Welche Rolle spielen Auftritt und Wirkung für den beruflichen Erfolg?

von Carmen Schön

Gerade zu Beginn der eigenen Karriere neigen wir dazu, uns auf die fachlichen Anforderungen zu konzentrieren und achten weniger darauf, wie genau wir eigentlich in einem Meeting, einem Mandantengespräch oder einer Präsentation wirken. Studien belegen aber eindeutig, dass es nicht nur wichtig ist, was Sie sagen, sondern auch wie Sie es sagen – bedeutet, wie genau Sie bei Ihrem Auftritt wirken. Folgt man diesen Studien, so hängt Ihre Präsenz zu ca. 60 % von Ihrer starken Körpersprache, 30 % von Ihrer Stimme und 10 % vom eigentlichen Inhalt ab. Damit will ich keinesfalls sagen, dass der Inhalt nicht relevant ist. Aber: ein starker Inhalt wird erst stark durch einen klaren Auftritt und kann an Wirkung verlieren, wenn Sie keine Präsenz in den Raum bringen.

Insofern sollten Sie auch gleich am Anfang Ihrer Karriere sowohl Ihre fachliche Arbeit als auch Ihren Auftritt permanent verbessern.

Tipp 1 – Reflektieren Sie Ihren aktuellen Auftritt

Bevor Sie an Ihrem Auftritt und Ihrer Präsenz arbeiten können, müssen Sie zunächst wissen, wie genau Sie wirken und welche Lernfelder sich daraus ergeben. Am besten eignet sich dafür ein Feedback von Dritten. Befragen Sie verschiedene Personen in Ihrem Umfeld – sowohl beruflich als auch privat – wie genau Sie wahrgenommen werden. Eine weitere Möglichkeit ist es, dass Sie sich auf einer Veranstaltung filmen lassen oder sich selbst mit dem Smartphone oder einer Kamera aufnehmen und den eigenen Auftritt auswerten. Folgende Fragen sollten Sie sich dabei stellen:

  • Was beobachten Sie an Ihrer Mimik?
  • Wie gehen Sie mit Ihren Händen und Armen um?
  • Stehen bzw. sitzen Sie gerade?
  • Sprechen Sie laut und deutlich?
  • „Füllen“ Sie den Raum bzw. die Bühne oder sind Sie verloren im Raum?

Stellen Sie sich danach selbst die Frage – für welche Attribute steht diese/r Anwalt/Anwältin? Würden Sie sich selbst buchen?

Tipp 2 – Trainieren Sie Ihren Auftritt

Sicher werden Sie in den nächsten Wochen Meetings, Webinare, Vorträge oder Präsentationen in- und extern haben, in denen Sie trainieren können. Da Sie sich gerade am Anfang noch sehr auf Ihre fachlichen Punkte konzentrieren werden, sollten Sie sich zusätzlich nicht zu viel vornehmen. Versuchen Sie, immer nur an einem Punkt zu arbeiten. Vielleicht möchten Sie trainieren, gerade zu stehen oder lauter zu sprechen. Möglicherweise fällt Ihnen auch auf, dass Sie sich sehr stark bewegen und dadurch unsicher wirken. Dann sollten Sie sich vornehmen, genau diesen einen Punkt in einem der nächsten Treffen zu trainieren.

Wenn Sie das einige Male getan haben, fragen Sie wieder Dritte, ob diese eine Veränderung an Ihrem Auftritt wahrnehmen.

Tipp 3 – Lernen Sie über Vorbilder

Eine gute Möglichkeit, mehr über eine gute Wirkung und einen starken Auftritt zu lernen ist es, andere Menschen zu beobachten. Kennen Sie andere Kolleginnen oder Kollegen in Ihrem Umfeld, die besonders gut wirken und eine starke Ausstrahlung haben? Wenn ja, dann stellen Sie sich bitte die Frage, was genau diese Personen anders machen?

Liegt es an der Art, wie diese Menschen gehen oder stehen bzw. die Hände und Arme einsetzen? Oder ist deren Stimme besonders? Möglicherweise ist es auch die Wortwahl und Rhetorik, die diese Menschen besonders stark wirken lässt. Nachdem Sie dies für sich analysiert haben, sollten Sie sich die weitere Frage stellen, was genau Sie davon gerne für sich übernehmen möchten? Gibt es Verhaltensweisen, die auch Sie für sich passend finden und die Ihre eigene Persönlichkeit und Authentizität nicht in Frage stellen?

Bitte verbiegen Sie sich nicht und bitte übernehmen Sie keine Verhaltensweisen oder Ausdrücke, die nicht zu Ihnen gehören. Es gibt verschiedene Wege, stark zu wirken.

Tipp 4 – Schauen Sie sich Videos an

Im Internet – aber natürlich auch im TV – gibt es diverse gute Möglichkeiten, gute und schlechte Auftritte zu verfolgen. Schauen Sie sich doch TED Talks an und analysieren Sie für sich, welche Redner für Sie gut und stark wirken und wie genau Sie das machen. Sie werden schnell feststellen, dass es immer wieder die gleichen Mechanismen sind, die eine starke Wirkung ausmachen:

  • Blickkontakt
  • Eine positive Ausstrahlung (leichtes Lächeln)
  • Ein gerader Stand
  • Stabiler Stand mit den Füßen auf der Erde
  • Interaktion mit den Händen und Armen – aber kein dauerhaftes „Fuchteln“
  • Laute und deutliche Aussprache
  • Klare und prägnante Sätze ohne Füllwörter

Viel Erfolg bei Ihrem Training!

 

Über die Autorin:

Carmen Schön
Managementberaterin, Juristencoach und
Bestsellerautorin

kontakt@carmenschoen.de