Vom LL.M. zur Anwaltszulassung in Kalifornien: Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium in Los Angeles

Los Angeles
von Dr. Sebastian Pech

Interview mit Alexander Brauns, LL.M. (UCLA), der sein LL.M.-Studium an der University of California, Los Angeles (UCLA) School of Law im Studienjahr 2023/2024 absolviert hat und derzeit als Rechtsanwalt in einer mittelständischen Kanzlei im Fachbereich Civil Litigation in Los Angeles tätig ist.

Warum hast Du Dich für ein LL.M.-Studium an der UCLA entschieden – und wie war Deine Erfahrung dort?

Die Frage nach dem passenden LL.M.-Programm war für mich schnell beantwortet: UCLA bietet nicht nur ein starkes wirtschaftsrechtliches Profil, sondern auch ein lebendiges internationales Umfeld. Besonders beeindruckt haben mich die Offenheit und Zugänglichkeit der Professor:Innen, die Diskussionen auf Augenhöhe fördern – etwas, wovon wir in Deutschland durchaus noch lernen können. Es hat mir große Freude bereitet, verschiedene Themenfelder aus US-amerikanischer Sicht rechtsvergleichend zu studieren.

In Erinnerung bleiben wird insbesondere Prof. Stephen Bainbridge, eine prägende Stimme im US-Gesellschaftsrecht und prominenter Verfechter des Shareholder-Value-Ansatzes – ganz im Sinne des amerikanischen Corporate Law, das sich deutlich vom europäisch geprägten Stakeholder-Modell unterscheidet. Die Studierenden habe ich als politisch wach und engagiert erlebt, mit viel Interesse an gesellschaftlichen Debatten. Und nicht zuletzt: Unter Palmen studiert es sich einfach besser – der Campus der UCLA wurde nicht umsonst wiederholt zum „most-instagrammable“ Campus der USA gekürt.

Du hast im Anschluss an das LL.M.-Studium das California Bar Exam absolviert. Wie unterscheidet sich die Prüfung vom deutschen Staatsexamen und wie hast Du Dich vorbereitet?

Das „Bar Exam“, die US-amerikanische Anwaltsprüfung, stellt das Pendant zum zweiten deutschen Staatsexamen dar. Es ist zwar kein verpflichtender Bestandteil des LL.M.-Studiums, je nach Kurswahl kann man sich jedoch für das California, das New York oder das Texas Bar Exam qualifizieren – ein spannender Aspekt für alle, die in den USA juristisch Fuß fassen möchten. Im Vergleich zum deutschen Staatsexamen ist das Bar Exam weniger inhaltlich tief, dafür aber deutlich komprimierter. Die Herausforderung liegt nicht so sehr in der Komplexität als in der Masse an Stoff, die in kurzer Zeit beherrscht werden muss. Gerade als LL.M.-Student:In begegnet man vielen Prüfungsfächern zum ersten Mal im Rahmen der Examensvorbereitung.

Ich habe das Bar Exam als Eintrittskarte in den US-Arbeitsmarkt empfunden. Das Bestehen war eine tolle Bestätigung, dass man sich mit Struktur, Ausdauer – und einem guten Lernplan – auch als LL.M.-Student:In auf unbekanntem Terrain behaupten kann. Ein großer Vorteil war für mich, dass ich dabei auf die Erfahrung aus der deutschen Examensvorbereitung zurückgreifen konnte.

Nach dem LL.M. bist Du im Rahmen des OPT-Programms in den USA geblieben. Was ist das genau und wie nutzt Du die Phase beruflich?

OPT steht für „Optional Practical Training“ und ermöglicht internationalen Studierenden nach Abschluss ihres Studiums für einen gewissen Zeitraum in den USA zu arbeiten. Ich empfand das OPT als ideale Gelegenheit, das Gelernte in der Praxis anzuwenden und erste Schritte im US-Arbeitsmarkt zu machen. Die größte Zugangshürde zum US-Arbeitsmarkt bleibt sicherlich das Visum – gerade deshalb ist das OPT eine so wertvolle Brücke zwischen Studium und Berufseinstieg. Ich arbeite zur Zeit in Los Angeles als Rechtsanwalt in einer mittelständischen Kanzlei im Bereich Civil Litigation.

Wie erlebst Du den beruflichen Alltag in einer US-Kanzlei?

Ich empfinde den Arbeitsalltag als sehr schnelllebig – und wurde im besten Sinne direkt ins kalte Wasser geworfen. Obwohl mein bisheriger Fokus im Gesellschaftsrecht lag, schätze ich den Fachbereich Litigation sehr. Regelmäßige Gerichtstermine, direkter Mandantenkontakt und Zeugenvernehmungen gehören zum täglichen Brot und machen den Berufsalltag abwechslungsreich und herausfordernd – gerade als Nicht-Muttersprachler hat das am Anfang Überwindung gefordert. Mein Team hat mich jedoch hervorragend unterstützt. Besonders hervorheben möchte ich ebenfalls die flachen Hierarchien und das Vertrauen, das mir von Kanzlei und Team entgegengebracht wurde.

Was sind Deine beruflichen Zukunftspläne?

Zurzeit genieße ich den Arbeitsalltag als Litigator sehr. Langfristig zieht es mich jedoch an die Schnittstelle zwischen deutschem und amerikanischem Recht: Ich möchte Unternehmen bei grenzüberschreitenden Transaktionen begleiten – dafür dürfte mein Weg wohl über kurz oder lang an die Ostküste führen. Das LL.M.-Studium war für mich dabei nicht nur akademische Weiterbildung, sondern ein echter Brückenbauer zwischen zwei Rechtssystemen, und eine Erfahrung, die ich jedem ans Herz legen kann, der juristisch über den Tellerrand hinausblicken möchte.

 

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Das Interview führte:

Dr. Sebastian Pech, LL.M. (Duke)
Er hat sein LL.M.-Studium in den USA an der Duke University School of Law absolviert und die Internetseite www.llm-essentials.de ins Leben gerufen, um zukünftigen LL.M.-Studierenden bei der Entscheidungsfindung, Vorbereitung und Durchführung ihres Auslandsaufenthalts zu unterstützen.

Interviewpartner war:

Alexander Brauns, LL.M. (UCLA)