Dem Homeoffice eine Stimme verleihen - Online-Meetings gekonnt durchführen

von Ute Bolz-Fischer M.A.

Corona hat uns das Homeoffice in großer Breite nach Hause gebracht. Und auch wenn die Pandemie irgendwann vorbei sein wird – das remote Arbeiten wird uns erhalten bleiben. Für die Stimme stellt das eine besondere Herausforderung dar. Mit ein paar Tipps lässt diese sich allerdings gut meistern.

Schwierigkeiten im Homeoffice

Im Homeoffice zu arbeiten, ist zunächst einmal sehr angenehm. Die Arbeitswege verkürzen sich enorm. Man befindet sich in einer Umgebung, die man mag und gestalten kann, wie man möchte. Doch das Setting birgt auch Herausforderungen.

Sie betreffen vor allem die Stimme: Video Calls, Videokonferenzen und Telefonate strapazieren sie sehr – besonders an langen Arbeitstagen mit vielen Absprachen unter den Kollegen oder Präsentationen und Konferenzen. Während man in Präsenz mit seiner ganzen Person wirkt, muss man es jetzt im Call schaffen, seine Persönlichkeit, jeden Inhalt, einfach alles über die Stimme zu transportieren. Die Stimme wird zum alleinigen Träger von allem, was man anderen mitteilen möchte.

Selbst in einem Video Call kann man nicht davon ausgehen, dass die (Bild-)Übertragung fehlerfrei läuft. Häufig gibt es Verzögerungen, dann passen Gestik, Mimik und das, was das Gegenüber hört, nicht mehr zusammen. Auch auf diese non-verbalen Botschaftsträger kann man sich also nicht oder kaum stützen.

Tücken der technischen Übertragung

Darüber hinaus werden Stimmen durch die technische Übertragung in Mitleidenschaft gezogen. Das liegt daran, dass die Stimme von den unterschiedlichen technischen Tools komprimiert werden muss, um sie in ein Format zu zwängen, in dem man sie von einem Computer zum nächsten schicken kann. Diese Kompression lässt sich nicht vermeiden – jedes Mikrofon funktioniert auf diese Art und Weise.

Leider werden Frauenstimmen dabei stärker in Mitleidenschaft gezogen als die der Männer. Das hat eine Studie der Universitäten Magdeburg und Sønderborg in Dänemark herausgefunden. Das bedeutet allerdings nicht, dass Männer von diesem Phänomen nicht betroffen wären. Emotion und Charisma, also alles, was unsere Authentizität ausmacht, werden durch dieses technische Phänomen nur noch eingeschränkt übermittelt.

Das macht es für den Zuhörer häufig schwer, konzentriert am Ball zu bleiben. Denn Emotion und Charisma machen einen Vortrag oder eine Rede interessant. Umso mehr Aufmerksamkeit muss der Stimme gelten.

Problemen bewusst entgegensteuern

Doch wie allen Problemen kann man auch dem der Calls im Homeoffice besser entgegentreten, wenn man sich dessen bewusst ist. Video Calls, Zoom-Konferenzen und Skype Telefonate erfordern einen anderen Umgang mit Sprache und Stimme, als wir es in Präsenz gewohnt sind. Schenkt man diesem Thema ein wenig mehr Beachtung, lassen sich stimmliche Herausforderungen im Homeoffice gut in den Griff bekommen.

Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass sich unbewusste Vorgänge auf die Stimme niederschlagen. Stress, Empathie, (mangelnde) Lebensenergie – all das ist in der Stimme hörbar. Die Zuhörerschaft nimmt sie meist nicht bewusst wahr, dennoch haben sie einen Einfluss auf das Aufmerksamkeitslevel auf der anderen Seite der Leitung. Deshalb ist es sinnvoll, auch sie bewusst zu steuern.

So sollte man zum Beispiel nicht unvermittelt in eine Konferenz stolpern, sondern sich vorher zwei Minuten Zeit nehmen, sich auf die Situation einzustellen. Sonst läuft man Gefahr, dass sich Stress in der Stimme niederschlägt: Man spricht gehetzt und höher als sonst. Das macht keinen guten Eindruck auf die anderen Call-Teilnehmer und steht dem allgemeinen Verständnis im Weg. Vorbereitung ist daher das A und O. Mit den folgenden Tipps werden Sie in Videokonferenzen und Telefonaten erfolgreich sein.

So gelingen Video- und Telefonkonferenzen

• Wärmen Sie Ihre Stimme auf: Summen Sie ein paar Töne, bevor es losgeht, atmen Sie tief durch, lassen Sie Ihre Stimmbänder schwingen.

• Machen Sie Pausen beim Sprechen, damit der Zuhörer oder die Zuhörerin eine Chance hat, Ihnen zu folgen.

• Nutzen Sie die Gestaltungsmöglichkeiten Ihrer Stimme in einer angemessenen Weise: Variieren Sie langsame, schnelle, laute, leise Sprechweisen. Wichtig ist eine ansprechende Sprachmelodie, damit dem Zuhörer und der Zuhörerin nicht langweilig wird.

• Stellen Sie sich für den Notfall etwas zu trinken bereit.

• Sprechen Sie in kurzen, klaren Sätzen.

• Sitzen Sie aufrecht oder stehen Sie – auch wenn man Sie nicht sieht, hört man es, wenn Sie eine „zu bequeme“ Haltung an den Tag legen.

• Setzen Sie sich vor dem Call mit der Technik auseinander, nicht erst währenddessen.

• Wenn Sie mit Videoübertragung arbeiten, sorgen Sie für angemessene Kleidung. Dazu gehört auch: keine grellen Farben oder zu lebendige Muster, die auf dem Bildschirm flimmern.

Beherzigt man ein paar Tipps, kann man den Stolperfallen des Homeoffice aus dem Weg gehen oder sie ganz vermeiden. Wer weiß, was alles schiefgehen kann, vermeidet grobe Fehler schon im Ansatz.

 

Über die Autorin: 

Ute Bolz-Fischer M.A.
Stimmbildnerin und
Stimmcoach für Juristen