Vom Nein zum Ja – Als Jurist:in mit Ablehnung im Networking-Alltag erfolgreich umgehen

von Dr. Anja Schäfer

Mit Ablehnung umzugehen, stellt für die meisten Jurist:innen eine große Herausforderung dar, sei es im Arbeitsalltag oder beim Netzwerken. Wer hört schon gern ein Nein. Eben diese Reaktion löst besonders beim Networking eine gewisse Unsicherheit aus: Sie stellen zum Beispiel eine Vernetzungsanfrage und nichts passiert. Sie wollen von einem Netzwerkkontakt weiterempfohlen werden oder jemanden empfohlen bekommen, Ihre Bitte wird jedoch ignoriert oder gar abgelehnt.

Besonders Berufseinsteiger:innen trauen sich deshalb häufig nicht, Erstkontakte zu knüpfen oder bereits bestehende Kontakte erneut anzusprechen. Zum einen kostet es Überwindung, den Kontakt zu einer fremden Person (erneut) aufzunehmen, zum anderen ist da der Glaube bei vielen, dass sie ihrem (potenziellen) Kontakt noch nichts bieten können. Beispielsweise werde ich als Business Coach und Mentorin häufig von jungen Kolleg:innen gefragt, ob diese in sozialen Netzwerken wie LinkedIn „einfach so“ eine Vernetzungsanfrage an Personen richten oder diese erneut ansprechen können, die sie bei einem virtuellen Netzwerk-Event oder einem solchen vor Ort kennengelernt haben. Dies gilt insbesondere, wenn die anzusprechenden Personen deutlich berufserfahrener sind oder bereits über ein wesentlich größeres Netzwerk verfügen.

Meine Antwort darauf ist für manche überraschend: „Ja, das können Sie, und Sie sollten es auch als Berufsanfänger:in tun!“ Denn allein Ihr Gegenüber entscheidet, ob Sie für diese Person ein interessanter, wertvoller Netzwerkkontakt sind, und ob er oder sie Ihre (Vernetzungs-)Anfrage annimmt oder nicht. Diese Entscheidung sollten Sie nicht vorab in Ihrem Kopf mit der Folge treffen, dass in den meisten Fällen die entsprechende Anfrage gar nicht erst gestellt wird.

Stecken Sie Ihren Kopf nicht in den Sand und werfen Sie Ihre Ziele nicht über Bord, wenn Ihre Anfragen verneint werden. Trainieren Sie besser den richtigen Umgang mit Ablehnung und auch, wie es Ihnen – nicht nur im Rahmen des Netzwerkens – immer häufiger und leichter gelingt, ein Nein in ein Ja umzuwandeln. In den nachfolgenden vier Tipps erfahren Sie, wie Sie dies mit Erfolg angehen:

Erfolgstipp 1: Fürchten Sie die Ablehnung Ihres Gegenübers nicht

Rechnen Sie mit einem Nein, wenn Sie bestimmte Kontakte erstmalig  oder erneut ansprechen. Kontaktieren Sie die für Sie interessanten Personen dennoch, zeigen Sie sich interessiert und stellen Sie Ihre (Vernetzungs)- Anfragen.

Machen Sie sich jedoch gleichzeitig von Ihren Erwartungen frei. Überlassen Sie vielmehr Ihrem Gegenüber die Entscheidung, ob sich diese:r mit Ihnen vernetzen, Sie weiterempfehlen oder Ihnen eine Empfehlung geben will. Die Erfahrung zeigt, dass es deutlich seltener zu einem Nein kommt, wenn Sie der anderen Person das Gefühl vermitteln, dass sie Ihre Anfrage ablehnen kann, ohne dass sich dieses nachteilig auf die gemeinsame Beziehung auswirkt.

Erfolgstipp 2: Nehmen Sie ein Nein nicht persönlich

Die Ablehnung einer Anfrage nicht persönlich zu nehmen, ist nicht immer leicht. Es gelingt jedoch, wenn Sie sich bewusst machen, dass Sie mit Ihrer Anfrage zuallererst eine Sachfrage gestellt haben. Das Nein Ihres Gegenübers hat daher in den allermeisten Fällen nichts mit Ihrer Person zu tun.

Wenn Sie es also auch beim Networking schaffen, die Sach- von der Beziehungsebene zu trennen und ein Nein sachlich zu betrachten, netzwerkt es sich nicht nur leichter. Sie eröffnen sich zudem die Möglichkeit, sich auf andere Weise für Ihre Wünsche stark zu machen.

Erfolgstipp 3: Werten Sie ein Nein nicht höher als Ihren eigenen Wunsch

Stehen Sie zu sich, und lassen Sie sich nicht davon abhalten, Ihre (Networking-)Ziele weiter zu verfolgen. Werten Sie das Nein Ihres Gegenübers nicht höher als Ihre eigenen Wünsche. Fragen Sie sich daher stets: „Wie wichtig ist mir dieser Kontakt oder das, was ich mir von dieser Person erbitte?“

Wenn Sie für sich klar haben, was oder wen Sie wie erreichen wollen, haken Sie nach. Hinterfragen Sie das Nein Ihres Gegenübers. Überlegen Sie sich, wie die Lösung noch aussehen und zu einem gemeinsamen Win-Win führen könnte. Fokussieren Sie sich darauf, und gehen Sie in die Verhandlung.

Erfolgstipp 4: Kommunizieren Sie Ihre Wünsche ganz konkret

Wir unterstützen andere gern dabei, ihre Ziele zu erreichen. Jedoch nur, wenn wir konkret wissen, was wir tun können. Ist jedoch eine Anfrage zu unkonkret formuliert, dann lehnen wir eher ab, als das Falsche zu tun. Deshalb betrachten Sie ein Nein als eine Einladung, sich mit Ihren Wünschen nochmals zu beschäftigen und diese zum einen so konkret wie möglich und zum anderen auch Netzwerk-attraktiv zu formulieren.

Je klarer Sie selbst sind, je klarer Sie kommunizieren, was Sie wollen und warum, umso leichter erreichen Sie, dass andere Sie bei der Erreichung Ihrer Ziele und der Erfüllung Ihrer Wünsche unterstützen. Denn Netzwerken ist immer ein Geben und Nehmen.

 

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Über die Autorin:

Dr. Anja Schäfer
ist Anwältin, Expertin für Networking & Female Leadership in Kanzleien und Mentorin für Juristinnen mit Fokus auf Themen wie Networking, Selbstmarketing und Expertinnen Branding. Sie veranstaltet regelmäßig Networking-Events, so bspw. unter dem Slogan „Als Expertin sichtbar“ am 30. September 2022 das erste „Juristinnen netzwerken ... BarCamp“ in Berlin.  (http://www.juristinnen-netzwerken.de/)

Dieser Artikel erschien erstmals als Beitrag in der Printausgabe Beck-Stellemarkt 18/22.