Über die Faszination für das Steuerstrafrecht in die Partnerschaft

Dr. Moritz Lange im BECK Stellenmarkt Interview

In unserer BECK Stellenmarkt-Rubrik „LEGAL PERSONALITIES“ stellen wir Jurist:innen vor, die den Rechtsmarkt besonders geprägt haben und solche, von denen man künftig sicher noch einiges hören und lesen wird. Heute sprechen wir mit Dr. Moritz Lange, der seit 2014 als Rechtsanwalt in der renommierten Wirtschafts- und Steuerstrafrechtskanzlei FEIGEN GRAF in Frankfurt tätig ist. Nachdem er 2014 als Associate in der Sozietät eingestiegen ist, wurde er 2019 Salary Partner und in 2022, mit nur 34 Jahren, zum vollwertigen Equity-Partner befördert.  

Herr Dr. Lange, Sie sind kürzlich vom JUVE Verlag unter die 40 unter 40 gewählt worden und damit in den Kreis derer, denen Wegbeleiter eine große Karriere im Rechtsmarkt vorhersagen. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Ich habe mich sehr gefreut und bin natürlich stolz, damit in die Fußstapfen unseres Gründungspartners, Dr. Walther Graf, zu treten, der bereits 2006 in die „40 unter 40“ gewählt wurde. Besonders freut mich, dass ich neben meiner geschätzten Kollegin, Dr. Kerstin Stirner (Anmerkung der Redaktion: von der Kanzlei Gercke Wollschläger), als nur einer von zwei Strafverteidigern ausgezeichnet wurde. Es ist schön zu sehen, dass man im Markt junge Rechtsanwälte wahrnimmt und ihre Leistungen honoriert. Mit 36 Jahren ist das für mich persönlich aber hoffentlich erst der Anfang…

… aller Anfang ist schwer, so sagt man. Sie sind 2014 als Berufsanfänger bei Feigen Graf eingestiegen, nachdem Sie dort bereits einen Teil Ihres Referendariats absolviert haben. 2019 sind Sie dann Salary Partner geworden und schon im Januar 2022 mit 34 Jahren Equity Partner. Ein bemerkenswerter Aufstieg! Wie ist Ihnen das gelungen?

Ja, tatsächlich ging das alles sehr schnell. Aus fachlicher Sicht hat mir geholfen, dass ich im Rahmen meines Jura-Studiums an der Universität Tübingen den Schwerpunkt Steuer- und Wirtschaftsstrafrecht gewählt habe. Ich fand den Bereich und die Themen super spannend und interessant, daher hat es mir auch nichts ausgemacht, mich dort mit viel Elan und Engagement reinzuknien. Meinem langjährigen Mentor, Dr. Bernd Groß, verdanke ich, dass er mich schon früh für die Materie begeistert und stets gefördert hat. Daher war mir schon in diesem frühen Stadium klar, dass ich künftig im Wirtschafts- und Steuerstrafrecht arbeiten möchte. Darauf habe ich ab dann alles Weitere ausgerichtet und einen Teil des Referendariats in der Steuerabteilung einer großen Wirtschaftskanzlei absolviert, die Anwaltsstation dann schon direkt bei Feigen Graf. Der Rest ist Geschichte.

Was hat Sie dazu bewogen den Start ins Berufsleben in einer spezialisierten Boutique zu suchen?

