Law Clinics: Die juristische Ambulanz

von Veronika Gebertshammer

Was versteht man eigentlich unter einer Law Clinic und welcher Zweck wird mit dieser Einrichtung verfolgt? Falls Du dir diese Frage schon häufiger gestellt hast, dann ist dieser Artikel genau der richtige für Dich! Denn hier erfahrt Ihr alles über das Konzept und die Ziele einer Law Clinic. Außerdem zeigen wir Euch, warum die Teilnahme an einer Law Clinic für Studierende sehr wertvoll sein kann.

Das grundsätzliche Ziel einer Law Clinic ist es die Theorie mit der Praxis zu verbinden – und das schon im Studium und nicht erst im Referendariat. In Deutschland nimmt deshalb der Beliebtheitswert von Law Clinics sowohl bei Studierenden als auch bei Ratsuchenden in den letzten Jahren rasant zu.

Was versteht man nun unter Law Clinics?

Law Clinics sind in den 1960er Jahren an amerikanischen Universitäten entstanden, Bedürftige können sich dort kostenlos von Studierenden juristisch beraten lassen. Das Konzept der Law Clinics hat sich inzwischen weltweit verbreitet und bewährt, so gibt es Einrichtungen unter anderem an Universitäten in Australien, China, Großbritannien, Indien, Israel, Japan, den Niederlanden, Polen, Russland, der Schweiz, Spanien und Tschechien.

In Deutschland wurde die ersten Law Clinics schon im Jahr 2011 eröffnet, die juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin war dabei eine der Vorreiter. Heutzutage gibt es in Deutschland zahlreiche Law Clinics mit unterschiedlichen Beratungsschwerpunkten, sodass ratsuchenden und hilfsbedürftigen Menschen nunmehr viele Anlaufstellen für Fragen rund um die deutsche und europäische Rechtsordnung zur Verfügung stehen. Die Nachfrage ist groß, sowohl auf Seiten der Ratsuchenden aber auch auf Seiten derjenigen, die ihre Hilfe anbieten und sozial Benachteiligte aktiv unterstützen möchten.

Wie funktioniert das Konzept genau?

Einige der Law Clinics sind als unabhängige studentische Vereine organisiert, andere sind an Universitäten angebunden und arbeiten eng mit diesen zusammen. Der Großteil der Law Clinics hat sich auf das Asyl- und Migrationsrecht spezialisiert, sog. Refugee Law Clinics. Ein wesentlicher Aspekt der Tätigkeit ist, dass die studentische Rechtdienstleistung für den Klienten völlig kostenfrei ist. Im Gegenzug ist eine Haftung der Studenten und der Universitäten ausgeschlossen.

Die Arbeit der Studierenden kommt somit ratsuchenden Personen oder Organisationen zugute, die sich eine Beratung durch eine Rechtsanwältin bzw. einen Rechtsanwalt nicht leisten können. Die ratsuchenden Personen und Organisationen erhalten durch die wissenschaftliche Arbeit, die Studierende der Law Clinic meist unter Betreuung von wissenschaftlichem Personal leisten, eine maßgebliche Unterstützung. Die Arbeit von Law Clinics trägt dadurch zur erfolgreichen Beilegung von Konflikten und zur Klärung von rechtlichen Fragestellungen bei.

Die konkrete Ausgestaltung der jeweiligen Law Clinic ist allerdings den Studierenden und den Ausbildenden überlassen. Dabei sollten stets bestimmte essenzielle Kernelemente erfüllt sein, damit die Qualität der Beratung gewährleistet ist. Dazu zählen vor allem eine fundierte Ausbildung mit theoretischen und praktischen Aspekten, eine Supervision und eine ständige Reflexion über die eigene Arbeit durch die Studierenden.

Welche Vorteile hat eine Teilnahme an einer Law Clinic?

Das innovative Konzept der Law Clinics ermöglicht Studierenden schon in einem frühen Stadium ihrer Ausbildung, das theoretisch erlernte Wissen aus den Vorlesungen – anhand von konkreten und realen Fällen - in der Praxis anzuwenden. Studierenden sammeln dadurch bereits praktische Erfahrungen, verbessern ihre Fähigkeit, strategisch zu denken und bauen gleichzeitig ihre Analyse- und Argumentationsfähigkeit aus. Sie lernen, worauf es in der Gesprächsführung mit Mandanten ankommt und erfahren „live“ wie man mit einer Portion Verhandlungsgeschick überzeugen kann.

Außerdem erfordert und fördert die Teilnahme an einer Law Clinic ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit. Das Konzept einer Law Clinic könnte somit mit dem Slogan „Learning by doing“ perfekt überschrieben werden.

Wichtig ist, zu wissen, dass die Fallbearbeitung zudem meist in einer engen Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen, Kanzleien und staatlichen Stellen stattfindet. Außerdem erfolgt meist eine Supervision durch Professorinnen und Professoren sowie Praktikerinnen und Praktikern, die die Studierenden bei ihrer Tätigkeit unterstützend zur Seite stehen und den Kontakt zu kooperierenden Stellen schaffen und pflegen.

Studierende bekommen auf diese Weise einen Einblick in die Herausforderungen und Realitäten der juristischen Arbeit und werden nicht allein gelassen. Bereits während des Studiums können dadurch Kenntnisse in einem Rechtsgebiet anhand praktischer Fälle bereichert und ausgebaut werden.

Ein weiterer großer Vorteil ist, dass Studierenden durch die Kooperation mit Praktikerinnen und Praktikern ein Einblick in ein mögliches späteres Berufsgebiet gewährt wird. Außerdem ist die interdisziplinäre Ausrichtung des Projekts hervorzuheben, wodurch es den Studierenden ermöglicht wird, andere Sichtweisen auf das Rechtsgebiet kennenzulernen.

An den meisten Universitäten bekommt man für die Teilnahme an einer Law Clinic ein Zertifikat, das Du in deine Bewerbungsmappe mitaufnehmen kannst. Außerdem können sogar Creditpoints erworben werden oder die Tätigkeit als Schlüsselqualifikationsleistung anerkannt werden. Insofern tut man etwas gutes und gleichzeitig etwas für den eigenen Lebenslauf…

 

Du möchtest mehr über die Arbeit in einer Law Clinic erfahren? Dann kannst du hier den Erfahrungsbericht eines Mitglieds der "Refugee Law Clinc" lesen.

Über die Autorin:

Veronika Gebertshammer
Diplom-Juristin

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