Frau Dr. Schäfer, Rechtsanwältin und Expertin für Networking und Female Leadership lädt zum FRAUENnetzwerkenTAG ein und erklärt, warum es besser ist, zusammen zu arbeiten, als gegeneinander.
Frau Dr. Schäfer, Sie sind Gastgeberin und Initiatorin des am 1. & 2. April stattfindenden FRAUENnetzwerkenTAGs für Juristinnen. Aus welcher Intention heraus haben Sie das Event ins Leben gerufen, und welches Ziel verfolgen Sie mit der Veranstaltung?
Ganz einfach, weil nichts von dem, was ich heute tue, ohne mein Netzwerk möglich gewesen wäre, was mich inspiriert, unterstützt, begleitet und mir auch in einer persönlich sehr herausfordernden Zeit zur Seite stand.
Networking ist der – von vielen Frauen unterschätzte – Erfolgsfaktor im Business. Es gibt keinen schnelleren und leichteren Weg zum Ziel, als sich dabei von anderen unterstützen zu lassen.
In meinen Trainings, die ich beispielsweise regelmäßig bei Karrieretagen an juristischen Fakultäten gebe, begegnen mir immer wieder Referendarinnen, die sich der Wichtigkeit eines guten Netzwerks für ihr berufliches Vorankommen noch nicht bewusst sind. Ich kenne viele Studentinnen, die sich nicht trauen, businessmäßige Kontakte zu knüpfen.
Es war einfach an der Zeit für ein virtuelles Networking-Event von, für und mit Juristinnen. Wie schön, dass ich zum zweiten FRAUENnetzwerkenTAG für Juristinnen am 1. & 2. April 2022 einladen kann.
An wen richtet sich die Veranstaltung? Welche Themen stehen diesmal im Fokus?
Der FRAUENnetzwerkenTAG ist für alle Juristinnen, und zwar unabhängig vom Karriereabschnitt. Studentinnen und Referendarinnen sind insbesondere willkommen und profitieren von besonders günstigen Tickets.
Das Selbstmarketing steht im Fokus, ein wichtiger, von Frauen noch unterschätzter Erfolgsfaktor beim Netzwerken. Expertinnen – Networking als Erfolgsrezept – gemeinsam kommt man schneller ans Ziel die meisten ebenfalls Juristinnen – teilen erprobte Strategien und praxistaugliche Tipps dazu, wie Frau im Netz oder auf LinkedIn sichtbarer wird, ihre Expertise durch Texte selbst vermarket oder kurz & knapp vorstellt. Beim Speed-Networking oder in interaktiven Workshops können die Teilnehmerinnen ihr Wissen gleich im Austausch mit Gleichgesinnten ausprobieren.
Inwieweit ist es für Frauen im Bereich „Tax bzw. Law“ schwieriger/herausfordernder „Karriere zu machen“, als in anderen Branchen?
Obwohl seit 2017 mehr Frauen als Männer zur Anwaltschaft zugelassen werden, ist diese noch immer sehr männlich geprägt. Am 1.1. 2019 waren 64,9 % aller Berufsträger:innen Männer1, mit der Folge, dass Berufseinsteigerinnen– vor allem in größeren Einheiten – in den allermeisten Fällen noch immer in ein deutlich männlich geprägtes Arbeitsumfeld kommen und dort klarkommen müssen. Es sind noch immer die Männer, die die besseren Positionen innehaben und eher Karrieremöglichkeiten eröffnen können.
Warum ist Networking gerade für Juristinnen Ihrer Einschätzung nach so wichtig, bzw. inwieweit ist gutes Networking Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere?
Ein gut funktionierendes Netzwerk hat einen großen, wenn nicht den größten Anteil am beruflichen Erfolg bei Jurist:innen – nämlich 60 Prozent. Als junge Anwältin habe ich mich – wie viele Frauen – zuerst auf das Perfektionieren meiner Kompetenzen fokussiert. Absolut entscheidend für den beruflichen Erfolg sind jedoch Kommunikation & Selbstmarketing (30 Prozent) und die richtigen Kontakte. Die Leistung, die Frau in der Regel mit Links erbringt, macht nur 10 Prozent am Erfolg aus und sorgt auch nicht für das entsprechende Image. In der immer noch sehr männlich geprägten Anwaltswelt muss jede Berufseinsteigerin – am besten gleich von Beginn an – bewusst dafür sorgen, wie andere sie wahrnehmen sollen. Es ist auch viel vorteilhafter, sich ein Netzwerk zu suchen und zu pflegen, das dafür sorgt, dass das eigene Image und damit die Expertise schnell bekannt bzw. die richtigen Personen erreicht werden, als sich auf das Perfektionieren der eigenen Leistung zu konzentrieren.
Entsprechende Angebote, wie den FRAUENnetzwerkenTAG, gab es nicht immer. Wie haben Sie sich beim Netzwerkaufbau beholfen?
Ich bin Mitglied im Deutschen Juristinnenbund geworden, habe mich drei Jahre als Vorsitzende einer Regionalgruppe engagiert und bin auf diese Weise auch in meinem Kanzleiumfeld sichtbarer geworden. Der djb ist vor allem für jüngere Kolleginnen ein sehr empfehlenswertes Netzwerk.
Ganz praktisch gefragt – wie wird man eine gute Netzwerkerin? Was hätten Sie zu Beginn Ihrer Karriere gerne gewusst?
Networking und Selbstmarketing sind die Karriere-Erfolgsfaktoren schlechthin. Es ist nie zu früh, damit anzufangen, mit der eigenen Expertise sichtbar zu werden und regelmäßig neue Kontakte zu knüpfen bzw. ausgewählte davon zu vertiefen. Damit sich schnell die gewünschten Ergebnisse einstellen, sollte Frau dies strategisch, proaktiv und zielfokussiert tun sowie sich Unterstützung – z.B. durch Mentoring – holen.
Bitte vervollständigen Sie den Satz: „Frauen im Bereich Tax und Legal und Karriere im Jahr 2022 …“
– jede ist ihres Glückes Schmied. Mit einem Netzwerk an der Seite geht’s leichter und schneller.
1 Siehe dazu Killian/Dreske (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch der Anwaltschaft 2019/2020, S. 41.
Über die Autorin:
Dr. Anja Schäfer
Anwältin, Mentorin, Expertin für
Female Leadership
Die Autorin dankt Grit Hömke für den, dem Beitrag zugrunde liegenden Austausch.
www.frauennetzwerkentag.de