Wie viel Zeit verbringen Sie als Jurist oder Juristin regelmäßig in den sozialen Netzwerken? Haben Sie auch das Gefühl, dass sich Ihre Social-Media-Aktivitäten als Zeitfresser entpuppen? Sich zu informieren, zu recherchieren, zu posten oder sich mit anderen zu vernetzen, ist einerseits notwendig und nützlich, nimmt aber andererseits Zeit in Anspruch. Oft passiert es, dass aus den geplanten 15 Minuten schnell ein oder mehr Stunden am Tag werden.
Immer wieder begegnen mir Kolleg:innen, die in puncto Sichtbarkeit als Expert:in und Networking die sozialen Netzwerke nicht strategisch nutzen und sich auf diese Weise viel Zeit durch Social Media rauben lassen. Mir selbst ist es früher auch so gegangen, bis ich damit anfing, mich auf ein soziales Netzwerk - in meinem Fall LinkedIn – zu konzentrieren und dieses zielfokussiert für den Aufbau meines Netzwerks und meiner Bekanntheit als Expertin zu nutzen.
Erfahren Sie daher mit den nachfolgenden fünf Tipps, wie auch Sie zeit- und zielfokussiert Social Media für sich verwenden, so dass dies auf Ihr Networking einzahlt, und Sie auf diese Weise mit Ihrer Expertise im Netzwerk sowie Netz sichtbar werden, sind und bleiben.
Tipp 1: Fokussieren Sie sich auf Ihr Ziel und ausgewählte Netzwerke
Jede Social-Media-Plattform erfordert unterschiedliche Inhalte und eine entsprechende Pflege. Fokussieren Sie sich daher – vor allem zu Beginn – auf ein oder maximal zwei Netzwerke, die Sie entsprechend quantitativ und qualitativ bespielen. Richten Sie dabei Ihren Fokus auf das Netzwerk, in dem Sie selbst gern unterwegs sind, und in dem darüber hinaus die Menschen sind, die Sie erreichen wollen.
Wenden Sie möglichst nur Zeit für die Aktivitäten auf, die Sie Ihrer Zielgruppe und Ihrem Ziel näherbringen. Fragen Sie sich: Was ist Ihr Fokus in puncto Networking und Sichtbarkeit als Expert:in?
Tipp 2: Fokussieren Sie sich auf Ihre Ergebnisse
Nutzen Sie die sozialen Netzwerke nicht nur „einfach so“, sondern stets mit Fokus auf Ihr Ziel und entsprechende Ergebnisse. Prüfen Sie regelmäßig – am besten monatlich –, ob Sie tatsächlich erreicht haben, was Sie erzielen wollen.
Werten Sie z. B. aus, ob Sie die Sichtbarkeit bei Ihrer Zielgruppe gewonnen haben, die Sie erreichen wollen? Haben Sie bspw. Mandant:innenanfragen über Ihre Social-Media-Plattformen generiert oder entsprechende Job-angebote erhalten? Sind Kolleg:innen oder Geschäftspartner:innen mit Kooperationsanfragen auf Sie zugekommen? Haben Sie Vortrags- oder Publikationsangebote über Ihre virtuellen Kontakte und damit über die sozialen Netzwerke bekommen?
Tipp 3: Setzen Sie sich ein Zeitlimit
Fokussieren Sie sich auf Ihre geplante Zeitinvestition und den zeitlichen Aufwand der jeweiligen Aktivitäten: Setzen Sie sich bspw. eine halbe Stunde täglich, und nutzen Sie u. a. diese strategisch für Ihr Networking. Recherchieren Sie in dieser Zeit interessante Kontakte, stellen Sie individuelle Vernetzungsanfragen, oder schreiben Sie persönliche Nachrichten.
Nutzen Sie alltägliche Leerlaufzeiten so bspw. Bahnfahrten. Denn dann können Sie sehr gut durch den Feed scrollen, Beiträge liken oder auch den ein oder anderen Kommentar schreiben. Relevante Beiträge, die der Interaktion dienen, können Sie speichern, um dazu später einen ausführlicheren Kommentar zu verfassen oder diese mit Ihrem Netzwerk zu teilen.
Tipp 4: Weniger ist mehr
Investieren Sie Ihre Zeit in die Erstellung ausgewählter, auf den Punkt gebrachter Kommentare oder in die Gestaltung weniger, aber dafür hochwertiger Beiträge, die Ihrer Zielgruppe Mehrwert bieten, diese zum Austausch einladen und somit „aus der Masse“ hervorstechen.
Denn es bedeutet in der Regel nicht weniger Zeiteinsatz, wenn Sie qualitativ hochwertige Inhalte für Ihr Netzwerk erstellen oder Ihre Expertise durch passende Kommentare mit diesem teilen. Zudem geben Sie so Ihren Inhalten mehr Zeit zu performen. Dadurch gelangen diese besser zu Ihrer Zielgruppe, was wiederum zur Steigerung der Interaktionen und Ihrer Reichweite führt.
Tipp 5: Überprüfen Sie die Qualität Ihrer Netzwerke
Strategisches Networking bedeutet auch, dass Sie immer wieder überprüfen, ob Ihr Netzwerk qualitativ hochwertig ist. Das erfahren Sie unkompliziert, indem Sie regelmäßig in Ihren Feed schauen und diesen mit Fokus auf Ihre Networking-Ziele betrachten. Beiträge von Kontakten, die für Sie aktuell nicht relevant erscheinen, können Sie einfach minimieren, indem Sie bspw. diesen Personen auf LinkedIn einfach entfolgen.
Denn für Ihre Sichtbarkeit als Expert:in in den sozialen Netzwerken geht es nicht darum, alles zu sehen oder dort ständig präsent bzw. gar perfekt unterwegs zu sein. Viel wichtiger ist es für Sie, fokussiert ins Tun zu kommen, keine Angst vor Fehlern zu haben und Ihre Zeit für die Umsetzung Ihrer Strategie bewusst einzusetzen. Dies kann auch bedeuten, den ein oder anderen Beitrag Ihrer Kontakte einmal stehen zu lassen.
Über die Autorin:
Dr. Anja Schäfer
ist Anwältin, Expertin für Networking & Female Leadership in Kanzleien und Mentorin für Juristinnen mit Fokus auf Themen wie Netzwerkaufbau, Selbst-marketing und Sichtbarkeit als Expertin. Sie veranstaltet regelmäßig Networking-Events von, für und mit Juristinnen, so bspw. den „Juristinnen netzwerken ... TAG“, eine Online-Konferenz, welche am 24. & 25. März 2023 bereits zum dritten Mal stattfindet. Mehr Informationen dazu: www.juristinnennetzwerkentag.de/
Der Artikel erschien erstmals als Beitrag in der Printausgabe Beck-Stellenmarkt 05/23.