Fitnesstraining für die Stimme im Anwaltsberuf - Wie Anwältinnen und Anwälte vom stimmlichen Effekt profitieren

Sprechen im Geschäftsleben
von Ute Bolz-Fischer M.A.

Anwältinnen und Anwälte sollten durchsetzungsstark, sympathisch und energiegeladen wirken. So machen sie den besten Eindruck auf ihre Mandantinnen und Mandanten. Doch funktioniert das auch im fortgeschrittenen Alter und weiter oben auf der Karriereleiter? Behandelt man die Stimme wie ein unentbehrliches wertvolles Werkzeug, gelingt ein dynamischer Auftritt mit der eigenen Stimme auch im späteren Anwaltsleben.

Die Stimme ist der Seismograf für Stimmung, Temperament und Agilität von Menschen. Wir meinen, ihr all das entnehmen zu können. Das, was wir als positiv und dynamisch wahrnehmen, sind ein gleichmäßig gutes Klangbild, eine deutliche Artikulation und eine ruhige Atmung. Wer hechelt und nach Luft schnappt, wirkt gestresst und unsicher. Kontrolliertes Atmen hingegen lässt uns seriös und als Herr:in der Lage erscheinen. Eine Stimme ohne Nebengeräusche bei der Tonbildung ist ein weiterer Faktor, der zu einem guten Stimmbild beiträgt: kein Rasseln, kein Rauschen und auch kein Zischen beim Atemholen. Wenn eine Stimme nicht belegt ist, sondern klar und unangestrengt klingt, empfinden wir das als angenehm und vertrauenerweckend.

Wie lässt sich die Stimme fit halten?

Doch was tun, wenn Ihre Stimme nicht mehr so mitmacht, wie Sie es gewohnt sind? Der Stimmapparat besteht aus Körperteilen, die einem Veränderungsprozess unterliegen. Selbst wenn Sie die Person am Telefon noch nie vorher gesehen haben und sich fragen, wer da spricht, assoziieren Sie ungewollt sofort ein bestimmtes Bild zum Alter des Sprechenden. Das ist nicht überraschend: Muskeln und Gewebe verändern sich mit der Zeit. Das wirkt sich auf Ihre Stimme aus, sodass sie im Laufe der Zeit zittrig, dünn, schrill oder brüchig werden kann. Das individuelle Stimmbild hinterlässt einen Eindruck auf das Gegenüber und es macht einen Unterschied, ob Ihre Stimme angestrengt und „verbraucht“ oder „frisch“ klingt.

Gerade im Anwaltsberuf bedeutet eine gute Stimmqualität beim Reden immense Vorteile. Mit zunehmendem Alter bekleidet man verantwortungsvollere Positionen – und das sollte die Stimme einer Anwältin und eines Anwalts ausstrahlen. Eine Position als Partnerin oder Partner geht beispielsweise mit der Verantwortung einher, Geschäfte zu generieren und darüber hinaus als Vertrauens- und Führungspersönlichkeit gegenüber Mitarbeitenden aufzutreten. Der (zutreffende) Eindruck von Kompetenz und Einsatzbereitschaft sollte mit einer klaren sowie sympathischen Stimme transportiert werden.

Gesang als Verjüngungskur und wohltuende Entlastung

Dem Alterungsphänomen der Stimme können Sie wirkungsvoll vorbeugen. Wie beim Rest des Körpers kann ein richtiges Training an der Stimme und gleichermaßen an der Gesichtsmuskulatur für mehr Spannkraft im Gesicht sorgen und sich ganz nebenbei positiv auf das äußere Erscheinungsbild auswirken.

Das Training beginnt mit der Atmung. Viele Menschen arbeiten flach in den Schulter- und Brustbereich. Im Gegensatz dazu fördert eine tiefe Bauchatmung die Stimmkraft, die dann nicht mehr im Rachenraum produziert werden muss, was auf Dauer für eine Überbelastung sorgt. Tiefes Atmen fällt leichter, wenn man durch die Nase einatmet, was zusätzlich die Stimmbänder schont und die Ausdauerfähigkeit der Stimme erhöht. Auch die Bauchmuskeln und das Zwerchfell werden durch die Bauchatmung aktiviert. Aus der Beanspruchung dieser Körperpartien folgt eine aufgerichtete Körperhaltung, was nicht nur der Stimme guttut, sondern auch für das äußerliche Erscheinungsbild von Juristinnen und Juristen von großem Vorteil ist.

Die Produktion des guten Klangs vollzieht sich im Mund- und Rachenraum. Die sogenannten Artikulatoren – dazu gehören Zunge, Gaumensegel, Lippen und Kiefer – sorgen für eine junge, dynamische Stimme. Die Stimme kann geschult und nachhaltig gestärkt werden. Der optimale Ton bildet sich, indem man beim Singen den Kiefer entsprechend öffnet. Dieses Öffnen des Kiefers wird direkt auf das Sprechen übertragen: Die Sprechstimme und die Sprache werden klangvoller, lebendiger und deutlicher. Über Stimmbildung lernt man, sich die Resonanzräume im Körper zunutze zu machen. Mundhöhle, Kehl-, Rachen- und Rachennasenraum werden ausgebildet und geweitet. Das wirkt dem Prozess der Stimmalterung entgegen. Man muss den Ton mit der richtigen Technik nicht „pressen“, durch die Weite im Stimmapparat schwingt die Stimme, sie kann sich entfalten und bleibt fit.

Klang und Karriere: Ihre Stimme wirksam einsetzen

Anwältinnen und Anwälte sind die Stimme ihrer Mandantinnen und Mandanten. Das ist nicht nur sinnbildlich, sondern sehr oft auch im wahrsten Sinne des Wortes zu verstehen. Als Berufsträger:in sollten Sie dafür sorgen, dass diese Aufgabe bis in die letzten Karrierestufen zuverlässig und auf hohem Niveau wahrgenommen werden kann. Dazu gehört zu einem großen Teil die Qualität einer Stimme, der man schon beizeiten, aber jedenfalls im Laufe der Karriere die erforderliche Förderung zukommen lassen sollte. Mit dem richtigen Training können Sie Ihrer Stimme bewusst Ausdruck verleihen, diese pflegen und versuchen zu erhalten. Als Jurist und Juristin hinterlässt Ihre ausdrucksstarke Stimme einen bleibenden Eindruck bei Mandantinnen und Mandanten und lässt sich außerdem als Karriereinstrument in der Anwaltswelt wirksam einsetzen.

 

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Über die Autorin:

Ute Bolz-Fischer M.A.
ist Stimmcoach, Sängerin und Musikwissenschaftlerin. Im Rahmen von Law & Voice Stimmbildung für Juristinnen und Juristen hat sie ein speziell auf die Bedürfnisse von Juristinnen und Juristen abgestimmtes Stimmtraining entwickelt. Ihre Arbeit zielt darauf ab, die Stimme zu stärken und die Resilienz ihrer Coachees zu fördern. www.law-and-voice.de

Dieser Artikel erschien erstmals als Beitrag in der Printausgabe Beck-Stellemarkt 12/23.