Mein Kollege, Dr. Bernd Groß, der unser Frankfurter Büro seit vielen Jahren als Managing Partner führt, war damals Lehrbeauftragter in Tübingen, insofern bin ich schon früh mit Feigen Graf in Berührung gekommen. Ich war von ihm als Person beeindruckt, die positive Wahrnehmung von Bernd Groß und von der Sozietät sowie den Kollegen hat sich in meiner Anwaltsstation noch vertieft und bestätigt. Im Referendariat hatte ich den direkten Vergleich, da ich im Rahmen der Stationen auch Einblicke in eine Großkanzlei erhalten habe, was spannend und lehrreich war. Mir hat das Miteinander bei Feigen Graf, das Team und das Familiäre sehr gefallen, wir waren damals ja nur vier Anwälte im Frankfurter Büro, das hat viel Spielraum eröffnet. Sicher war es besonders zu Beginn herausfordernd. Ich musste schnell eigenständig arbeiten und Verantwortung übernehmen, dabei bin ich manchmal ins kalte Wasser geworfen worden, aber das gehört dazu und ich habe mich nie allein gefühlt, denn ich konnte die erfahrenen Kollegen auch immer nach ihrer Einschätzung/ihrem Rat fragen. Genau das war es, was mir so gut gefallen hat. Ich konnte zudem schnell eigene Beratungsschwerpunkte definieren und gezielt Expertise aufbauen.

Bleibt bei einer solchen Karriere überhaupt noch Zeit für die Familie?

Ich bin Vater eines kleinen Sohnes, im Sommer erwarten meine Frau und ich unser zweites Kind, worüber wir uns sehr freuen. Natürlich ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine Herausforderung. Ich bin dankbar, mit einer Juristin verheiratet zu sein, die die Herausforderungen und Anforderungen, die unser Job mit sich bringt, nachvollziehen kann und Verständnis hat. Als Paar muss man immer als Team agieren und manchmal auch flexibel reagieren. Das bekommen wir gut hin.

Sie haben unter anderem die Deutsche Bank im Zusammenhang mit den Cum-Ex Steuerdeals vertreten, eine hochkomplexe Thematik. Was fasziniert Sie daran?

Die strafrechtliche und auch steuerrechtliche Aufarbeitung der Cum-Ex Transaktionen beschäftigt unsere Kanzlei schon seit der Einleitung der ersten Ermittlungen im Jahr 2012, so dass ich schon sehr früh mit der Materie in Berührung gekommen bin. Die Grundkonstellation ist immer ähnlich, auch wenn es im Einzelfall natürlich Unterschiede gibt bzw. die Sorgen und Probleme der Mandanten variieren. Aus meiner Sicht ist besonders spannend, dass die Rechtslage so lange unklar bzw. umstritten war und selbst bspw. die Themen der Einziehung weiterhin umstritten sind.

Gerade im Steuerstrafrecht hat man es häufig mit Mandanten des öffentliche Lebens oder Fällen zu tun, die medial viel Aufmerksamkeit genießen. Hat das einen besonderen Reiz?   

Ja, natürlich sind die Fälle, die aktuell in der Presse diskutiert werden spannend; aber die Bandbreite auf Mandantenseite ist groß, da begegnen einem nicht nur Prominente, sondern auch der Arbeiter, der auf dem Bau ohne Rechnung gearbeitet hat. Das Steuerstrafrecht finde ich persönlich vor allem interessant, weil es akzessorisch ist und man als Strafverteidiger an zwei Stellen kämpfen kann. Du fragst dich also einerseits steuerrechtlich, ob bspw. der Steueranspruch tatsächlich bestand und andererseits strafrechtlich, ob dein Mandant verstanden hat, was er getan hat, also, ob er zum Beispiel vorsätzlich falsche Angaben in der Einkommensteuererklärung gemacht hat oder ob ihm womöglich der Steuerberater zu diesem „Trick“ geraten hat. Das gilt es dann zu evaluieren, zu bewerten und entsprechend Strategien zu entwickeln. Wir als Verteidiger haben an der Stelle immer eine Verteidigungslinie mehr– dadurch ist vieles möglich, das macht den Job so reizvoll und spannend.

Was sollte man mitbringen, um im Steuerstrafrecht durchzustarten?

Sicher muss man nicht alle Details der sieben Einkunftsarten auswendig können, auch die entsprechende Schwerpunktwahl im Studium ist nicht entscheidend. Wie eigentlich in jedem Rechtsgebiet sollte man Interesse für die Materie mitbringen. Auch eine gewisse Begeisterung für unbekannte, manchmal vielleicht auch seltsam klingende Paragrafen, wovon es im Steuerrecht einige gibt, schadet nicht.

