Ihr Karriere-Dreisprung – wie Sie Ihre Entwicklung aktiv gestalten

von Cordula Schneider 

Lebenslanges Lernen ist für uns Steuerberater nichts Neues. Was andere Branchen als neuen Hype sehen, ist bei uns ein alter Hut? Nicht ganz. Wir beleuchten die notwendigen Kompetenzen, die Sie für Ihre zukünftige Entwicklung im Auge behalten sollten. Dabei ist es besonders wichtig, dass Sie selbst erkunden, welche Lernformen für Sie am besten funktionieren.

1. Die drei Kernkompetenzen der Zukunft

Bis vor ca. 10 Jahren bestand Steuerberaterfortbildung im Wesentlichen aus fachlichen Themen. Heute reicht das allein nicht mehr aus. Egal ob Sie sich für eine eigene Kanzlei oder eine Angestelltentätigkeit entscheiden.

1.1 Die fachliche Kompetenz …

… bleibt der Kernbereich Ihrer Fortbildung. Klar ist: Das Steuerrecht ist längst zu kompliziert und schnelllebig, um es jederzeit im Ganzen zu beherrschen. Sie brauchen also laufende Fortbildungen zu Änderungen und Neuerungen durch Recht, Gesetzgebung und Rechtsprechung. Das Angebot ist vielfältig: monatliche „Updates“, Fachzeitschriften, Arbeitsgemeinschaften – alles online oder in Präsenz. Das reine Ansammeln von „Vorratswissen“ greift allerdings zu kurz – nicht zuletzt, weil die Halbwertzeit des gespeicherten Wissens zunehmend abnimmt. Daher spielen Wissensdatenbanken eine immer größere Rolle.

1.2 Die digitale Kompetenz …

… nimmt immer mehr Raum ein, denn sie durchdringt alle Bereiche der Kanzlei. Neben den neuen rechtlichen Fragestellungen geht es um digitale Prozesse sowohl in der Kanzlei selbst als auch in den Mandantenbetrieben. Bisher liegt der Fokus bei den klassischen Dienstleistungen auf den Prozessen in der Kanzlei. Anforderungen wie die Verfahrensdokumentation oder die Kassenabrechnung müssen aber direkt in den Mandantenprozessen erfüllt und dokumentiert werden. Müssen Sie also zum „Nerd“ werden?

Sicher nicht, aber Sie sollten ein grundsätzliches Wissen darüber haben, wie zum Beispiel Schnittstellen funktionieren.

Mein Tipp – Nehmen Sie alles mit:

• Informieren Sie sich auf Messen über Tools, schauen Sie sich Demo-Versionen an

• Besuchen Sie Fortbildungen zum Thema „Digitalisierung von Fibu und Co.“. Sie finden solche Lehrgänge bei Steuerberaterverbänden, Softwareanbietern und Digitalisierungsberatern

• Tauschen Sie sich mit Kollegen/Mitarbeitern aus

1.3 Die „Soft Skills“ …

… sind längst harte Erfolgsfaktoren. Die Königsdisziplin heißt: Kommunikation. Die wichtigsten Bereiche sind aus unserer Sicht:

• „Einfach“ erklären

Nehmen Sie sich ein Beispiel an Rangar Yogeshwar oder Harald Lesch, die es schaffen, den Urknall oder das Wetter „einfach“ zu erklären. Wenn Sie Ihren Mandanten das Steuerrecht „einfach“ erklären, haben Sie fast schon ein Alleinstellungsmerkmal. Dabei spielt die Erkenntnis, dass ein Mensch nur 4 Informationen gleichzeitig aufnehmen und verarbeiten kann, eine wichtige Rolle.

• Gesprächsführung und Verhandlung

Die wichtigsten Kompetenzen sind hier Fragen stellen und Zuhören. Wenn Sie Ihren Gesprächspartner wirklich verstehen wollen, gilt es kluge Fragen zu stellen und dann aktiv zuzuhören. Insbesondere wenn es im Mandanten- oder Mitarbeitergespräch um aktives Erwartungsmanagement geht, sind gutes Fragen und Zuhören unabdingbar.

• Feedback geben und erhalten

Hier besteht die Kunst darin, die Person von der Sache zu trennen. Gerade bei negativem Feedback sollten Sie sich nicht ausschließlich auf Ihr „Fingerspitzengefühl“ bzgl. des Zeitpunktes und der Gesprächsführung verlassen. Tatsächlich gibt es klare Methoden wie die „Feedback-Treppe“, die Ihnen helfen, Eskalationen kontrolliert durchzuführen.

Unser dringender Rat: „Verschlingen“ Sie Kommunikationsbücher, buchen Sie sich Seminare, drängeln Sie sich bei Rollenspielen vor.

Unser Alltags-Tipp: Überlegen Sie vor einem Gespräch kurz: Was ist mein Ziel in diesem Gespräch. Nach dem Gespräch fragen Sie sich kurz: Habe ich mein Ziel erreicht?

2. Finden Sie Ihre Lernformate

Jeder lernt anders? Ja, schon … Ihr Lernverhalten wird maßgeblich von Ihrem Persönlichkeitstyp bestimmt. Sind Sie eher introvertiert, bevorzugen Sie vielleicht das Lernen „im stillen Kämmerlein“. Eher extrovertierte Menschen tauschen sich lieber direkt aus. Probieren Sie die „neuen“, digitalen Formen aus: Webinare, Podcasts, Youtube, etc. Modernes Lernen ist aber immer auch „vernetztes und soziales Lernen“.

Die Onlinewelt bietet dafür eine gute Plattform. Hier gelingt die Vernetzung schnell und unkompliziert. Ein besonders spannendes Format, gerade wenn es um Veränderungen in der Kanzlei geht, ist „Working out loud“1. Hier trifft sich ein WOL-Circle einmal die Woche eine Stunde zu einem Thema. In der Regel läuft ein Thema 12 Wochen. Wir finden diese Methode gerade zur Entscheidungsvorbereitung gut geeignet – noch eine Kompetenz, die Sie brauchen werden. Und warum nicht in so einer „Lerngruppe“ auch einmal einen Rechtsanwalt, einen Finanzbeamten oder einen Kassenhersteller einladen?

3. Fazit:

Gestalten Sie Ihre Entwicklung gemeinsam mit anderen Die Zeit der einsamen Wölfe ist vorbei. Auch bei Steuerberatern. Eine Kompetenz, die Sie auf jeden Fall brauchen werden, ist Flexibilität bei Veränderungen. Das geht besser gemeinsam. Öffnen Sie sich anderen Menschen und neuen Methoden. Die Zukunft ist vernetzt.

 

Über die Autorin:

Cordula Schneider 
Steuerberaterin, Kanzleiberaterin,
Kanzlei- und Honoraroptimistin, Autorin, Referentin,
Bloggerin und Moderatorin des
Steuerberaternetzwerks delfi-net

 

Fußnoten:

1) www.workingoutloud.com