Mit der Stimme überzeugen: Wir haben mit Ute Bolz-Fischer, Stimmcoach und Stimmbildnerin für Juristinnen und Juristen in einem Interview über die Bedeutung der Stimme gesprochen.
Im ersten Teil des zweiteiligen Interviews ging es um den Einfluss der Stimme. Wie man sich das Training bei Ute Bolz-Fischer vorstellen kann und was man konkret tun kann, um die Stimme zu verbessern, erfahren Sie nun im zweiten Teil.
BECK Stellenmarkt: Was kann man tun, wenn man mit der eigenen Stimme unzufrieden ist?
Bolz-Fischer: Viele Menschen denken, dass die Stimme etwas ist, das man einfach hat und an dem man nichts ändern kann. So ähnlich wie die eigene Körpergröße: angeboren und unveränderlich. Das ist allerdings ein Irrglaube. Die Stimme ist vielen Faktoren ausgesetzt, sie wird davon geprägt, wie wir sie nutzen und welche Verhaltensweisen wir im Laufe unseres Lebens erlernt haben.
Am effektivsten ist die Arbeit mit der Stimme, wenn man sie mithilfe eines Coaches trainiert, der oder die genau weiß, was er bzw. sie tut. Dann kann man die Probleme der Stimme ganz gezielt angehen. Aber auch alleine kann man Effekte erzielen: Wenn man sich zum Beispiel eine tiefere Atmung angewöhnt. Die meisten Menschen atmen sehr oberflächlich, was eine schlechte Auswirkung auf die Stimme hat. Kleine Atmung, kleine Stimme. Wer sich darauf konzentriert, tief in den Körper hineinzuatmen, gewinnt schon sehr viel mehr Kraft für die Stimme. Darauf kann man dann gut aufbauen.
BECK Stellenmarkt: Wie kann man sich das Training bei Ihnen konkret vorstellen?
Bolz-Fischer: Das kommt natürlich immer ein wenig darauf an, mit wem ich es zu tun habe und welche Problemstellungen sich dabei ergeben. Mein Training ist am Ende tatsächlich eine sehr individuelle Angelegenheit. Aber im Allgemeinen geht es immer zuerst um die bereits angesprochene Atmung. Sie soll tief in den Körper hineingehen – und zwar durch die Nase, nicht durch den Mund. Damit verhindert man ein Austrocknen des Stimmapparates, was sich besonders bei langen Vorträgen auswirkt.
Außerdem geht es um die Lockerung von allem, was mit der Stimme zu tun hat. Wer verkrampft ist, klingt auch so. In diesem Bereich gibt es sehr viele Hebel, an denen man ansetzen kann: Kiefer, Hals, Zunge – all diese Körperteile müssen eine gewisse Lockerheit bekommen, damit die Stimme schwingen und damit klingen kann.
"Durch das Singen von Tönen bekommt die Stimme mehr Glanz und Klangfülle"
Mithilfe von gesungenen Tönen geht es dann ans Feintuning: Wer mit seiner Singstimme verschiedene Tonhöhen ansteuern kann, dem fällt es auch beim Sprechen leichter, eine melodische und sinnhafte Betonung zu erzeugen, Stimme und Satzmelodie so einzusetzen, dass sie Botschaft und Vortrag unterstützen. Durch das Singen von Tönen bekommt die Stimme mehr Glanz und Klangfülle, sie wird kraftvoller, voluminöser und man lernt die verschiedenen Resonanzräume zu nutzen, die der Körper zu bieten hat. All das wirkt sich dann auf die Sprechstimme und vor allem die Kontrolle darüber aus.
BECK Stellenmarkt: Warum haben Sie sich gerade auf dieses Thema spezialisiert? Was fasziniert Sie generell an der Stimme und der Stimmbildung?
Bolz-Fischer: Ich arbeite schon mein ganzes Leben lang gerne mit der Stimme, bin ausgebildete Sängerin und Musikwissenschaftlerin, komme also eigentlich eher aus dem musischen Fach – damit bin ich in meiner Familie allerdings ziemlich alleine. Fast alle anderen sind Juristinnen und Juristen, sowohl mein Mann, der Richter ist, als auch meine beiden Söhne, die sich an unterschiedlichen Stellen auf der juristischen Ausbildungsleiter befinden und viele weitere Familienmitglieder.
Mein Mann erzählte mir immer wieder, wie er vor Gericht bemerkt, dass sich die professionelle Qualifikation vieler Anwältinnen und Anwälte nicht unbedingt in ihren Redebeiträgen spiegeln. Er identifizierte stimmliche Probleme als Ursache dafür. Das hat mich auf die Idee gebracht, meine musikalische Qualifikation dazu zu nutzen, gezielt Anwältinnen und Anwälten zu helfen.
"Eine optimale Grundlage für ein erfolgreiches Leben als Juristin und Jurist"
Es ist sehr spannend, mitzuerleben, wie sie entdecken, was man mit dem ureigenen Instrument des Menschen alles erarbeiten und erreichen kann. In den meisten Fällen bleibt es natürlich bei der Konzentration darauf, wie man seine Sprechstimme stärkt und trainiert. Aber manche meiner Coachees entdecken durch unsere gemeinsame Arbeit auch viel Freude am Gesang. Übrigens tut man auch etwas Gutes für seine Gesundheit, denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass mit dem Singen die Immunabwehrkräfte gesteigert werden und zudem das Stresshormon Cortisol abgebaut wird.
So verbindet man den erfolgssteigernden mit dem stressreduzierenden Effekt der Stimmbildung. Dies ist eine optimale Grundlage für ein erfolgreiches Leben als Juristin und Jurist.
BECK Stellenmarkt: Vielen Dank für das Gespräch!
Über die Interviewpartnerin:
Ute Bolz-Fischer M.A.
Stimmbildnerin und Stimmcoach
für Juristen
https://law-and-voice.de/
Das Gespräch führte:
Veronika Gebertshammer
Diplom-Juristin