Drei Buchstaben mit Potential

von Jana Bogatz

Warum ich meinen LL.M. gemacht habe?

Ich habe mich zu einem LL.M. entschieden, weil ich im Ausland studieren und nochmal über den Tellerrand schauen wollte. Außerdem konnte ich damit perfekt mein Interesse für das internationale Privatrecht und die italienische Kultur und Kulinarik verbinden.

Warum ein LL.M. auf dem Lebenslauf Eindruck macht?

Natürlich hat mir mein LL.M. in meiner Karriere nicht geschadet. Heute bin ich Partnerin in einer IP-Boutique und regelmäßig involviert in den Recruitment-Prozess. Dabei ist ein LL.M. kein Einstellungskriterium, aber ein LL.M. aus dem Ausland steht dennoch für Internationalität, kulturelles Bewusstsein, Flexibilität und Sprachkenntnisse – Eigenschaften, die aus mehreren Gründen sehr gerne gesehen sind.

Warum ein LL.M. im gewerblichen Rechtsschutz von Vorteil ist?

Ein LL.M. für das Rechtsgebiet des gewerblichen Rechtsschutzes, insbesondere mit Spezialisierung hierauf, ist beim Start ins Berufsleben sehr hilfreich. Der gewerbliche Rechtsschutz (bzw. das IP-Recht) lebt von der Internationalität. Selten sind IP-Fälle länderspezifisch und häufig berät man zu Auseinandersetzungen in verschiedenen Jurisdiktionen. Entweder darf man diese international koordinieren oder in Bezug auf einen länderspezifischen Teilaspekt selbst beraten.

In internationalen Kanzleien arbeitet man zumeist mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern oder mit anderen Kanzleien aus aller Welt zusammen. Davon unabhängig ist die eigene Mandantschaft zumeist ebenfalls international. So oder so hat man Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern, einem anderen Rechtssystem und anderen Kulturen.

Die Beratung erfolgt dabei zudem zu einem großen Teil auf Englisch. Aber egal wo die Kolleginnen und Kollegen herkommen, es wird nicht nur das Rechtssystem anders sein, sondern auch die Art und Weise der Kommunikation, sei es in Stil (z.B. in förmlichem Anschreiben und »Sie« oder persönliche Ansprache mit dem Vornamen, obwohl man sich noch nicht einmal vorher gesehen oder gehört hat), Länge (kurz und knapp oder doch lieber etwas länger) oder Inhalt.

Das IP-Recht bringt Abwechslungsreichtum, für den man die erforderliche Flexibilität und Sensibilität braucht. Dafür ist ein LL.M. im Ausland genau das Richtige. Dort lernt man nämlich nicht nur den Umgang mit anderen Kulturen (oftmals sogar mit sehr vielen, weil LL.M.-Programme üblicherweise Studenten aus aller Welt anziehen), sondern auch, sich fachlich über das Recht auszutauschen. Eine Fähigkeit, die nicht jeder beherrscht, die aber klar von Vorteil ist und mit der man später überzeugen kann.

Warum kulturelles Bewusstsein so wichtig ist?

Insbesondere für die Mandantenbeziehung und -akquise ist es essenziell, die Art und Weise der Kommunikation zu verstehen und in einem gewissen Maße zu übernehmen. So kann ein Stil für einen Mandanten aus dem einen Land funktionieren, aber für Mandanten aus anderen Ländern vollkommen unangebracht sein (z.B. USA oder asiatische Länder).

Das heißt nicht, dass man sich für jeden Mandanten verstellen soll, aber es wird definitiv erwartet, genug kulturelles Bewusstsein zu haben und die Kommunikation auf den Mandanten anzupassen. Darüber hinaus ist es nicht unüblich, mit Kollegen oder Parteien aus anderen Ländern Verhandlungen zu führen. Auch hier ist kulturelles Feingefühl gefragt. Immerhin möchte man ja die Verhandlungen für den Mandanten nicht entgleisen lassen, nur weil man sich unglücklich ausgedrückt hat.

Hat man also schon einmal zu verschiedenen Kulturen Kontakt gehabt, fällt dies leichter. Ein LL.M., sofern man diesen auch für kulturellen Austausch nutzt, kann hierfür die richtige Grundlage bilden.

Wie hat mir mein LL.M. geholfen?

Ich arbeite bei D Young & Co LLP sehr eng mit unseren englischen Kolleginnen und Kollegen zusammen. Auch hier ist kulturelles Bewusstsein gefragt. So kann die deutsche Direktheit auf einen Engländer etwas forsch wirken. Insofern mussten nicht nur ich und meine deutschen Kolleginnen und Kollegen unsere Fähigkeiten zu kulturellem Verständnis unter Beweis stellen, sondern auch unsere englischen Kolleginnen und Kollegen. Eine Herausforderung, die wir tagtäglich meistern, aber es ist genau dieser Austausch, der mein Arbeitsleben so spannend macht und ich möchte ihn definitiv nicht missen.

Last but not least – im Rahmen des LL.M. habe ich auch eine Reihe von Freundschaften geknüpft und seitdem mein internationales Netz an Freunden auch beibehalten und erweitert. Mit einigen dieser Freunde arbeite ich jetzt auch zusammen.

Fazit

Ich würde meinen LL.M. auf jeden Fall wieder machen. Ich glaube, dass er vor allem im Hinblick auf den kulturellen Austausch eine unvergleichliche Erfahrung bietet, die insbesondere für das Berufsleben im gewerblichen Rechtsschutz unerlässliche Fähigkeiten vermittelt.

 

Über die Autorin:

Jana Bogatz, LL.M. Eur.
Fachanwältin für gewerblichen Rechtsschutz
Partnerin im Münchner Büro
der Kanzlei D Young & Co LLP

 

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