Jurastudium und was dann? Diese Alternativen zur klassischen Kanzleikarriere gibt es…

von Veronika Gebertshammer

Richter, Staatsanwalt oder Rechtsanwalt zu werden, klingt dir zu öde? Zum Glück stehen dir mit einem abgeschlossenen Jurastudium noch viele weitere Türen offen. Wie so oft ist es von Vorteil, wenn man sich schon im Studium Gedanken macht, in welche Richtung es später ungefähr gehen soll, damit man frühzeitig die richtigen Weichen stellen kann oder Kontakte knüpft.  Mit einem Jurastudium kann man in vielen anderen Branchen Fuß fassen.

Wir zeigen Euch zwölf interessante Alternativen, abseits der klassischen Juristenberufe. Vielleicht ist ja der Richtige für dich dabei?!

1.    Lektorat

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Du findest das Verlagswesen bzw. die Medienbranche spannend? Dann ist vielleicht ein Job als Lektor in einem juristischen Fachverlag das Richtige für dich. Als Lektor bist du bei der gesamten Entwicklung eines Buchprojekts dabei, vom ersten Manuskript bis hin zur Herstellung. Der klassische Weg in einen Verlag ist dabei der Einstieg über ein Volontariat.

Da man als Lektor zusammen mit dem Autor an dessen Buch arbeitet, ist für diesen Beruf ein gutes Sprachgefühl, Freude an Kommunikation sowie ein ausgezeichnetes Einfühlungsvermögen besonders förderlich. Das Zweite Staatsexamen ist dabei nicht immer absolute Grundvoraussetzung, sondern kann durch bestimmte Praktika oder Nebenjobs und Berufserfahrung im Verlag aufgewogen werden, je nach Stelle und Arbeitgeber.

Ein aktuelles Stellenangebot findest du hier.

2.    Journalismus

Neben dem Job als juristischer Lektor gibt es noch eine weitere Möglichkeit, um in einem Medienunternehmen zu arbeiten: z.B. klassisch  als Journalist. Claus Kleber ist zum Beispiel neben seiner journalistischen Tätigkeit auch Rechtsanwalt.

Viele Zeitungsverlage und Nachrichtenagenturen sind auf der Suche nach Juristen, da diese - je nach Thema - für die Berichterstattung die notwendige juristische Expertise mitbringen. Auch hier ist der klassische Einstieg in den Beruf das Volontariat. Der Einstieg in die journalistische Branche gelingt leichter, wenn man einschlägige Praxiserfahrung aufweist. Ein Praktikum oder eine Aushilfstätigkeit und veröffentlichte Beiträge oder auch die Mitarbeiter bei der Schülerzeitung können dabei sehr nützlich sein, ganz ohne einschlägige Vorerfahrung ist der Weg nicht einfach.

3.    Internationale Politik

Als Volljurist kannst du auch in der internationalen Politik durchstarten. Zum einen kannst du bei internationalen Hilfsorganisationen arbeiten. Dort übernimmst du üblicherweise rechtliche Beratungstätigkeiten, bekämpfst Korruption und setzt dich für die politische Zusammenarbeit ein.  

Eine (beliebte) Alternative ist die Tätigkeit beim Diplomatischen Dienst. Viele deutsche Botschafter sind Juristen, wie beispielsweise die aktuellen Botschafter in Singapur sowie in Honduras oder der ehemalige Botschafter von Kamerun. Als Diplomat bist du der Ansprechpartner für politische und wirtschaftliche Fragen im Einsatzland. Man sollte sich allerdings bewusst sein, dass Diplomaten turnusmäßig in verschiedenen Ländern eingesetzt werden, insofern ist eine gewisse Flexibilität hilfreich!

Falls du also das innere Drängen hast, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen oder du die Außenpolitik eines Staates mitgestalten möchtest, ist das DIE Gelegenheit. Auslandsaufenthalte und fundierte Fremdsprachenkenntnisse sind dafür unerlässlich. Verhandlungssicheres Englisch ist die Grundvoraussetzung, mit weiteren Sprachen – vor allem mit Französisch, Spanisch oder auch Arabisch - erhöhst du die Chance, die Stelle zu bekommen, immens.

4.    Politik

Du möchtest lieber die nationale Politik mitgestalten und beim politischen Machtspiel à la „House of Cards“ mitwirken? Dann engagiere dich in der nationalen Politik! Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder ist zum Beispiel Volljurist.

Als (Voll-)Jurist kannst du beispielsweise in Ministerien, Landesparlamenten arbeiten oder dich als Bundestagsabgeordneter aufstellen lassen. Aber auch eine Tätigkeit in Parteien und Verbänden ist denkbar.

5.    Assistent der Geschäftsführung

Politik ist nicht so deins, die Welt von Unternehmen aber umso mehr? Dann ist vielleicht der Einstieg als Assistent der Geschäftsführung oder als Vorstandsassistent das Richtige für dich. Das geht auch schon direkt nach dem Ersten Staatsexamen.

