
Der LL.M. International and European Law Advanced an der Radboud Universteit in Nijmegen hat meine juristische Ausbildung sowohl in fachlicher als auch in persönlicher Hinsicht ungemein bereichert. Mit meiner Entscheidung für diesen LL.M. hatte ich die Möglichkeit, das Jurastudium auf eine andere Art und Weise kennenzulernen sowie neue Erfahrungen zu machen und Freundschaften fürs Leben zu schließen.
Abseits von Amsterdam
Die Radboud Universität in Nijmegen, nahe der deutsch-niederländischen Grenze, ist eine der bekanntesten Universitäten der Niederlande. Obwohl sie 1923 als katholische Universität Nijmegen gegründet wurde, ist davon heute nur noch wenig zu spüren, außer dass an katholischen Feiertagen keine Vorlesungen stattfinden. Die Universität ist heute sehr modern, hat einen sehr grünen Campus und ein lebendiges, internationales Studierendenleben. Die juristische Fakultät ist eine der führenden Fakultäten in den Niederlanden und zeichnet sich durch eine besonders persönliche Zusammenarbeit zwischen Lehrenden, Professorinnen und Professoren und den Studierenden aus.
Was macht den LL.M. International and European Law Advanced aus?
Der LL.M. International and European Law bietet die vier Spezialisierungen International and European Law Advanced, Human Rights and Migration, Business Law und European Law and Global Affairs an. Neben den verpflichtenden Grundlagenvorlesungen im Internationalen Recht und Europarecht kann dann, je nach Spezialisierung, aus einer Vielzahl von Vorlesungen und Seminaren gewählt werden. Diese Spezialisierungen umfassen nicht nur besondere Rechtsgebiete wie beispielsweise European Public Procurement Law oder European Insolvency Law, sondern auch interdisziplinäre Fächer wie Law and Society oder Philosophy of International Law.
Der LL.M. International and European Law Advanced zeichnet sich durch Persönlichkeit, Interaktivität und Diskussionsfreudigkeit aus. Dies spiegelt sich auch in den Vorlesungen und Seminaren wider. Ein Jahrgang besteht aus 30 bis 50 Studierenden und Vorlesungen mit 10 bis 15 Studierenden stellen den Normalfall dar. Die Herkunftsländer sind dennoch sehr unterschiedlich und reichen von Europa über Nord- und Südamerika bis Asien. Auch ein paar niederländische Studierende nutzen die Möglichkeit, einen solch renommierten LL.M. an der eigenen Universität zu haben.
Die Vorlesungen sind so gestaltet, dass sich die Studierenden mit einer Reading List zum Thema vorbereiten. Das klassische Lösen von Fällen steht eher im Hintergrund. In der Vorlesung werden dann neben der Wissensvermittlung zum Thema auch aktuelle Probleme und Fragestellungen miteinander diskutiert. Solche Diskussionen umfassten auch tagesaktuelle Ereignisse, wie z.B. die Reaktion der EU auf Verstöße gegen das Rechtsstaatsprinzip in Ungarn oder Polen, die internationalrechtliche Einordnung des Angriffskriegs gegen die Ukraine oder der Hamas in Israel.
Allerdings beschränken sich die Vorlesungen nicht auf bloße theoretische Diskussionen. Beispielsweise wurden Paper zu aktuellen Fragestellungen geschrieben, präsentiert und diskutiert. Manche Dozentinnen und Dozenten boten den Studierenden in diesem Rahmen auch die Möglichkeit an, ihre Paper als Blogbeiträge auf renommierten Foren wie beispielsweise dem Verfassungsblog oder dem Blog of European Journal of International Law zu publizieren. Auch Moot Courts waren fester Bestandteil einiger Vorlesungen.
Bewerbung und Wohnungssuche
Der LL.M. startet im Februar und im September. Damit gehört die Radboud Universität zu einer der wenigen Universitäten, wo ein LL.M. zu zwei Zeitpunkten im Jahr begonnen werden kann. Der Bewerbungsprozess ist durchaus überschaubar. Neben einem Lebenslauf, Zeugnissen und einem Sprachnachweis muss noch ein Motivationsschreiben eingereicht werden. Das International Office betreut die LL.M.- Studierenden gerade zu Beginn sehr umfangreich und hilft bei der Kurswahl und der Orientierung in der Fakultät und auf dem Campus.
Auch das örtliche Studierendenwerk bietet bezahlbare Wohnheimzimmer für internationale Studierende an. Was die Lebenshaltenskosten und Mieten anbelangt, ist Nijmegen durchaus mit deutschen Großstädten wie München zu vergleichen, innerhalb der Niederlande aber immer noch günstiger als Amsterdam, Rotterdam oder Den Haag. Die Studiengebühren sind relativ günstig im Vergleich zu Studiengebühren angloamerikanischer Universitäten.
Studierendenleben in einer Universitätsstadt
Neben der Universität ist Nijmegen eine sehr lebenswerte kleine Universitätsstadt, die einen tollen Kontrast zu den großen Metropolen in Deutschland wie beispielsweise München darstellt. Die Stadt wird sehr von den Studierenden und vielen jungen Menschen geprägt, die nach dem Studium in Nijmegen bleiben und dort oder im nicht weit entfernt liegenden Arnhem oder Utrecht arbeiten. Es gibt viele ehrenamtliche Hochschulgruppen, deren Angebot von politischem oder gesellschaftlichem Engagement über Sport und Kultur bis hin zu Musik reichen.
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Über die Autorin:
Clara Bicanic, LL.M.
Sie Clara Bicanic, LL.M. studierte Rechtswissenschaften an der LMU München und an der Universitetet i Oslo in Norwegen. Im Anschluss an das Erste Examen absolvierte sie ihren LL.M. an der Radboud Universiteit Nijmegen. Seit April 2024 ist sie Rechtsreferendarin am Landgericht München.