Wer Interesse hat, wirtschaftliche Sachverhalte unter einer Strafrechtskomponente zu betrachten, der ist in diesem Bereich richtig. Manchmal muss man auch selbstbewusst, „street smart“ agieren, um dem Staatsanwalt oder der Behörde, die den Mandanten verfolgt, entschlossen entgegen treten zu können – da zählt Personality, neben der rechtlichen Expertise.

Feigen Graf expandiert und eröffnet nun, neben Köln und Frankfurt, einen weiteren Standort in München. Was bedeutet die Expansion für die Sozietät?

Zum einen zählt Feigen Graf durch den Einstieg von Dr. Andreas Minkoff mit dann 26 Berufsträgern zu den größten wirtschaftsstrafrechtlichen Einheiten in Deutschland. Zum anderen stellen wir uns gleichzeitig breiter auf und können künftig vor allem den Bereich Defence Investigation besser abdecken. Wir sprechen hier vom Einsatz von KI, Legal Tech und sonstigen fortschrittlichen Methoden zur Sachverhaltsermittlung, was dazu führt, dass wir nicht nur die strafrechtliche Unternehmens- oder Mandatsverteidigung vornehmen können, sondern dass wir schon bei der Sachverhaltsermittlung selbst intensiv eingebunden sind. Das macht unsere Verteidigung noch besser, wir können unseren Mandanten künftig Full-Service bieten; also alles, was der Abwehr von ordnungswidrigkeiten-, straf- oder sonstigen haftungsrechtlichen Thematiken dient.

Inwieweit suchen Sie für den dritten Standort noch gezielt nach Mitarbeiter:innen?

Wir suchen fortlaufend an allen Standorten nach Rechtsanwälten und Rechtsanwältinnen, die an straf- und ordnungswidrigkeitenrechtlichen Sachverhalten interessiert sind. Wir brauchen Kandidat:innen, die schnell übernehmen, wenn z. B. ein Mandant verhaftet wurde, aber auch in der Lage sind, eine große Anzahl von Dokumenten in kurzer Zeit zu sichten, wenn man sich schnell in komplexe Sachverhalte einarbeiten muss.

Zum Abschluss haben wir fünf sehr persönliche Fragen vorbereitet, bitte beenden Sie die Sätze spontan, also aus dem Bauch heraus:

Als ich jung war wollte ich immer… Fußballprofi werden.

Die Entscheidung Jura zu studieren… ist aus der Not erwachsen, weil es für das Medizinstudium notentechnisch nicht gereicht hat. Erst hatte ich noch mit Zahnmedizin geliebäugelt, aber mich dann (glücklicherweise) für Jura entschieden.

Im Beruf wie auf dem Spielfeld… bin ich als vielseitiger Kommunikator geschätzt und bekannt.

Wenn ich in der Rückschau etwas anders machen könnte, würde ich… in der Schule besser bei den Fremdsprachen aufpassen und fleißig Vokabeln pauken. Dann könnte ich heute auf jeden Fall besser Spanisch; das bedauere ich.

2023 habe ich mir vorgenommen… neben einer Team-Floßfahrt auf der Isar eine Kanzleireise nach Mallorca für das Jahr 2024 zu planen.

Vielen Dank für das spannende und kurzweilige Interview, Herr Dr. Lange!

 

Zum Interviewpartner:

Dr. Moritz Lange
ist seit 2014 als Rechtsanwalt in der Kanzlei Feigen Graf tätig, Anfang 2022 ist er in die Partnerschaft aufgenommen worden. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Arbeitgeberstrafrecht, Bankstrafrecht,  Kapitalmarktstrafrecht, Korruptionsstrafrecht, Medizinstrafrecht, Ordnungswidrigkeitenrecht, Steuerstrafrecht (insbesondere i. Z. m. Cum/Ex, ADR und RMC-Strukturen), Umweltstrafrecht, Untreue-Verfahren und im Wettbewerbsstrafrecht.