
Für die meisten Juristen und Dipl.-Kaufleute sowie für einen Teil der Steuerfachangestellten und Steuerfachwirte, die in einer Steuerberatungsgesellschaft/-kanzlei, in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft oder in der Steuerabteilung eines Unternehmens arbeiten, ist es nach einigen Jahren Berufserfahrung eine Selbstverständlichkeit, die Steuerberaterprüfung abzulegen.
In der schriftlichen Steuerberaterprüfung müssen an drei Tagen jeweils sechsstündige Klausuren bearbeitet werden. Der verlangte Umfang ist gewaltig, Themen sind die Ertragsteuerarten, Bilanzierung, Umsatzsteuer, Bewertungsrecht, Erbschaftssteuer und Verfahrensrecht. Je nach Steuerart oder Thema sind mehrere kleinere Fälle oder ein größerer Fall zu bearbeiten. Gefragt wird nach konkreten Ergebnissen (z. B. „Ermitteln Sie das zu versteuernde Einkommen“) oder nur nach einer allgemeinen Einschätzung der rechtlichen Lage. In allen Fällen gibt es Punkte nicht in erster Linie für die konkrete Beantwortung der Fragestellung, sondern für den rechtlichen Weg von der Ausgangsfrage zum eigentlichen Ergebnis.
Die Vorbereitungsalternativen
Interessanterweise gibt der Staat bzw. das Finanzministerium den inhaltlichen Umfang der Prüfung vor und nimmt die Prüfung auch selber ab (organisiert durch die Steuerberaterkammern), bietet aber keine Vorbereitung an. Diese kann daher faktisch nur mit Unterstützung eines privaten Bildungsanbieters erfolgen. Folgende Vorbereitungsarten können unterschieden werden, wobei natürlich auch kombinierte Formen möglich sind.
Fernkursvorbereitung / Literaturstudium
Eine Möglichkeit ist ein Fern- oder Literaturstudium mit zusätzlichem Klausurenfernkurs in der zweiten Vorbereitungshälfte. Ein reines Literaturstudium hat aufgrund der redaktionellen Beschränkungen den Nachteil, dass die zur Verfügung stehende Literatur nicht unbedingt auf dem für die Prüfung notwendigen Rechtsstand ist. Zudem muss der Autodidakt selber selektieren, welcher Sachgebietsstoff für das Steuerberaterexamen relevant sein könnte und dementsprechend die notwendige Fachliteratur für das eigenständige Lernen erwerben. Aufgrund des Umfangs und der Komplexität der Prüfung ein großer Nachteil, da dies zumeist noch neben dem Job, der einen 40 bis 50 Stunden die Woche beansprucht, erledigt werden muss.
Berufsbegleitende Vorbereitung
Berufsbegleitende Präsenzkurse beginnen 12 bis 18 Monate vor der schriftlichen Prüfung. Die Teilnehmer besuchen wöchentlich einen Präsenzkurs, erhalten dort Skripte und Übungsfälle und müssen von Beginn an den vermittelten Lehrstoff regelmäßig nacharbeiten.
In den ersten Monaten der Vorbereitung steht wegen der praktischen Tätigkeit die Nacharbeit, Wiederholung und Vertiefung des Unterrichtsstoffes im Vordergrund. Nach einigen Monaten beginnt das Klausurentraining, welches in der Regel in einen längeren Klausurenkurs im August/September vor der Prüfung mündet. Es sollten mindestens 25 bis 30 sechsstündige Klausuren geschrieben werden.
Vollzeitvorbereitung
Im Mittelpunkt steht ein Hauptkurs, der zwischen 8 und 15 Wochen andauert und im Mai oder Juni beginnt. In diesem Fall besuchen die Prüfungskandidaten 5 bzw. 6 Tage die Woche einen Präsenzkurs und beginnen nach 3 bis 4 Wochen die ersten Übungsklausuren zu schreiben. Um die optimale Effizienz dieser Vorbereitungsform zu gewährleisten, ist einmal eine intensive Vorbereitung auf den Vollzeitkurs (meist über einen Fernkurs) und die tägliche Nacharbeit des vermittelten Lernstoffes unabdingbar. Im Anschluss wird wie bei den anderen Vorbereitungsalternativen auch hier ein Klausurenkurs abgehalten. Viele Vollzeitkurse finden in kleineren Orten, fern von jeglichen Ablenkungen statt.
