Was passiert eigentlich in Brüssel und warum ist das wichtig für uns?
Brüssel ist eines der institutionellen Zentren der Europäischen Union (EU). Genau hier schlägt das politische Herz Europas und dort werden Tag für Tag Entscheidungen getroffen, die direkte Auswirkungen auf alle 27 Mitgliedstaaten haben. Brüssel ist dabei der Punkt, an dem die drei Co-Gesetzgeber der EU – Rat, Parlament und Kommission – aufeinandertreffen, ineinandergreifen und gemeinsam wirken. Beispielsweise geht eine Vielzahl der aktuell im Bundestag diskutierten Gesetze auf eine Richtlinie oder Empfehlung aus Brüssel zurück. Wer also das politische Geschehen von morgen bereits heute begleiten und gestalten möchte, ist hier genau richtig. Daher ist es als Verbandsjurist von großer Bedeutung, in Brüssel direkt vor Ort präsent zu sein, die Entwicklungen der europäischen Gesetzgebung zu beobachten und aktiv zu partizipieren. Brüssel bietet dabei den direkten Kontakt zu den unterschiedlichsten Nationen und stellt als internationale Metropole einen spannenden Ort dar, um Erfahrungen zu sammeln und das Projekt Europäische Union besser zu verstehen.
Was ist die Rolle der Sozialpartner in Brüssel?
Ähnlich wie in Deutschland kommt den Sozialpartnern, das heißt Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden, auch auf europäischer Ebene eine besondere Rolle zu. Die europäischen Sozialpartner haben dabei das Recht, in den verschiedensten Prozessen angehört zu werden, an der Ausarbeitung von EU-Gesetzen mitzuwirken oder gemeinsam eigene Vereinbarungen abzuschließen. Die Rolle der Sozialpartner ist es dabei, die Interessen ihrer jeweiligen Mitglieder bestmöglich zu vertreten. Durch Dialog, Konsultation und Verhandlungen prägen sie die europäische Gesetzgebung dadurch aktiv mit.
Die Arbeitgeberverbände, seien es allgemeine oder sektorspezifische Vereinigungen, setzen sich in Brüssel dafür ein, dass ihre Mitglieder bei der Gesetzgebung berücksichtigt werden und ihre Stimme Gehör findet. Mit ihrem Fachwissen sind sie gefragte Gesprächspartner und fungieren gegenüber vielen Akteuren als Berater. Dadurch sorgen sie dafür, dass die Gesetzgebung praxisnah und wirtschaftlich tragfähig ist. Arbeitgeberverbände arbeiten eng mit anderen Interessengruppen und Institutionen zusammen, um ihre Standpunkte zu vertreten und das Recht der EU stets weiterzuentwickeln und anzupassen.
Was macht man den ganzen Tag als Verbandsjurist?
Der typische Tag bei der Arbeit eines Brüsseler Verbandsjuristen ist abwechslungsreich und herausfordernd. Man verfolgt legislative Verfahren und analysiert aktuelle Gesetzgebungsprozesse, um die Auswirkungen auf die Mitglieder des Verbands abzuschätzen. Dabei berichtet man zum einen den aktuellen Stand der Verhandlungen an die eigene Mitgliedschaft und nimmt zum anderen Reaktionen und Vorschläge aus der Mitgliedschaft auf, um diese dann gegenüber den Brüsseler Akteuren wiederzugeben. In Ausschusssitzungen, Arbeitsgruppen und bei Konsultationen bringt man die eigenen Standpunkte ein, arbeitet mit anderen Interessengruppen zusammen und knüpft wertvolle Kontakte zu politischen Entscheidungsträgern, Beamten, Parlamentariern und den Vertretern anderer Verbände. Man bereitet Analysen, Stellungnahmen, Positionspapiere vor und entwickelt als Team eine ganzheitliche Strategie, um die Interessen der Verbandsmitglieder innerhalb des Gesetzgebungsprozesses bestmöglich zur Geltung zu bringen.
Die Arbeit als Verbandsjurist findet zum Teil klassisch im Büro und am Schreibtisch statt, einen Großteil der Zeit ist man jedoch auch unterwegs. Die physische oder virtuelle Teilnahme an Sitzungen, Anhörungen, Abstimmungen oder Veranstaltungen ist dabei von großer Bedeutung. Gerade diese persönliche und interaktive Seite der Arbeit als Verbandsjurist macht den einzigartigen Reiz aus und komplettiert den speziellen Mix aus Jura und Politik. Man ist ein aktiver Teil des politischen Geschehens und arbeitet daran, die Welt von morgen mitzugestalten.
Erfahren Sie noch mehr über die Arbeit eines Verbandsjuristen bzw. einer Verbandsjuristin.
Wie macht man Karriere im Verband?
Juristen steigen meist als Referent in die Verbandswelt ein. Je nach Interessenlage und Bedarf kommen dann die unterschiedlichen thematischen Abteilungen des Verbands als Einsatzort in Frage. Die Karriereleiter ist für Juristen dabei offen und reicht bis hin zur Abteilungsleitung oder sogar zur Hauptgeschäftsführung. Die Entwicklungsmöglichkeiten sind von der Größe des Verbands und auch der Struktur in seiner Mitgliedschaft abhängig – das gilt übrigens auch für die Gehaltsaussichten und die Work-Life-Balance.
Die BDA (Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände) bietet mit ihrem Traineeprogramm die Möglichkeit, die Verbandswelt innerhalb von 24 Monaten kennenzulernen: Dabei wird man in verschiedenen Mitgliedsverbänden eingesetzt und erhält Einblicke in Aufgaben und Arbeitsweisen der Arbeitgeberverbände im Zusammenspiel mit Politik, Unternehmen, Sozialpartnern, Behörden sowie der Presse. Eine fachgerechte Betreuung wird durch erfahrene Mentorinnen und Mentoren sichergestellt. Da Theorie und Praxis stets zusammengehören, unterstützt die BDA während des Programms den individuellen Karriereweg mit intensiver Betreuung und effizienten Coachingmaßnahmen.
Sie sind daran interessiert, Ihre Wahlstation bei einem Sozialpartner in einem Verband zu absolvieren? Dann lesen Sie den Erfahrungsbericht von Tasja van Krüchten über ihre Zeit bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e.V.
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Erfahren Sie mehr über die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) als Arbeitgeber in unserem ausführlichen Online-Profil:
Über die Autoren:
Lukas Kleutges
hat den Einstieg in die Verbändewelt über das Nachwuchsprogramm der BDA gewagt. In dem Mentorenprogramm hat er in vier verschiedenen Arbeitgeberverbänden die Vielfalt der Verbändelandschaft kennen und schätzen gelernt. Mittlerweile ist er fest als Verbandsjurist bei der BDA in Brüssel angestellt.
Maria Schimmel
ist als Leiterin des Referats Personal für die Betreuung und Stagenzuweisung der Juristinnen und Juristen im Nachwuchsprogramm der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) verantwortlich.
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