Gehalt: Wie viel Geld verdienen Juristen?

von Tobias Fülbeck (C.H.BECK)

Wie viel Geld verdienen Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte? Wie groß sind die Gehaltsunterschiede? Und stimmt es, dass Berufseinsteiger in Top-Kanzleien bis zu 180.000 Euro erhalten? Ein Überblick. (Stand Dezember 2023)

Den Staat als Arbeitgeber, eine Großkanzlei, Verbände oder eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft – Juristinnen und Juristen haben bei der Jobauswahl die Qual der Wahl. Die möglichen Einsatzgebiete sind vielfältig. Wer dann noch zwei Mal ein „vollbefriedigend“ im Examen im Gepäck hat, kann sich den Job quasi aussuchen.

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Neben dem konkreten Tätigkeitsprofil ist für viele Juristinnen und Juristen natürlich auch das Gehalt ein wichtiges Kriterium bei der Berufswahl.

Zwei Drittel der Nachwuchskräfte würden sich durch ein besseres Gehalt von einem Umzug überzeugen lassen, ergab eine Umfrage des trendence Instituts unter 2.200 Studierenden, Referendarinnen und Referendaren sowie Volljuristinnen und Volljuristen. 

Die Spannbreite beim Gehalt ist groß. In kleineren Kanzleien, die den deutschen Rechtsdienstleistungsmarkt dominieren, starten Jungjuristinnen und Jungjuristen mit 40.000 Euro, in Großkanzleien winken für Associates zum Einstieg bis zu 180.000 Euro im Jahr.

Besoldung von Richtern und Staatsanwälten

Die "Gehälter" von Richterinnen und Richtern sowie Staatsanwältinnen und Staatsanwälten sind in Besoldungsgruppen geregelt.

Der Deutsche Richterbund beklagt eine Schere bei der Einstiegsbesoldung. Nach aktuellen Zahlen des Deutschen Richterbundes (DRB) von 2023 erhalten Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger in Bayern monatlich mit rund 5.021 Euro brutto inzwischen 644 Euro mehr Gehalt im Monat als Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger im Saarland. 

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Das Saarland zahlt dem DRB zufolge mit rund 4257 Euro weiterhin am wenigsten bei der Besoldung, habe die Lücke "aber geringfügig verkleinert, weil alle anderen Bundesländer die Gehälter um durchschnittlich 88 Euro angehoben haben, während das Saarland zuletzt rund 108 Euro drauflegte."

Neben dem Saarland bilden Thüringen und Sachsen-Anhalt, dicht gefolgt von Rheinland-Pfalz und Hessen, die Schlusslichter bei der Besoldung junger Justizjuristinnen und Justizjuristen. Am besten verdienen sie demnach in Bayern, Hamburg und Baden-Württemberg.

Auch mit steigender Berufserfahrung würde sich die Gehaltsschere nur minimal schließen, beklagt der Richterbund. So beträgt den DRB-Zahlen zufolge die R1-Besoldung im zehnten Jahr mit Berufserfahrung für Verheiratete mit zwei Kindern in Bayern 6.573 Euro im Monat, während der Betrag im Saarland mit 5.605 Euro um fast 1.000 Euro darunter liegen würde. 

Der Richterbund hat auf der Seite richterbesoldung.de Musterfälle für Besoldungen von Richtern und Staatsanwälten veröffentlicht.

Laut einer Kienbaum-Studie im Auftrag des Deutschen Richterbundes liegen die durchschnittlichen Einstiegsgehälter in Großkanzleien heute um rund 70.000 Euro höher als die Jahresbezüge junger Justizjuristinnen und -juristen (vgl. DRiZ 2/2018). Vor 25 Jahren habe die Differenz demnach noch bei knapp 30.000 Euro gelegen. 

Der Verfassungsrechtler Ulrich Battis kritisierte im Frühjahr 2023 in der "Deutschen Richterzeitung" (DRiZ 2023, 104), dass die Besoldung länderübergreifend seit über einem Jahrzehnt nicht mehr amtsangemessen und eklatant zu niedrig sei.

Weiter schreibt er: "Angesichts dieser offenen Missachtung bleibt den Beamten, Richtern und Staatsanwälten nur, gegen die jeweilige Besoldungsfestlegung Rechtsmittel einzulegen". Battis sieht in der Besoldungspolitik eine "Aufkündigung des besonderen Dienst- und Treueverhältnisses durch den Dienstherrn". 