Masterstudiengang Steuerrecht
Eine Vielzahl von Hochschulen bietet aktuell Masterstudiengänge mit dem Schwerpunkt Steuerrecht an. Eine vollständige und umfassende Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung ist hier aber, aufgrund des unterschiedlichen Fokusses von Studium und Steuerberaterprüfung, in der Regel nicht integriert. Ausnahmen gibt es aber (Hochschule München, OTH Amberg- Weiden, FH Aalen), einige Hochschulen kooperieren zudem mit privaten Bildungsträgern und haben mehr oder weniger eng Studium und Steuerberaterprüfung verzahnt.
Kriterien bei der Entscheidung
Die Kosten der Vorbereitung
Die Vorbereitung auf das Steuerberaterexamen ist teuer. Diese sollte man zwar als Investition verstehen und hier langfristig denken und nicht wegen einiger gesparter Euro den Erfolg aufs Spiel setzen, nichtsdestotrotz müssen die finanziellen Mittel vorhanden sein.
• Prüfungsgebühren (1000 € + 200 € Zulassungsgebühren),
• Kosten für Bücher und andere Lernmaterialien: 300– 400 €,
• Kosten für Vorbereitungskurse: 3500– 6000 €,
• bei der Vollzeitvorbereitung und beim Masterstudiengang u. U. Kosten für Verdienstausfall und Unterkunft.
Der Wohnort
Im Falle einer Vorbereitung mit Hilfe eines berufsbegleitenden Kurses schränkt der Wohnort u. U. die Möglichkeiten ein. Berufsbegleitende Kurse sind in allen Ballungszentren und nur vereinzelt in Städten unter 150 000 Einwohnern zu finden. Vollzeitkurse gibt es in einigen kleineren Orten sowie in allen Ballungszentren, jedoch nicht in mittelgroßen Städten, in denen es noch eine berufsbegleitende Ausbildung gibt. Studiengänge findet man sowohl in Großstädten als auch in kleineren Orten. Vorlesungen finden aber in der Regel blockweise statt, so dass man nicht unbedingt am Studienort wohnen muss.
Die private Situation
Im Falle des Selbststudiums/ Fernkurses stellt sich die Frage, ob man die Zeit und Ruhe hat, zu Hause sehr viel zu lernen. Besonders beim Training der Übungsklausuren ist Ruhe wichtig. Ist der tägliche „Trubel“ zu Hause doch zu groß, sollte man sich einen ruhigen Platz außerhalb der eigenen vier Wände zum Lernen suchen.
Berufsbegleitender Kurs: Auch hier ist viel Selbststudium notwendig. Hinzu kommt, dass ein Kursbesuch den ganzen Samstag oder zwei Abende die Woche in Anspruch nimmt.
Die Vollzeitausbildung verlangt die uneingeschränkte Aufmerksamkeit über einen Zeitraum von 3 bis 4 Monaten. Die Vorbereitung auf einen Vollzeitkurs lässt sich noch ganz gut zu Hause mit Partner und Kindern und deren Wunsch nach Aufmerksamkeit bewerkstelligen. Der Vollzeitkurs selber sollte ohne Familie stattfinden.
In allen Fällen ist ein verständnisvoller Partner unabdingbar.
Die berufliche Situation
Wie hoch ist die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit? Bestehen Arbeitszeiten an einem festen Arbeitsplatz? Ist eine Freistellung im Sommer vor der Prüfung möglich?
Die berufsbegleitende Ausbildung verlangt wöchentliche Kursbesuche und – sehr wichtig – regelmäßiges gleichmäßiges Lernen über einen Zeitraum von 12 bis 14 Monaten. Der Vorteil des Selbststudiums/ Fernkurses ist die zeitliche und örtliche Flexibilität. Der Prüfling kann lernen, wo und wann er möchte (für einige Lernende bestimmt ein Nachteil, Präsenzkurse haben auch eine disziplinierende Komponente).
Die Vollzeitvorbereitung verlangt wiederum einen völligen Verzicht auf berufliche Aktivitäten über einen Zeitraum von 3 bis 4 Monaten. Darüber sollte im Voraus Klarheit bestehen und dies sollte auch wirklich durchgesetzt werden, sonst ist der Misserfolg vorprogrammiert, was im Klartext bedeutet: Verzichten Sie auf die Vollzeitausbildung, wenn Sie sich nicht vollständig aus dem Berufsleben zurückziehen können.
Ein Masterstudiengang wiederum ist nur mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 20 bis 25 Stunden möglich.
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