Anwalt oder Anwältin im öffentlichen Recht – ein schöner Beruf!

Drei Businessleute unterhalten sich im Gehen
von Tassilo Schröck

Ich bin Anwalt für öffentliches Recht, insbesondere Vergaberecht, in der Kanzlei Redeker Sellner Dahs. Welche digitale Akte gerade bei mir auf dem Bildschirm ist? Ein Mammut-Vergabeverfahren zum Einkauf von grünen Wasserstoffderivaten. Das Bundeswirtschaftsministerium hat dafür Fördermittel in Höhe von 900 Millionen Euro bereitgestellt. Weitere Fördermittel für neue Ausschreibungsrunden sind in Aussicht. Spätestens als Bundeskanzler Olaf Scholz auf der COP 27 den Start des Vergabeverfahrens verkündet hatte, war klar, dass die klimapolitische Relevanz des Projekts hoch ist. Umso wichtiger ist es, das Vergabeverfahren zügig und rechtssicher zu einem Abschluss zu bringen.

Vergaberecht: bunt, politisch, anspruchsvoll

Aber einen Schritt zurück: Worum geht es überhaupt im Vergaberecht? Das Vergaberecht ist vor allem das Recht der öffentlichen Auftragsvergabe. Der Staat benötigt für die Erfüllung seiner Aufgaben allerhand Sachmittel: moderne IT für eine digitale Verwaltung, Elektrobusse für den öffentlichen Personennahverkehr oder Kindertagesstätten für die Ganztagsbetreuung. Das Vergaberecht stellt sicher, dass das Unternehmen mit dem besten Angebot und nicht mit den besten politischen Kontakten tatsächlich den öffentlichen Auftrag erhält. Somit geht es immer auch um den verantwortlichen Umgang mit öffentlichen Geldern.

Das Vergaberecht ist anspruchsvoll. Zahlreiche Rechtsakte können Anforderungen für ein Vergabeverfahren beinhalten. Von der schlichten Verwaltungsvorschrift bis zum europäischen Primär- und Sekundärrecht ist alles dabei. Außerdem hat das Vergaberecht Schnittstellen zu zahlreichen anderen Rechtsgebieten, wie beispielsweise zum Europäischen Beihilfenrecht, Zuwendungsrecht oder Vertragsrecht, über die man den Überblick behalten sollte. Gerade bei Vergabesituationen außerhalb des öffentlichen Auftragswesens, wie etwa bei der Vergabe von Standplätzen auf einem Volksfest, Bootsanlegestellen oder Stromnetzkonzessionen, werden häufig grundsätzliche Erwägungen des Verfassungsrechts und des Unionsrechts relevant.

Die Beispiele zeigen schon, dass die Sachverhalte im Vergaberecht sehr bunt sind. Es macht Spaß, wenn man zuerst über mehrere Jahre die Ausschreibungen für ein Großsportevent von der Fernsehkamera bis zur Kletterwand begleitet hat und danach selbst bei den Sportwettbewerben mitfiebern kann. Viele Mandate hängen eng mit dem staatlichen Gemeinwohlauftrag zusammen und haben deshalb auch eine politische Dimension. Dass das eine oder andere Projekt in den Medien auftaucht, ist keine Seltenheit. 

Sinn und Freiheit der anwaltlichen Tätigkeit

Ein Praktikum bei einem befreundeten Rechtsanwalt nach dem Abitur hat mich dazu gebracht, mich für Jura einzuschreiben. Mandantinnen und Mandanten wendeten sich vertrauensvoll mit ihren rechtlichen Problemen an ihn. Er konnte ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wohl kein anderer Beruf ist so nah an den rechtlichen Nöten der Rechtsbetroffenen. Die Anwaltschaft ist Rechtsbeistand und Problemlöser. Das empfand ich schon damals als sinnhafte Tätigkeit und prägt heute meinen Arbeitsalltag.

Wir erarbeiten rechtliche Einschätzungen zu Grundsatzfragen, begleiten komplexe Vergabeverfahren oder entwerfen Schriftsätze. Natürlich vertreten wir unsere Man­dantschaft auch vor Gericht, wobei das in meinem Alltag deutlich seltener vorkommt als bei anderen Kolleginnen und Kollegen. Über die Jahre bauen sich Anwältinnen und Anwälte ihr eigenes fachliches Profil auf. Dazu trägt nicht nur die Mandatsarbeit bei, sondern auch wissenschaftliche Veröffentlichungen, Fachvorträge oder die Vernetzung in der Fachwelt. Die Profilbildung ist eine Herausforderung. Dadurch kann ich aber auch selbstbestimmt beeinflussen, welche Mandate ich in Zukunft führen werde.

In unserer Kanzlei sind Home-Office und flexible Arbeitszeiten problemlos möglich. Als ich bei Redeker Sellner Dahs anfangs noch begleitend zur Promotion (diese ist jetzt auf der Zielgeraden) in Teilzeit beschäftigt war, verbrachte ich einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt in Paris und arbeitete von dort aus dem Home-Office. Ein Modell, das bei einer Arbeit für den Staat wohl nicht möglich gewesen wäre. Sicherlich gibt es Arbeitsspitzen, wenn bei der Mandantschaft Not ist, aber ansonsten sind reguläre Arbeitszeiten an der Tagesordnung. In unserer Kanzlei hat gegenseitige Wertschätzung einen hohen Stellenwert. Dass Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte noch ein Leben außerhalb der Arbeit haben, wird ernst genommen. Das mag bei manchen Kanzleien anders sein. Der längst verstorbene Namensgeber unserer Kanzlei, Konrad Redeker, hat schon vor vielen Jahren den jungen Anwältinnen und Anwälten mit auf den Weg gegeben, dass sie mit Bedacht auswählen sollten, an welche Kanzlei sie sich binden. Das gilt heute unverändert.

 

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Über den Autor:

Tassilo Schröck - Fachanwalt für Vergaberecht
Er ist seit 2020 anwaltlich tätig und seit 2022 bei der Kanzlei Redeker Sellner Dahs.