
Ein ERASMUS-Semester bietet die einmalige Gelegenheit, nicht nur andere Rechtsräume kennenzulernen, sondern auch wertvolle interkulturelle Erfahrungen zu sammeln. In diesem Artikel berichte ich von den Vorbereitungen, dem Studienalltag und den Freizeitmöglichkeiten und gebe gleichzeitig nützliche Tipps für ein erfolgreiches Auslandssemester.
Vorbereitung
Bevor es für mich nach Verona ging, musste ich einige organisatorische Angelegenheiten klären. Obwohl das ERASMUS-Programm einen wesentlichen Teil der Organisation übernimmt, musste ich mir überlegen, wie ich das Auslandsstudium in meinen Studienablauf in München integrieren kann. Ich entschied mich, meinen Auslandsaufenthalt als „Verschnaufpause“ vor dem Schwerpunktbereichsstudium und der Examensvorbereitung zu planen.
Als ich meine Zusage erhielt, hatte ich noch etwa neun Monate Zeit, um eine Unterkunft in Verona zu finden. Dabei nutzte ich Plattformen wie Idealista, Facebook oder WhatsApp. Schlussendlich mietete ich jedoch mit zwei anderen ERASMUS-Studentinnen eine Dreizimmerwohnung über die Plattform Housing Anywhere.
Studium
In Verona angekommen, starteten meine Kurse ziemlich bald. Die Kurse der juristischen Fakultät begannen bereits eine Woche vor denen der anderen Fakultäten. In den ersten zwei Wochen konnte ich verschiedene Kurse testen, um dann final meine Wahl zu treffen. Ich entschloss mich für die Kurse Transnational Commercial Law, Global Comparative Law und Comparative IT Law & Policy. Dank des vielseitigen englischsprachigen Angebots der Universität Verona ist es leicht, die passenden Kurse zu finden.
Eine Besonderheit ist hier jedoch zu erwähnen: Die Kurse sind nicht über das gesamte Semester verteilt, stattdessen liefen die Kurse Transnational Commercial Law und Global Comparative Law von Mitte Februar bis Ende März und Comparative IT Law & Policy von Anfang April bis Ende Mai. Zusätzlich besuchte ich die italienischen Sprachkurse des Niveaus B2 und C1.
Die universitären Prüfungen variieren je nach Professor oder Professorin. Oft werden von ERASMUS-Studierenden Essays und Präsentationen verlangt, die mit 0 bis 30 Punkten bewertet werden, wobei man mit 18 Punkten besteht. Vor allem in den englischen Kursen ist eine sehr gute Bewertung bereits mit einem soliden Englisch und ein wenig Aufwand gut zu erreichen. Häufig darf man die Themen für die Essays selbst wählen, was das Schreiben erleichtert.
Freizeit
Die Menge an Freizeit und somit auch die Freizeitgestaltung hängt davon ab, ob man sich Kurse anrechnen lassen möchte und an welcher Universität man studiert. Ein Kurs bringt in der Regel 6 ECTS-Punkte. Um an der LMU München die Erasmusförderung zu erhalten und sich ein weiteres Semester auf den Freischuss anrechnen lassen zu können, werden insgesamt 12 ECTS-Punkte benötigt.
Möchte man sich Scheine anrechnen lassen – zum Beispiel eine Vorgerücktenübung (großer Schein) und ein Grundlagenseminar – müssen 25 ECTS-Punkte erreicht werden. Wenn man also vor dem Auslandsaufenthalt seine Scheine erbringt, kann man vor Ort mehr Freizeit genießen. Allerdings sind die Kurse im Ausland oft einfacher als in Deutschland, sodass es weniger aufwendig ist, vier bis fünf Kurse zu belegen als eine Vorgerücktenübung im deutschen Recht.
Die konkrete Freizeitgestaltung hängt von den persönlichen Interessen ab. Das italienische Dolce Vita lässt sich am besten mit einem Caffè oder noch besser einem Aperitivo in der Sonne genießen. Wie in jeder italienischen Stadt gibt es dafür zahlreiche Orte, ob mit Ausblick vom Castel San Pietro über die Stadt, in der Altstadt oder im Univiertel. Abends sind die Bars vor allem im Univiertel gut besucht. Tagsüber kann man die Zeit in Parks verbringen, am Fluss joggen oder durch die Stadt bummeln. Am ersten Wochenende des Monats bietet ein großer Flohmarkt eine weitere mögliche Freizeitaktivität.
Aufgrund der zentralen Lage Veronas kann man in unter zwei Stunden mit dem Zug nach Mailand, Venedig, Padua, Vincenza, Mantua, Bologna und an den Gardasee fahren und somit den gesamten Norden Italiens kennenlernen. Das Erasmus Student Network (ESN) Verona bietet einige Freizeitaktivitäten an. Von Osteria-Touren durch Verona und Reisen in die Toskana und nach Neapel über Spieleabende und Karaoke-Abende bis hin zu italienischen Kochkursen – diese Veranstaltungen sind eine sehr gute Gelegenheit, andere ERASMUS-Studierende aus aller Welt kennenzulernen. Ein weiteres Angebot ist das Buddy-Programm, bei dem lokale Studierende und ERASMUS-Studierende zusammengeführt werden, um Freundschaften zu schließen und durch Lokale die Stadt genauer kennenzulernen.
Fazit
Ein Auslandssemester kann ich allen Studierenden nur ans Herz legen. Auch wenn ein Auslandssemester im Jurastudium unüblich erscheint, sollte die Angst davor, das deutsche Rechtssystem zu verlernen, niemanden davon abhalten. Die Möglichkeit, mit finanzieller Unterstützung der EU ein fremdes Land kennenzulernen, sollte nicht unterschätzt werden. Doch noch wertvoller als die finanzielle Unterstützung sind die Freundschaften und Erfahrungen, die man während dieser Zeit sammelt – sie bereichern einen weit über das Studium hinaus und bleiben oft ein Leben lang bestehen.
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Über die Autorin:
Mariela Kreuss - Jurastudentin an der LMU München
Derzeit absolviert sie einen ERASMUS-Aufenthalt an der Università degli Studi Verona.