Gehalt Rechtsanwalt / Umsatz in Kanzleien

Der durchschnittliche Umsatz von Rechtsanwaltskanzleien liegt nach Angaben der Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) bei 546.000 Euro (West: 666.000 Euro, Ost: 262.000 Euro).

Der Umsatz hängt natürlich stark von der Kanzleiform, dem Alter der Kanzlei und von der Ortsgröße des Kanzleisitzes ab. In überörtlichen bzw. internationalen Sozietäten im Westen Deutschlands wurden mit durchschnittlich 2,83 Millionen Euro wesentlich höhere Umsätze erzielt als in lokalen Sozietäten mit rund 1 Million Euro. Detaillierte Informationen dazu gibt es auf den Seiten der BRAK. Rund die Hälfte des Kanzleiumsatzes wird Studien zufolge von den Betriebskosten aufgezehrt.

Gehalt eines angestellten Anwalts

Nach Angaben der BRAK verdiente Anwälte im Wirtschaftsjahr 2018 brutto durchschnittlich 77.000 Euro, Rechtsanwältinnen 63.000 Euro. Laut Vergütungsdatenbanken schwanken die Gehälter aber enorm - auch zwischen Ost und West (zur Grafik).

Entscheidende Variablen des Gehalts sind Kanzleisitz, Unternehmensgröße und Wochenarbeitszeit. Anwältinnen und Anwälte, die mehr als 59 Stunden pro Woche arbeiten, erreichen laut Statistik durchschnittlich 110.000 Euro. 

"Vor allem zwischen Großstädten auf der einen und kleineren Städten auf der anderen Seite gibt es größere Abweichungen", heißt es im sogenannten STAR-Bericht 2020 der BRAK. In deutschen Großstädten mit über 500.000  Einwohnerinnen und Einwohner lag der durchschnittliche Bruttoverdienst von angestellten Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten bei 83.000 Euro, während er sich in Klein- oder Mittelstädten auf 45.000 beziehungsweise 43.000 Euro belief.

Gehalt als selbstständiger Anwalt

Der durchschnittliche persönliche Überschuss aus selbständiger Tätigkeit lag laut dem STAR-Bericht 2020 der BRAK bundesweit bei Vollzeit-Rechtsanwälten bei 110.000 Euro, bei Vollzeit-Rechtsanwältinnen bei 66.000 Euro. 

Gehalt beim Einstieg als Associate in einer Großkanzlei

Die Gehälter für Associates bei Großkanzleien sind laut Branchenberichten zuletzt deutlich gestiegen. Bis zu 180.000 Euro werden bezahlt (Stand: Dezember 2023). Details zu den geforderten Einstiegsgehältern vom juristischen Nachwuchs gibt es in einer Studie des Marktforschungsunternehmens Trendence.

Doch wer einen der begehrten Jobs in einer Top-Kanzlei haben möchte, sollte wissen: Man benötigt ein zweites Staatsexamen mit Prädikat (mehr zum Prädikatsexamen erfahren Sie hier). Und das erreichten laut Zahlen des Bundesjustizministeriums im Jahr 2015 nicht einmal 20 Prozent der 8.658 geprüften Kandidatinnen und Kandidaten.
Auch ein Doktor- oder LL.M.-Titel ist fast immer eine zwingende Einstellungsvoraussetzung geworden.

Gehalt von Seniorpartnern
 

Seniorpartner in großen Anwaltskanzleien kommen laut einem Bericht der "Deutschen Richterzeitung" aus dem Jahr 2018 im Mittel inzwischen auf 328.000 Euro, ein Plus von 190.000 Euro oder 135 Prozent gegenüber 1992.

Gehalt von Syndikusanwälten

Syndici in Vollzeit kommen laut BRAK auf ein durchschnittliches Einkommen von 123.000 Euro.

Gehaltsplus durch Doktortitel

Auch eine Promotion zahlt sich aus – insbesondere für Juristen. Denn diese können beim Gehalt deutlich mehr punkten als andere Berufsgruppen. Das ergab eine Umfrage der Plattform Gehalt.de im Herbst 2017. Im Schnitt winken bis zu 33.000 Euro brutto im Jahr mehr. Zum Vergleich: Bei Geisteswissenschaftlern wirkt sich demnach die Promotion mit „nur“ 5.400 Euro Gehaltsdifferenz aus.
 

Top-Jobs für Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte

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