Eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten
Ich schreibe diesen Artikel, nachdem ich mit der konstituierenden Sitzung die Arbeit an der Bezirkswahl 2023 für Oberbayern beendet habe. Die vergangenen Wochen und Monaten hatte ich mit Excel-Dateien, Berechnungen für Ausschussgemeinschaften, Organisation und Kommunikation mit einer Vielzahl von Personen, die von der Wahl betroffen sind und der Auswahl eines geeigneten Papiers für den Druck des Stimmzettels verbracht. Alles Dinge, auf die einen das juristische Studium und die Referendarsausbildung nicht unmittelbar vorbereiten. Nichtsdestotrotz konnte ich in den vergangenen Monaten auf Fähigkeiten zurückgreifen, die man in der juristischen Ausbildung erlernt: die Beantwortung und den Umgang mit unbekannten Rechtsfragen, Argumentationsmöglichkeiten, Umgang mit Zeit- (und bei der Durchführung einer Wahl natürlich auch ein gewisser Erfolgs-)druck.
Wie kam ich also dahin?
Nach dem Abitur wollte ich in eine Großstadt und studierte Jura an der LMU. Hier konnte ich mich im Schwerpunkt im öffentlichen Infrastruktur- und Wirtschaftsrecht spezialisieren. Spätestens jetzt wusste ich, dass ich später gerne im öffentlichen Recht tätig sein würde. Meine Wahl fiel daher während des Referendariats auf eine Tätigkeit bei einer Kanzlei im Vergaberecht und die Berliner Verwaltung beim Senat für Kultur und Europa. Berlin und die Verwaltung gefielen mir direkt. Allerdings merkte ich, dass die Verwaltung mehr ist, als man auf den ersten Blick annimmt. So hatte ich neben klassischem Ö-Recht auch mit Zuwendungsrecht, Arbeitsrecht und gesellschaftsrechtlichen Fragen zu tun.
Ich bewarb mich nun initiativ beim Bayerischen Staatsministerium für das Innere, Sport und Integration für die Innere Verwaltung. Warum gerade dort? Mich überzeugten die Auswahlmöglichkeiten bei den verschiedensten Behörden angefangen vom LRA, Verwaltungsgericht, Ministerium, die rechtlichen Fragestellungen, die unser Leben in Bayern mitbestimmen, die Verzahnung von Politik und Recht, aber auch die Möglichkeiten, vertieft juristisch oder mehr allgemein/organisatorisch arbeiten zu können. Weiter ist mit regelmäßigen Wechselmöglichkeiten stets ein anderer Blick auf die Verwaltung verbunden.
Das mündliche Bewerbungsgespräch wurde bei mir über die Regierung von Oberbayern geführt. Dort wurde mir eine Möglichkeit als Abordnung von der Regierung von Oberbayern zum Bezirk Oberbayern im Rechtsreferat eröffnet, die ich gerne annahm. Auch wenn das Bewerbungsverfahren in Zeiten von Covid digital erfolgte, hatte ich glücklicherweise einen Zeitpunkt erwischt, zu dem man seine Kollegen und sein Büro auch von innen kennenlernen konnte.
Doch was genau ist eigentlich der Bezirk und wo genau arbeite ich?
In meinem Prüfungsprotokoll für die mündliche Prüfung im Ö-Recht stand u.a. die Aufgabe: Erläutern Sie die Bezirke und was deren Aufgaben sind. Was macht also der Bezirk Oberbayern und wo liegt der Unterschied zur Regierung von Oberbayern? Dazu kann ich den Aufsatz in – apf 10, 2003 – empfehlen, der in meinem Willkommenspaket beim Bezirk enthalten war. Der Bezirk Oberbayern hat nach Art. 48 BezO die Aufgabe, öffentliche Einrichtungen für das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Wohl der Einwohner unter Berücksichtigung der Belange des Natur- und Umweltschutzes zu schaffen.
Ich selbst arbeite in der Allgemeinen Rechtsabteilung. Die Aufgaben in meinem Referat werden von sieben Juristen wahrgenommen. Dies fängt bei A wie Arbeitsrecht an, geht über Beamten-, Bau-, Datenschutz-, Kommunal-, Miet-, Urheber-, Vergabe- bis zu Z wie Zuwendungsrecht. Einer meiner »abwegigsten« Prüfaufträge war wohl der Verkauf von Elfenbeinprodukten innerhalb der EU aus unserem Zentrum für Trachtengewand in Benediktbeuern. Aber ich beschäftige mich auch mit »normalen« Rechtsgebieten. Mittlerweile bin ich mit der BezO genauso vertraut wie mit der GO, musste mich jedoch regelmäßig in bis dato für mich unbekanntere Rechtsgebiete einarbeiten.
Die Arbeit macht umso mehr Spaß, wenn man neben der Arbeit mit dem Kommentar und LT-Drucksache auch juristisch argumentieren muss, um zu einem rechtswirksamen, praxistauglichen Ergebnis zu kommen. Insofern hatte ich dieses Jahr neben dem Vergabeverfahren für den Stimmzetteldruck und der Ergebnisermittlung der Bezirkswahl u.a. auch die Möglichkeit, bei der Erstellung einer Zweckverbandssatzung für eine unserer musealen Beteiligungen oder zum Beispiel bei Grundstücksübertragungen gestalterisch tätig zu werden.
Wir bearbeiten nicht nur bereits entstandene Probleme, sondern gestalten aktiv einen »offenen« Lebenssachverhalt. Zusätzlich ist es mir wichtig, stets aktuell in der Rechtsmaterie zu bleiben, nicht zuletzt, da die Einsatzmöglichkeiten innerhalb der Inneren Verwaltung auch bedeuten, in verschiedenen Rechtsgebieten fachlich eingesetzt zu werden. Da mir das Unterrichten Spaß macht, übernehme ich in der Referendarsausbildung bei der Regierung von Oberbayern eine AG und intern beim Bezirk Tutorien.
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Über die Autorin
Maximiliane Osterrieder - Beamtin im Rechtsreferat des Bezirks Oberbayern
Sie absolvierte ihr Studium der Rechtswissenschaften von 2011 bis 2018 an der LMU mit Referendariat in München. Seit 2021 ist sie verbeamtet und wurde dabei von der Regierung von Oberbayern an den Bezirk Oberbayern abgeordnet.