkt sie sich positiv auf den Arbeitsalltag aus?
Diversität ist ein zentrales Anliegen moderner Behörden: Auch wir stehen für Chancengleichheit, Gleichstellung und Inklusion und haben aus diesem Grund die „Charta der Vielfalt“ unterzeichnet. Im BfJ arbeiten Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen, Lebensentwürfen und Erfahrungen – von 17 bis 70 Jahren. Mit einem eigenen Aktionsplan fördern wir eine inklusive und barrierefreie Arbeitskultur, die offen für neue Perspektiven ist und das BfJ so für die Zukunft gut aufstellt.
Vielen Dank für das Interview, Frau Figge.
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Über die Autorin:
Pia Figge - Volljuristin
Sie leitet außerdem das Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Interne Kommunikation und Veranstaltungsmanagement im BfJ.