Personalentwicklung der Verwaltungsjuristinnen und -juristen sowie Verwaltungsrichterinnen und -richter in Bayern

von Thomas Fritz

Die Lebensläufe bayerischer Verwaltungsjuristinnen und -juristen sowie Verwaltungsrichterinnen und -richter sind in den letzten Jahren zunehmend individueller geworden. Je nach persönlichen Neigungen und Befähigungen gestalten sich die Juristinnen und Juristen hier mittlerweile ganz unterschiedliche persönliche Laufbahnen.

Wer heute neu im juristischen Beruf einsteigt erwartet vom Arbeitgeber oder Dienstherrn Individualität, Flexibilität sowie berufliche Herausforderungen und gute Karrierechancen. Zugleich besteht – insbesondere in Zeiten wie der Coronakrise – der Wunsch nach Sicherheit und Verlässlichkeit in Bezug auf die eigene Lebensgestaltung.

Die Allgemeine Innere Verwaltung und die Verwaltungsgerichtsbarkeit (beide Teil des Geschäftsbereichs des Staatsministeriums des Innern, für Sport und Integration – StMI), sind seit jeher einer der führenden Arbeitgeber für Juristinnen und Juristen in Bayern. Ein Grund dafür ist, dass die genannten Erwartungen hier regelmäßig alle erfüllt werden können: Neben dem sicheren Arbeitsplatz werden Familienfreundlichkeit und die Ermöglichung von Homeoffice bzw. besonderer Modelle wie Sabbaticals geboten.

Vor allem aber wird nun zunehmend genutzt, dass hier ein Einstieg in praktisch allen Bereichen und bei allen Behörden möglich ist und man sich anschließend individuell fortentwickeln kann. Dabei können auch gezielt „exotischere“ Wünsche, wie etwa Stationen in Brüssel oder Berlin oder auch bei Unternehmen der Privatwirtschaft, erfüllt werden.

Thomas Fritz begann seine Laufbahn beispielsweise als Abteilungsleiter für Kommunales und Soziales am Landratsamt Freising, bevor er für eine vorbestimmte Zeit an das Europabüro der Bayerischen Kommunen in Brüssel abgeordnet wurde.

Aktuell arbeitet er im Ministerium auf seiner dritten Stelle: „Herr Fritz, warum haben Sie sich damals für die Laufbahn der Allgemeinen Inneren Verwaltung beworben?“

Nach mehreren Stationen in der Ausbildung habe ich spätestens im Rechtsreferendariat erkannt, dass mich verschiedene Rechtsgebiete in z. T. sehr unterschiedlichen Umgebungen grundsätzlich ansprechen. Die entsprechend große Bandbreite an juristischen Themen und verschiedenen grundsätzlich denkbaren Verwendungen, z. B. als Richter, Führungskraft oder Referent, gaben für mich dann letztlich den Ausschlag.

"Was gefiel Ihnen an Ihrer ersten Stelle?“

Ganz eindeutig: Die große Vielfalt und Abwechslung und das meist sehr kollegiale Miteinander. Ich empfand es als Herausforderung, aber auch als vertrauensvolles Entgegenkommen, in meiner ersten Position am Landratsamt nicht nur fachlich/ inhaltlich unter anderem für die Bereiche Kommunalaufsicht und Sozialwesen zuständig zu sein, sondern auch Führungsverantwortung für zu Beginn ca. 50 Beschäftigte zu übernehmen. Insbesondere die Breite der Tätigkeit – von kommunalen Themen mit Bürgermeisterdienstbesprechungen bis hin zur Unterbringung von Asylsuchenden und, nach einer Umstrukturierung, auch Themen der öffentlichen Sicherheit (z. B. mit Katastrophenschutz und Feuerwehr) sowie des Gewerbe- und Veterinärwesens – und die enge Zusammenarbeit mit der Hausspitze brachten eine Vielzahl an wertvollen Erfahrungen.

„Anschließend arbeiteten Sie zwei Jahre in Brüssel. Wie ergab sich dies?“

Nach ca. drei Jahren am Landratsamt wollte ich die Möglichkeit wahrnehmen, sich in der Aufgabe verändern zu können. Im Rahmen des durch das StMI angebotenen Einführungslehrgangs hatte ich die Gelegenheit, mich über mögliche Stellen, z. B. auch im Ausland, zu informieren und Interesse hierfür zu signalisieren. Hieraus ergab sich letztlich dann auch die Chance zum Wechsel nach Brüssel im Wege der vorübergehenden Abordnung.

„Würden Sie die Erfahrung weiterempfehlen?“

Auf jeden Fall – zumindest für eine gewisse Zeit. Beruflich eine Station im Ausland absolvieren zu können erweitert den Horizont ungemein. Man lernt Menschen mit zahlreichen, teils sehr unterschiedlichen Hintergründen kennen und bekommt Einblicke in die jeweiligen Kulturkreise. Was der eine gut findet, muss bei anderen nicht auf Zustimmung stoßen – und das begleitet von der Arbeit an den „großen Themen der Zeit“ im durchaus speziellen interinstitutionellen Gefüge der EU-Institutionen. Für mich ist nicht nur die Einsicht, sondern gerade die Erfahrung, dass die eigene „Art etwas zu tun“ nicht die einzig richtige sein muss, ein ganz wesentlicher Teil des Erlebnisses gewesen.

„Wie sieht Ihre aktuelle Arbeit aus?“

Im Vergleich zu meinen vorangegangenen Stationen in vielen Bereichen erneut ganz anders. Während die Tätigkeit am Landratsamt mit Führungsaufgaben und lokalen Themen verbunden und meine Station in Brüssel von der inhaltlichen Arbeit mit neuen EU-Initiativen geprägt war, befassen sich meine aktuellen Aufgaben im StMI mit Fragen der Verwaltungsorganisation, wie z. B. auch dem in der öffentlichen Diskussion sehr aktuellen Thema der bürgerfreundlichen Kommunikation.

 

Über den Autor:

Thomas Fritz
Oberregierungsrat im Bayerischen
Staatsministerium des Innern, für Sport
und Integration