»International arbeiten wir jeden Tag.«
Dieses Versprechen hat mich im Jahr 2019 zum Berufseinstieg im Bereich Products Law bei Hogan Lovells gebracht. Motiviert haben mich dabei meine fachlich und persönlich bereichernden Auslandserfahrungen in Frankreich und Ägypten im Studium und Referendariat.
Vom ersten Entwurf über die Produktion und Nutzung bis zur Entsorgung oder Verwertung begleiten wir Produkte und ihre Bestandteile über die ganze Welt. Als global arbeitende Kanzlei mit nahezu 50 Büros in 22 Ländern bringt das die Zusammenarbeit mit Kolleg:innen und Mandant:innen in einer Vielzahl von Rechtsordnungen mit sich. Spätestens seit Corona fand diese Zusammenarbeit fast ausschließlich auf digitalem Weg und weniger durch persönlichen Kontakt statt. Da kam mir die Möglichkeit gerade recht, meine internationale Arbeitserfahrung durch unser internes Secondment-Programm bei Hogan Lovells, »HL Passport«, zu vertiefen.
Das Secondment-Programm
Secondment nennt man – allgemein gesprochen – die Entsendung eines Anwalts in ein anderes Arbeitsumfeld für einen begrenzten Zeitraum (typischerweise mehrere Monate). Meistens entsenden wir unsere Teammitglieder extern, wir integrieren sie also in die Rechtsabteilung einer Mandantin. Ziel ist es, die persönliche Nähe und das wechselseitige Verständnis für die Arbeitsweise zwischen Anwalts- und Mandantenseite zu intensivieren.
HL Passport ist das interne Secondment-Programm bei Hogan Lovells, mit dem Anwält:innen für drei Monate in ein anderes Team wechseln können, um so die internationale Vernetzung innerhalb unserer Kanzlei zu verstärken. Für einen Platz bei HL Passport können sich Rechtsanwält:innen nach dem vollendeten dritten Jahr bei Hogan Lovells bewerben. Mit etwas Glück und nach Planungen und Besprechungen mit meinem Chef konnte ich 2022 einen der Plätze bei der Erstauflage des Programms ergattern. Die Wahl meines Gaststandortes stand mir frei zwischen nahezu 45 Hogan Lovells Büros in 21 Ländern außerhalb Deutschlands.
Bei meiner Entscheidung für Tokio kamen zwei Punkte zusammen: Unser Team hat einige Mandantinnen mit Sitz oder Geschäftsaktivitäten in Japan. Außerdem ist Japan durch unseren ausgeprägten Fokus auf den Technologie- und Automobil-/Mobilitätssektor ein wichtiger Zielmarkt für uns. Privat fasziniert mich die japanische Kultur seit Langem, befeuert durch meine Vorliebe für japanische Küche und Filme von Akira Kurosawa.
Die erste Rückmeldung aus Japan dämpfte meine Vorfreude: »Herzlich Willkommen in Tokio, aber dein Aufenthalt in Japan ist in etwa so wahrscheinlich wie ein Secondment auf dem Mond.« Japan war seit 2020 durch die COVID 19- Maßnahmen streng abgeriegelt. Ich blieb trotzdem bei meiner Bewerbung und hatte Glück: Ab Frühjahr 2022 wurde Japan behutsam für langfristige Geschäftsreisende geöffnet und ich konnte mich an die Vorbereitungen machen. Dabei hat mich Hogan Lovells hervorragend unterstützt, eine Wohnung für mich angemietet, ein kulturelles Vorbereitungstraining organisiert und die Visaunterlagen vorbereitet. Nur meine Koffer packte ich selbst.
Der Arbeitsalltag in Tokio
In Tokio wurde ich nach der großen Super-Mario-Statue am Flughafen Narita auch von unserem Team mit viel Gastfreundlichkeit in Empfang genommen. Unser Büro dort agiert vor allem als Türöffner für japanische Unternehmen mit internationalem Geschäft und internationale Unternehmen, die in Japan aktiv sind. Entsprechend erfahren sind meine Kollegen in Tokio in der Integration und Vermittlung der japanischen Kultur: Von feiner japanischer Küche (z.B. Yakiniku, sehr zart gegrilltes Rindfleisch), über Kneipentouren (in Izakayas mit prägnantem Geräuschpegel) bis hin zu Karaoke (mit klarer Musikpräferenz für die Beatles) erhielt ich einen unvergesslichen Crashkurs.
Mit dem Standort wechselte ich auch das Fachgebiet: In Deutschland war ich Teil eines Produktsicherheits-/ Produkthaftungsteams mit einer großen Zahl eigener, fachlich dominierter Mandate. In Tokio wurde ich Teil eines Corporate-/M&A-Teams, das zur Hälfte aus japanischen und aus internationalen Anwälten besteht. Als für mich neue Arbeitsform konnte ich so die Betreuung großer Transaktionen kennen - lernen, unter Beteiligung und Koordination vieler Teams in verschiedenen Rechtsordnungen.
Ende Oktober besuchte mich auch mein Chef Sebastian Polly aus Deutschland in Tokio. Zusammen besuchten wir japanische Mandanten und bauten unsere Kontakte zu Anwaltskanzleien aus, mit denen wir in Japan kooperieren. Als Kontrastprogramm zu diesen Geschäftsterminen bleibt mir von diesem Besuch die intensivste Erfahrung meiner Zeit in Japan im Gedächtnis: eine riesige Halloweenparty am Shibuya Scramble, der als meistfrequentierte Kreuzung der Welt bekannt ist. Als 1.90 m großes Skelett verkleidet fand ich meinen Weg auf einige Erinnerungsfotos.
Neben meiner Arbeitszeit hatte ich auch die Gelegenheit, Japan zu bereisen und die Vielfalt der Jahreszeiten zu erleben: Von der Taifun-Saison im feucht - heißen Spätsommer über Wanderungen bei buntem Herbstlaub in den Bergen rund um Tokio bis hin zur Besteigung des Vulkans Aso bei Eis und Schnee mit anschließender Erholung im dampfend heißen Onsen. Nur die Kirschblüte muss ich mir für den nächsten Besuch aufheben.
Ich kann Jedem und Jeder empfehlen, bei der Gestaltung des Referendariats und Berufseinstiegs in andere Länder und Rechtsordnungen einzutauchen.
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Über den Autor:
Johannes Reinsberg - Rechtsanwalt in der Abteilung Products Law der Kanzlei Hogan Lovells
Er studierte in Passau und in Nantes (Frankreich). In seinem Referendariat am OLG Stuttgart absolvierte er Stationen u.a. bei der deutschen Außenhandelskammer in Kairo. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt im Bereich der Prozessführung auf dem Gebiet der Automobil-, Elektronik-, und Lebensmittelbranche.