Virtuelle Kontakte mit Köpfchen – Warum und wie jede:r Jurist:in bereits als Berufseinsteiger:in auf LinkedIn aktiv sein sollte

Analysten Dashboard auf virtuellem Bildschirm
von Dr. Anja Schäfer

Sprechen wir einmal direkt zu Beginn Klartext: Die Lage auf dem Arbeitsmarkt, auch in der Juristerei, hat sich schon lange zu einem Markt für Bewerber:innen entwickelt. Sofern man mindestens ein vollbefriedigendes Examen (VB) vorweisen kann, können auch Berufsanfänger:innen mittlerweile mit vielen Jobangeboten in verschiedenen Bereichen rechnen.
Wie verhält sich aber die Lage, wenn man als Berufseinsteiger:in kein entsprechendes »VB« vorweisen kann? Schnell stellt sich dann die Frage, wie es nach dem zweiten Examen weitergehen kann.
Wer bereits während der Ausbildung mit dem Netzwerken auf LinkedIn, der sozialen Businessplattform schlechthin, beginnt, hat die Chance, zum einen frühzeitig erste Kontakte (nicht nur) zu potenziellen Arbeitgeber:innen und zukünftigen Vorgesetzten bzw. Kolleg:innen zu knüpfen wie auch zum anderen bereits bestehende zu vertiefen, um sich auf diese Weise (nicht nur) den Berufseinstieg zu erleichtern.
Wie (potenzielle) Volljurist:innen bereits frühzeitig die Herausforderungen von LinkedIn gut meistern und dieses Businessnetzwerk für den Berufseinstieg nutzen können, verraten die nachfolgenden 5 Tipps. 

Tipp 1: Positionieren Sie sich bereits während der Ausbildung auf LinkedIn

Als Jurist:in der Generation Z sind Sie mit Instagram, TikTok und Co. groß geworden, jedoch häufig nicht mit LinkedIn. Spätestens mit der ersten beruflichen Tätigkeit empfiehlt sich eine Anmeldung bei LinkedIn.

Schnell ist ein Profil mit einem aktuellen Foto – bitte nicht älter als zwei Jahre – erstellt und der aktuelle Lebenslauf hinterlegt. Nun gilt es, sich mit den Möglichkeiten der Sichtbarkeit und des Networkings auf bzw. durch LinkedIn vertraut zu machen. Beschäftigen Sie sich daher als Berufseinsteiger:in bereits früh mit Ihrem Personal Branding und so mit Ihrem – aus der derzeitigen Perspektive meist noch – zukünftigen Expert:innenstatus.

Befüllen Sie alle Felder innerhalb Ihres LinkedIn-Profils, für die Sie aktuell etwas bieten können: Kreieren Sie bspw. Ihren persönlichen Slogan, gestalten Sie ein ansprechendes Bannerbild, schreiben Sie einen persönlichen Info-Text, hinterlegen Sie die entsprechenden Informationen im Fokusbereich und bitten Sie andere, Ihnen eine Empfehlung auszustellen oder Ihre Kenntnisse zu bestätigen.

Tipp 2: Gehen Sie Ihr Personal Branding aktiv und fokussiert an

Haben Sie sich selbst bereits einmal gegoogelt? Wenn nein, sollten Sie es tun. Sofern Sie bereits ein LinkedIn-Profil besitzen, ist dieses mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf den Plätzen 1 bis 3 bei der Google-Suche zu finden.

Folglich bietet Ihnen LinkedIn eine kostenfreie Bühne, Ihr Know-how wie auch sich selbst als Person in Ihrem Profil sowie darüber hinaus (bspw. durch entsprechende Kommentare oder gar Beiträge) darzustellen. Unterschätzen Sie die Multiplikator:innenfunktion dieser Plattform zum Personal Branding und damit zum Aufbau Ihres Expert:innenstatus nicht. Nehmen Sie Ihren ersten persönlichen Eindruck bewusst in die Hand und gestalten Sie diesen proaktiv und fokussiert.

Tipp 3: Setzen Sie sich Ziele, die Sie mit bzw. durch Networking erreichen wollen

Ist das Profil fertig und damit der digitale »Hausputz« für die virtuelle Visitenkarte abgeschlossen, geht es nun an den Aufbau Ihres beruflichen Netzwerks mit bzw. auf LinkedIn. Bestimmen Sie dafür zunächst Ihr »smartes« Ziel, welches Sie durch das Netzwerken oder auch durch Ihr – derzeit noch deutlich ausbaufähiges – Netzwerk erreichen wollen.