Als Assistent der Geschäftsführung bist du am Anfang zunächst für die Vor- und Nachbereitungen von Sitzungen sowie die Erstellungen von Protokollen und Präsentationen für den Vorstand zuständig. Nachdem du dich eingearbeitet hast, übernimmst du zunehmend deine eigenen Projekte.

Ein Assistenzjob klingt zwar vielleicht zunächst nicht nach DEM Karriereboost, aber das täuscht. Häufig wechseln Vorstandsassistenten bzw. Assistenten der GF nach wenigen Jahren ins mittlere Management und haben dann die Möglichkeit, die Führung für einen gesamten Fachbereich zu übernehmen.

6.    Legal Project Manager / Wirtschaftsjurist

Interessierst du dich für ökonomische Großprojekte, wie die Fusion von Firmen oder internationale Geschäfte, könntest du als Legal Project Manager in einer Großkanzlei tätig werden. Daneben kannst du dich auch als Wirtschaftsjurist selbstständig machen oder in der Rechtsabteilung eines Unternehmens arbeiten. Juristische Mega-Projekte können heutzutage meistens nicht mehr allein von einem Anwalt gestemmt werden, da dieser sich nur in seinem Rechtsgebiet auskennt.

Mit dem wirtschaftswissenschaftlichen Know-How als Legal Projekt Manager bzw. Wirtschaftsjurist trägst du daher maßgeblich zur Verwirklichung der Großprojekte bei. Um die ökonomischen Kenntnisse zu erlangen kannst du entweder gleich nach dem Ersten Staatsexamen einen Master of Business Administration absolvieren oder noch vor deinem Jurastudium Wirtschaftswissenschaften studieren.

7.    Ombudsmann oder Mediator

Des Weiteren kannst du als Ombudsmann bei der Schlichtung zwischen Bürgern und beispielsweiser einer Stadtverwaltung tätig werden. Auch kannst du als Ombudsmann bei einem Versicherungsunternehmen arbeiten.

Falls du dich eher für die außergerichtliche Streitbeilegung zwischen einzelnen Parteien, insbesondere in zivilrechtlichen Fällen, interessierst, kannst du auch Mediator werden. Hierfür ist neben besonderen Kommunikationsfähigkeiten, eine ausgeprägte Menschenkenntnis, ein Talent für die Kompromissfindung sowie ein Feingefühl für Verhandlungen erforderlich. Eine Mediatorenausbildung kannst du als Fernstudium, als Wochenendkurs oder auch als Intensivkurs bei diversen privaten Instituten sowie an verschiedenen Fernuniversitäten absolvieren.

8.    Jurist beim Bundeskartellamt

Das Bundeskartellamt stellt sicher, dass sich Firmen nicht zu Giganten entwickeln oder zu Monopolen zusammenschließen, die den Wettbewerb verzerren. Dazu werden Volljuristen gebraucht, insbesondere solche natürlich, die sich für das Kartell- und Wirtschaftsrecht interessieren. Der ehemalige Präsident des Bundeskartellamts Eberhard Günther war zum Beispiel Volljurist! Als Jurist im Bundeskartellamt hast du die Aussicht auf eine Verbeamtung. 

Lesen Sie mehr über die Arbeit beim Bundeskartellamt.

9.     Jurist beim Bundesnachrichtendienst

James Bond ist und bleibt dein Held und Vorbild? Dann bewirb dich beim Bundesnachrichtendienst. Zwar bekommst du dort keine Lizenz zum Töten, allerdings kannst du dort deine juristischen Fähigkeiten und Kenntnisse bei der Beratung von rechtlichen Fragestellungen und der Erstellung von Rechtsgutachten einsetzen.

10.    Juristen in der Polizei

Falls du als Kind immer Polizist werden wolltest, kannst du dir diesen Kindheitstraum als Volljurist nun verwirklichen. Bei der Polizei kannst du in den höheren Verwaltungsdienst einsteigen, wenn du zwei zumindest befriedigende Staatsexamina abgelegt hast, einen anspruchsvollen Sporttest und ein anstrengendes Assessment-Center bestehst. Darüber hinaus sind einschlägige Praktika von großem Vorteil, da die Stellenangebote rar gesät sind. Im Studium solltest du daher außerdem einen strafrechtlichen Schwerpunkt wählen.

11.    Juristen als Berufsbetreuer

Ein weiterer unkonventioneller Beruf als Jurist ist eine Tätigkeit im sozialen Bereich, zum Beispiel als Berufsbetreuer. Dabei unterstützt du Personen, die nicht mehr für sich selbst sorgen können. Dafür betreust du unter anderem die Vermögensangelegenheiten und vertrittst ganz allgemein die Interessen des Betreuten. Um als Berufsbetreuer tätig werden zu können, benötigst du das Zweite Staatsexamen.

12.    Juristen als Berufsschullehrer

Da es seit Jahren an Lehrkräften mangelt, kann man in einigen Bundesländern in Form eines Seiten- oder Quereinstiegs eine Lehrtätigkeit für Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte an einer Berufsschule aufnehmen. Voraussetzung ist auch hier das das erfolgreiche Bestehen des Zweiten Staatsexamens.

 

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Über die Autorin:

Veronika Gebertshammer
Diplom-Juristin

 

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