Interdisziplinär fortbilden – LL.M. European and European Legal Studies

von Prof. Dr. Markus Kotzur

Herr Prof. Dr. Markus Kotzur, Studiengangsleiter des Masterprogramms „European and European Legal Studies“ (LL.M. bzw. M. A.) gibt uns Einblicke in den Studienalltag und zeigt auf, welche Chancen der Abschluss mit sich bringt.

Beck Stellenmarkt: European and European Legal Studies – Das klingt ziemlich interdisziplinär. Was ist das Besondere an Ihrem Studiengang?

Herr Prof. Dr. Markus Kotzur: Wir wollen den Studierenden die Grundsatzfragen der europäischen Integration – einschließlich der verstärkt zu beobachtenden desintegrativen Momente – aus drei unterschiedlichen Perspektiven erschließen: der rechtlichen, der wirtschaftswissenschaftlichen und nicht zuletzt der politischen.

Unser zweisemestriger Masterstudiengang wird deshalb von der Fakultät für Rechtswissenschaft und der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg gemeinsam verantwortet. So lassen sich ganz unterschiedliche Expertisen bündeln. Die Universität kooperiert bei diesem Lehrangebot mit der Stiftung Europakolleg-Hamburg. Diese verfügt neben Unterrichtsräumen über ein Wohnheim und somit über eine Infrastruktur, die, wenn gewünscht, ein gemeinsames Wohnen und Lernen „on Campus“ ermöglicht.

Die Lehrveranstaltungen in Kleingruppen sind bewusst interaktiv und diskursiv angelegt. Wissensvermittlung soll im interdisziplinären Dialog erfolgen, eine gewisse Theoriehöhe mit Praxisbezug, die Integrationsklassiker mit ganz aktuellen Integrationsproblemen verbinden, den Studierenden dabei eine möglichst aktive Rolle einräumen und sie für die relevanten Kontexte sensibilisieren.

Ein kleines Beispiel: So ist der Binnenmarkt eben nicht nur „Markt“, sondern zugleich Rechts- und Kultur-, vor allem aber politischer Raum. Drei parallele Lehrveranstaltungen nehmen die europäischen Institutionen deshalb von ihren rechtlichen Infrastrukturen, ihrem politischen Zuschnitt und ihren ökonomischen Funktionslogiken her in den Blick. Ökonomische, politische und rechtliche Integrationstheorien lassen sich ohnehin nur in ihrem Zusammenspiel verstehen.

Beck Stellenmarkt: Ihr Konzept ist sehr voraussetzungs- und anspruchsvoll. Was müssen die Studierenden mitbringen, um in Ihrem Studiengang erfolgreich zu sein?

Herr Prof. Dr. Markus Kotzur: Neugier, Lesefreude, kommunikative Offenheit – und natürlich auch jene zupackende Ausdauer, die es braucht, um eine anspruchsvolle Stoffmenge in einem einjährigen Programm gut zu bewältigen! Unsere Studierenden sollten sich für das Thema Europa begeistern können, dabei aber kritische Geister sein, Lust auf wissenschaftliches Arbeiten ebenso wie den Austausch mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen aus anderen EU- oder Drittstaaten haben und sehr gut Englisch sprechen.

Zulassungsvoraussetzung ist ein erster Abschluss an einer deutschen oder ausländischen Hochschule, vorzugsweise in den Fachbereichen Rechts-, Wirtschafts- oder Politikwissenschaften. So sind die fachlichen Grundkenntnisse gesichert. Selbstverständlich kommen Studierende aus ganz unterschiedlichen Rechtskulturen und mit ganz unterschiedlichem Wissensstand in Sachen Europa zu uns. Hier erleichtern nicht zuletzt Methoden- und Schreibtraining den Einstieg.

Beck Stellenmarkt: Welche Vorteile auf dem Arbeitsmarkt  haben denn die Absolventinnen und Absolventen eines solchen Studiengangs?

Herr Prof. Dr. Markus Kotzur: Wir wollen unsere Studierenden gezielt auf eine international ausgerichtete Tätigkeit vorbereiten, sei es in Unternehmen, (internationalen respektiven EU-)Organisationen, Forschungseinrichtungen, Verwaltungen oder auch in der Politik. Studierende aus Drittstaaten sind sehr daran interessiert, sich entweder fit für den Arbeitsmarkt innerhalb der EU zu machen oder sie brauchen ergänzende europarechtliche, europapolitische und wirtschaftliche Fachkenntnisse für die nächsten Karriereschritte in ihren Herkunftsländern. Fachleute, die Erfahrungen mit interdisziplinärem Arbeiten haben und für ein Problem multiperspektivische Lösungsansätze entwickeln können, sind in der heutigen Arbeitswelt sehr gesucht.

Beck Stellenmarkt: Entscheiden sich nach dem Masterabschluss denn auch einige Ihrer Studierenden für ein anschließendes Promotionsprojekt?

Herr Prof. Dr. Markus Kotzur: Eine beachtliche Zahl unserer Absolventinnen und Absolventen schließt ein Ph.D.-Programm – nicht notwendigerweise in Hamburg – an. Forschungsnähe wird während des gesamten Programms durch engen Austausch mit dem ebenfalls am EuropaKolleg angesiedelten „Institute for European Integration“ erlebbar. Die meisten der Direktorinnen und Direktoren des Instituts unterrichten auch im Masterprogramm. Das eröffnet frühe Vernetzungsmöglichkeiten. Wer an einer anderen Universität promovieren möchte, profitiert von wissenschaftlichen Kontakten, die aus wärtige Lehrende unserer „Flying Faculty“ vermitteln können.

Wer vor Ort bleiben will und eine juristische Promotion anstrebt, findet – freilich begrenzte – Stipendienmöglichkeiten als Kandidat(in) an der „Albrecht Mendelssohn Bartholdy Graduate School of Law“. Die intensive Zusammenarbeit mit einer Betreuerin bzw. einem Betreuer im Rahmen der Masterarbeit baut in dem einen oder anderen Fall die frühe Brücke hin zur Promotionsbetreuung.

Beck Stellenmarkt: Und ganz zum Schluss: Mit welchen drei Stichworten würden Sie beschreiben, was den Kern Ihres Studiengangs ausmacht?

Herr Prof. Dr. Markus Kotzur: International, interdisziplinär, anwendungsorientiert.

Beck Stellenmarkt: Herr Prof. Dr. Markus Kotzur, vielen Dank für das spannende Gespräch!

 

Über den Autor:

Prof. Dr. Markus Kotzur
Studiengangsleiter des Masterstudiengangs
„European and European Legal Studies” (LL.M. bzw. M.A.)
an der Universität Hamburg

 

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