Wollen Sie sich mit Unterstützung von LinkedIn Ihr Netzwerk auf- bzw. ausbauen, um auf diese Weise über den »versteckten« Arbeitsmarkt und damit über Ihre Kontakte schneller an den passenden Job zu kommen? Starten Sie in dem Fall mit einer Bestandsaufnahme Ihrer bereits vorhandenen Kontakte, die Sie aus Studium, Praktika, Referendariat usw. kennen. Senden Sie diesen Personen individuell formulierte Vernetzungsanfragen, in welchen Sie auf einen früheren persönlichen Kontakt Bezug nehmen. Sobald Ihre Anfragen bestätigt wurden, schaffen Sie Möglichkeiten für einen erneuten persönlichen Austausch mit ausgewählten Personen. Dies kann der gemeinsame Besuch von Netzwerkveranstaltungen des örtlichen Anwaltsvereins sein oder auch ein gemeinsames Mittagessen mit einzelnen Kolleg:innen.

Alternativ können Sie den Schwerpunkt Ihres Networkings auch zunächst auf das zielgerichtete Knüpfen neuer Kontakte setzen. Lassen Sie sich dazu interessante Personen durch Ihr Netzwerk empfehlen. Sprechen Sie diese direkt vor Ort auf Netzwerkveranstaltungen oder virtuell auf LinkedIn an und laden Sie zur Vernetzung ein. Haben Sie hier keine Scheu, sich auch mit Personen zu verbinden, die Sie bisher nicht direkt oder über Dritte persönlich kennen. Auf LinkedIn können Sie diesen zunächst einfach folgen und schauen, ob die einzelnen Personen zu Ihren Networking-Zielen passen. Später können Sie sich dann mit ihnen direkt vernetzen. Nutzen Sie auch hier die Gunst der Stunde, um sich mit einer individuellen Nachricht vorzustellen. Denn mit einer freundlichen Botschaft werden Sie nicht so schnell abgewiesen.

Tipp 4: Folgen Sie interessanten Influencer:innen, Unternehmen usw.

Neben neuen Kontakten können Sie auch Unternehmen, Kanzleien, öffentlichen Institutionen, Verbänden oder anderen Netzwerken folgen, die für Sie von Interesse sind, und regelmäßig für Sie relevante Neuigkeiten kommunizieren.

Auf diese Weise werden Sie unter Umständen auch auf für Sie interessante Kontakte und potenzielle Arbeitgeber:innen usw. aufmerksam, deren (Job-)Angebote Sie bisher wenig bis gar nicht wahrgenommen haben. Nutzen Sie diese Informationen, um auf LinkedIn  – und darüber hinaus  – weitere zu recherchieren und entsprechend neue Kontakte – mitunter auch über Ihre bereits vorhandenen – zu knüpfen bzw. auszubauen.

Tipp 5: Ergänzen Sie Ihre Bewerbung um Ihren LinkedIn-Profil-Link

Sie haben Ihr Examen in der Tasche und wollen sich nun für Ihren ersten Job bewerben? Werden Sie mit Ihrem Know-how und allem, was Sie sonst noch zu bieten haben, gleich doppelt sichtbar, indem Sie Ihre Bewerbung um Ihren LinkedIn-Profil-Link ergänzen.

Zeigen Sie auf diese Weise aktiv, dass Sie auch im Businesskontext soziale Netzwerke nutzen und Ihr Personal Branding bewusst angehen. Insbesondere Recruiter:innen werfen mittlerweile einen Blick auf Ihr Profil. In diesen Fällen funktioniert Ihr LinkedIn-Profil wie eine doppelte Bewerbung, die den ersten Eindruck idealerweise verstärkt, und Sie deshalb länger im Kopf Ihres Gegenübers bleiben lässt.

Schlussendlich müssen Sie sich aber mit Ihrem Profil auf LinkedIn wohlfühlen und authentisch, d.h. ohne Vorspiegelung falscher Tatsachen, rüberkommen. Ob dies für Sie zunächst »nur« eine passive Nutzung mit einem ausgefüllten und kontinuierlich optimierten Profil beinhaltet oder auch schon aktiv Vernetzungsanfragen gestellt oder sogar eigene Beiträge geteilt werden, das obliegt ganz Ihnen. Dennoch haben Sie so die Chance, sich mit LinkedIn digital frühzeitig zu positionieren und Ihren beruflichen Weg weiter auszugestalten.

Denn Ihr, insbesondere berufliches, Netzwerk wird mit der Zeit wachsen und Ihnen auf diese Weise mittel- bis langfristig weitere Türen, wie mögliche Jobangebote, (er-)öffnen, die Sie sich heute noch nicht vorstellen können. Kontakte schaden schließlich nur der Person, die keine oder nicht die richtigen hat.

 

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Über die Autorin: 

Dr. Anja Schäfer,
ist Rechtsanwältin, Expertin für Networking & Female Leadership in Kanzleien sowie Mentorin für Juristinnen mit Fokus auf Networking, Selbstmarketing und Expertinnen-Branding. Sie veranstaltet regelmäßig Netzwerk-Events, so bspw. unter dem Slogan »Als Expertin sichtbar« am 13. Oktober 2023 das zweite »Juristinnen netzwerken … BarCamp« in Berlin. http://www.juristinnen-netzwerken.de/

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