
Interview mit Julian Schneider, LL.M. (UC Law SF), der sein LL.M.-Studium an der University of California, College of the Law San Francisco im Studienjahr 2021/2022 absolviert hat und aktuell für eine deutsche Kanzlei Lösungen im Bereich der transatlantischen Zusammenarbeit entwickelt.
Wieso hast du dich für ein LL.M.-Studium in San Francisco entschieden?
Die Tech-Branche hat mich immer gereizt. Datenschutzrecht war bereits während meiner Anwaltstätigkeit in Berlin ein Schwerpunkt. San Francisco als „Hauptstadt des Internets“ war deswegen naheliegend. Viele digitale Entwicklungen beginnen in der Bay.
Daneben ist San Francisco ein toller Ort. Das Klischee von Sonne und Meer trifft nur bedingt zu, aber auch im Nebel verliert der Blick auf die Golden Gate Bridge nie seinen Reiz.
Was zeichnet das LL.M.-Studium an der UC Law SF aus?
Die UC Law SF, früher UC Hastings, ist traditionsreich und genießt regional einen hervorragenden Ruf. Sie ist aber weniger prominent als etwa die UC Berkeley. Das hat auch Vorteile. Mit etwa 25 LL.M.-Studierenden bildet sich schnell eine Gemeinschaft und die Klassengrößen sind angenehm.
Daneben ist man im Zentrum einer Großstadt. Die Uni ist sich ihres Umfelds bewusst und bietet zahlreiche Gelegenheiten, mit Gründern und Innovatoren zusammenzutreffen. Das Career Office bietet exzellente Beratung und das sogar lange nach dem Studium. Und die Wege sind kurz: Wenn man ein Anliegen hat, ist die verantwortliche Person nur eine E-Mail entfernt. Das habe ich später deutlich gemerkt.
Auf welche Weise? Wie hat sich der LL.M. auf Deinen beruflichen Weg ausgewirkt?
Das ist eine schöne Anekdote. Ich habe an Halloween eine Professorin gefragt, was der beste Weg sei, an einer Law School zu unterrichten. Sie hat das nie vergessen, wir blieben in Kontakt und seit 2023 bin ich Adjunct Professor an der UC Law SF. Ich unterrichte dort Kurse in internationalem Datenschutzrecht und zu KI.
Hauptberuflich habe ich für eine britische Datenschutz-Consultancy internationale Großkonzerne beraten, ebenfalls auf Vermittlung besagter Professorin. Inzwischen bin ich für die Kanzlei Dornkamp mit Standorten in Stuttgart, Berlin und Heidelberg tätig – mit dem Ziel, neben Büros in Warschau und Mailand bald einen Standort in Kalifornien zu haben. Da ich dort auch als Rechtsanwalt zugelassen bin, was nach dem LL.M. durch Bestehen des Bar Exam relativ einfach ist, war ich hierfür der ideale Kandidat.
Das klingt nach einem spannenden Projekt. Wie sieht dein Alltag aktuell aus?
Ich bin im Herbst 2023 nach Vancouver gezogen. Leider kann es aufwändig sein, sich für ein US-Visum zu qualifizieren. Wir haben den Visa-Prozess aber angestoßen und sind optimistisch. Bis dahin arbeite ich von Kanada aus. Unsere Mandantschaft ist eine Mischung aus mittelständischen Unternehmen und Start-ups und natürlich gibt es Interesse am US-Markt. Andererseits sind viele vorsichtig, weil sie die Horrorgeschichten von Haftungsrisiken und komplizierter Gesetzeslage kennen. Ich möchte Mandanten den Einstieg in diesen Markt erleichtern. Das fängt an bei meinem Kernthema Datenschutz, beinhaltet aber auch die Entwicklung von Verträgen nach deutschem wie kalifornischem Recht und hört bei der Beratung zu US-Gesellschaftsformen nicht auf.
Ich bin dankbar, dass Dornkamp mir diese einzigartige Möglichkeit gibt, und wir sind inzwischen gut darin, die damit einhergehenden Herausforderungen zu bewältigen. Manchmal kann es auch vorteilhaft sein, einen Anwalt zu haben, der mit Zeitverschiebung arbeitet. Kollegen mit dringenden Fristen freuen sich darüber besonders.
Wie soll es weitergehen, was sind deine Pläne für die Zukunft?
Wir stecken wie gesagt mitten in der Gründung eines Büros in San Francisco. Ich hoffe, dies bald vor Ort in die Hand nehmen zu können. Compliance ist ein grenzüberschreitendes Thema. Es ergibt Sinn, wenn wir auch unsere Lösungen grenzüberschreitend anbieten. Dazu gehört Mut, denn die Gründung einer US-Kanzlei ist kein Spaziergang. Gerade deswegen kann ich nur dafür werben, auch nach dem Studium kreative Wege zu suchen. Der LL.M. ist eine tolle Zusatzqualifikation, gerade weil sich mit ihm Qualifikationen aus zwei Ländern verbinden lassen. Man kann so zum „Dolmetscher“ zwischen Rechtssystemen werden und dafür gibt es Bedarf. Dieser Abschluss eröffnet Wege jenseits der ausgetretenen Pfade und ich empfinde meinen eigenen Weg jeden Tag als Abenteuer.
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Das Interview führte:
Dr. Sebastian Pech, LL.M. (Duke)
Er absolvierte sein LL.M.-Studium in den USA an der Duke University School of Law absolviert und die Internetseite www.llm-essentials.de ins Leben gerufen hat, um zukünftige LL.M.-Studierende bei der Entscheidungsfindung, Vorbereitung und Durchführung ihres Auslandsaufenthalts zu unterstützen.
Interviewpartner war:
Julian Schneider, LL.M. (UC Law SF)
Sein ausführlicher Erfahrungsbericht zu seinem LL.M.-Studium ist hier abrufbar: www.llm-essentials.de/js-sf.