Der Steuerberatermarkt verändert sich – das wird schon an den nüchternen Zahlen erkennbar, die die Bundesteuerberaterkammer alljährlich zur Berufsstatistik herausgibt. Nach immer schwächerem Wachstum in den Vorjahren von unter 1 Prozent ist die Anzahl der Praxen in 2015 erstmals zurückgegangen (siehe Berufsstatistik 2015 der BStBK, Seite 13). In einem solchen Konsolidierungsprozess steigt der Wettbewerbsdruck und diejenigen Kanzleien profitieren, die ihre Prozesse optimieren und den Mandanten bessere Services anbieten können.
Nicht die Großen, sondern die Schnellen gewinnen
Anders als bei klassischen Marktkonsolidierungen mit den typischen Konzentrationsprozessen gewinnen im Zeitalter der Digitalisierung nicht per se die Großen aufgrund der „Economies of Scale“, weil sie die gleichen Leistungen kostengünstiger bereitstellen können. Vielmehr sind diejenigen im Vorteil, die sich schnell auf die veränderte Situation einstellen und neue Technologien nutzen, um sowohl effizienter zu arbeiten als auch neue Services anzubieten. Durch den Einsatz der richtigen digitalen Mittel können kleine und mittlere Kanzleien im Wettbewerb die Nase vorn haben, weil sie schneller agieren. Und bei Cloud-Software fällt auch die Hürde großer Anfangsinvestitionen weg, da für die tatsächliche Nutzung der jeweiligen Lösung gezahlt wird.
Die Vorteile, die sich mit moderner Technologie erzielen lassen, liegen heute vor allem im Bereich der Zusammenarbeit mit den Mandanten, da die Prozesse in den Kanzleien in den letzten Jahren bereits weitgehend optimiert wurden. Die Online-Collaboration birgt großes Potenzial zur Produktivitätssteigerung und Erweiterung des Serviceangebots:
– Effizienter Daten- und Belegaustausch
– Wegfall von Doppelerfassungen
– Finanzdaten auf stets aktuellem Stand
– Verfügbarkeit der Geschäftskennzahlen des Mandanten überall und jederzeit
– Moderne Online-Umgebung für die täglichen Büroarbeiten der Mandanten
– Komfortable Zusammenarbeit via Browser und mobile Geräte
Sowohl die Kanzleien als auch die Mandanten profitieren vom Einsatz neuer Technologie. Der Mandant erhält Cloud-Lösungen aus der Hand des Steuerberaters, mit der er seine täglichen Büroarbeiten in durchgängigen Prozessen erledigen und viele Aufgaben automatisieren kann, wie z. B. die Rechnungsbearbeitung vom Einscannen des Belegs mit Handy oder Scanner über das automatische Auslesen der Rechnungsdaten bis zum Zahlungsvorschlag im Online-Banking.
Gleichzeitig hat der Steuerberater in der Cloud-Umgebung Zugriff auf alle relevanten Daten, die für die Buchhaltung, Steuererklärung und Bilanzerstellung der Mandanten erforderlich sind und kann seinen Mandanten eine breite Auswahl an aktuellen Auswertungen und Kennzahlen im Browser und auf Mobilgeräten anbieten.
Online-Collaboration erleichtert die Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit wird über moderne, einfach zu bedienende Online-Oberflächen gesteuert: Der Steuerberater sieht auf seinem „Collaboration- Monitor“, welche Apps sein Mandant nutzt und welche Aufgaben auf Mandantenseite zu welchen Terminen zu erledigen sind. Das Pendant dazu findet sich in der „Aufgabenübersicht“ des Mandanten, die auch auf Smartphones und Tablets verfügbar ist. Meldungen mit Hinweisen zu fälligen Aufgaben oder neuen Auswertungen können ebenso auf einer Smartwatch angezeigt werden. Das ist „Steuerberatung 4.0“ – ein Quantensprung in der Zusammenarbeit zwischen Steuerberatern und Mandanten.
Mandanten erwarten Online-Fähigkeiten
Die Online-Fähigkeiten, die heute ein Wettbewerbsvorteil und Alleinstellungsmerkmal sind, werden sich in den kommenden Jahren zu einer Anforderung für die gesamte Branche entwickeln. Denn die Mandanten arbeiten immer digitaler und erwarten vom Steuerberater, dass er auf technologischer Augenhöhe mit ihnen zusammenarbeiten kann. Wer diese Serviceleistungen nicht anbieten kann, wird im Wettbewerb um neue Mandanten zunehmend ins Hintertreffen geraten. Junge Unternehmen setzen schon heute bei ihrem Steuerberater die Fähigkeit zur Online-Zusammenarbeit ganz selbstverständlich voraus.