Vom Hörsaal nach Hollywood: Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium in Los Angeles

Hollywood Schriftzug in den Hollywood Hills in Los Angeles
von Dr. Sebastian Pech

Interview mit Adrian Jungblut, LL.M. (UCLA), der sein LL.M.-Studium an der University of California, Los Angeles (UCLA) School of Law im Studienjahr 2022/2023 absolviert hat und derzeit in der Rechtsabteilung eines großen Filmstudios in Los Angeles tätig ist.

Warum hast du Dich für ein LL.M.-Studium in den USA und insbesondere in Los Angeles entschieden?

Die Medienindustrie hat mich schon immer interessiert, weshalb ich während meines Referendariats u.a. beim NDR und einer Hamburger Medienrechts-Boutique tätig war und so versucht habe, dieses Interesse mit meinem beruflichen Werdegang zu verbinden. Nach meiner Wahlstation in einer kleinen IP-Kanzlei in Los Angeles habe ich gemerkt, dass es mich reizen würde, länger in der Stadt zu bleiben und mich auf das Film- und Fernsehrecht zu spezialisieren.

Das LL.M.-Angebot der UCLA ist genau hierauf zugeschnitten, was aufgrund der Nähe zu Hollywood auch nicht überrascht, und hat mich sofort überzeugt. Als Stadt schätze ich an Los Angeles das angenehme Klima, die Strandnähe sowie die vielfältigen Kulturangebote im Bereich Film und Musik, z.B. kleinere Filmfestivals und Konzerte.

Was sind die Unterschiede zum Studium in Deutschland?

Die Vorlesungen laufen verschulter als in Deutschland ab. Es gibt weniger Frontalunterricht und offene Diskussionsrunden gehören zur Tagesordnung. Die Professoren sind zudem sehr nahbar, laden die Studenten zum Essen ein und sind ehrlich interessiert und hilfsbereit, auch was die weitere Karriere angeht. Auch der Campusalltag ist schwer mit dem Studium in Deutschland vergleichbar. Der Zusammenhalt zwischen den Studenten, der sich vor allem bei den Wettbewerben der universitätseigenen Sportmannschaften gegen rivalisierende Universitäten zeigt, ist schon besonders. Es gibt breit gefächerte Möglichkeiten, auch außerhalb der Vorlesungen Zeit auf dem Campus zu verbringen. Dazu gehören Network-Events, Filmvorstellungen im campuseigenen Kino oder das vielfältige Sportangebot von Basketball bis Tennis.

Was sind die Besonderheiten des LL.M.-Programms an der UCLA?

Die UCLA hat hervorragende Verbindungen in die Unterhaltungsindustrie und die Kurse sind sehr fachspezifisch. Ich hatte Kurse zu den Hollywood-Gilden (die mächtigen Drehbuchautoren-, Regisseuren- und Schauspielergewerkschaften), zur anwaltlichen Vertretung von Schauspielern und zum rechtlichen Umgang mit Streamingdiensten. Die Professoren sind oft hauptberuflich in hohen Posten in Filmstudios, bei Verwertern oder als Anwälte tätig, weshalb die Kurse sehr praxisorientiert sind.

Im Kurs zum Fernsehrecht habe ich genau das gelernt, was ich jetzt in meiner Arbeit täglich anwende. Dies kannte ich aus Deutschland, wo man eher auf das Examen als auf den auszuübenden Beruf vorbereitet wird, so nicht. Die Professoren sind zudem gut vernetzt und laden oft interessante Gäste in die Vorlesungen ein, um Einblicke aus ihrer Arbeit zu gewähren und Fragen zu beantworten. Ein Highlight war hier der Besuch des CEO von HBO.

Wie hat der LL.M. Dir in deiner weiteren beruflichen Karriere geholfen?

In Deutschland stehen einem mit einem LL.M. von einer renommierten Universität wie der UCLA natürlich viele Türen offen. Wer aber, wie ich, nach dem LL.M. in den USA bleiben will, muss einen Weg finden, sich für potenzielle Arbeitgeber interessant zu machen.

Während die US-amerikanischen J. D.- Studenten oft schon im Studium Jobangebote erhalten, ist dies für LL.M.-Studenten etwas schwerer. Aktives Netzwerken (z.B. mit Alumni) ist als deutscher Student, der sich hauptsächlich auf  eine gute Examensnote konzentriert, eher ungewohnt, aber unumgänglich, wenn man sich nach einem LL.M. in den USA etablieren will. Die UCLA ist hierfür aber eine gute Adresse. Die Universität führt Rankings im Bereich des Medien- und Unterhaltungsrechts an und viele bekannte Anwälte in dem Bereich haben selbst dort studiert und sind auch überraschend hilfsbereit, einem bei der Jobsuche zu helfen.

Auf diesem Weg habe ich auch meinen Job im US-Büro des französischen Filmstudios Gaumont, dem ältesten bis heute existierenden Studio der Welt, erhalten. In Frankreich war Gaumont u.a. für Ziemlich beste Freunde und Lupin verantwortlich. Im US-Büro produzieren wir vor allem Serien für den US- und lateinamerikanischen Markt, etwa Hannibal oder Narcos.

Kannst Du uns einen Einblick in Deinen heutigen beruflichen Alltag geben?

Die Rechtsabteilung von Gaumont kümmert sich um alle Verträge, die für die Entwicklung, Produktion und Distribution von Film und Serienprojekten notwendig sind. Hierfür müssen die Rechte an zu adaptierenden Stoffen gesichert und Vertragsinhalte mit Produzenten, Drehbuchautoren, Regisseuren und Schauspielern (oft in dieser Reihenfolge) ausgehandelt werden. All diese Vertragstypen haben wir während des Studiums im Detail besprochen, was sehr geholfen hat.

Fast täglich gibt es Meetings mit internen Produzenten und oft auch mit externen Vertragspartnern, was sehr spannend ist. Wenn der Dreh eines neuen Projekts ansteht und die Produzenten mit dringenden rechtlichen Fragestellungen an einen herantreten, kann es auch mal hektisch werden, bringt aber auch Spaß.

Weitere Sprachkenntnisse sind ebenfalls von Vorteil. Ich musste bereits spanischsprachige Verträge mit mexikanischen Schauspielern erstellen und die einzelnen Gaumont-Büros, darunter auch eines in Deutschland, kommunizieren viel miteinander. Derzeit könnte ich mir keinen spannenderen Job vorstellen und habe den Entschluss, nach meinem LL.M. in den USA zu bleiben, bisher nicht bereut.

 

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Über den Autor:

Dr. Sebastian Pech - LL.M. (Duke)
Dr. Pech hat sein LL.M.-Studium in den USA an der Duke University School of Law absolviert und die Internetseite www.llm-essentials.de ins Leben gerufen, um zukünftige LL.M.-Studierende bei der Entscheidungsfindung, Vorbereitung und Durchführung ihres Auslandsaufenthalts zu unterstützen.