Der Weg in die Partnerschaft ist häufig steinig und schwer. Dass es aber auch anders geht und wie man schon junge AnwältInnen auf dem Weg gezielt unterstützen kann, stellt die Stuttgarter Kanzlei Menold Bezler unter Beweis. Gemeinsam mit der Bucerius Executive Education hat sie das Entwicklungsprogramm »MB GROW« aufgesetzt, das Nachwuchskräfte in zwei Jahren fit für die Partnerkarriere machen soll. Wir wollten mehr über die Motive und das Programm erfahren.
Was verbirgt sich hinter dem Entwicklungsprogramm MB GROW?
Stefanie Müller: MB GROW ist eine zweijährige strukturierte Förderung von ausgewählten High-Potentials auf ihrem Weg in die Partnerschaft. Sie werden dabei eng vom Kanzleimanagement, ihren eigenen Mentoren sowie durch die Bucerius begleitet.
Aus welcher Intention heraus ist das Programm entstanden?
Stefanie Müller: Vor 20 Jahren war der Karrieretrack junger AnwältInnen noch vorgezeichnet: harte Arbeit wird mit einer Partnerbestellung belohnt, Förderung auf dem Weg dahin gab es höchstens in Form gelegentlicher »Das wird schon werden«-Bekundungen. Diese Zeiten sind vorbei: Der Weg in die Partnerschaft ist schwieriger geworden, die Karrierewünsche der Young Professionals vielfältiger. BerufseinsteigerInnen fahren heute eher auf Sicht, probieren sich aus, nutzen Optionen – umso wichtiger ist, dass Arbeitgeber Karrierewünsche verlässlich und strukturiert beantworten. Die Partnerschaft ist nach wie vor ein hochattraktives Karriereziel bei Associates und bei Menold Bezler auch weiterhin erreichbar.
Sie haben sich bei der fachlichen Konzeption des Formats Unterstützung geholt. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit der Bucerius Executive Education?
Stefanie Müller: Neben der intensiven Begleitung durch die eigene Partnerriege war uns die Vermittlung von Hard und Soft Skills auf hohem fachlichen Niveau sehr wichtig. Die Wahl fiel aus guten Erfahrungen der Vergangenheit heraus auf die Bucerius.
Viele Kanzleien bieten Mitarbeitenden inzwischen Förderprogramme an, in manchen Kanzleien gibt es sogar eigene Akademien. Was zeichnet MB GROW besonders aus?
Stefanie Müller: Aus meiner Sicht ist das zum einen die enge Anbindung an die Top-Entscheider und damit die Möglichkeit, sich über zwei Jahre von erfahrenen Partnern begleiten und coachen zu lassen. Zum anderen sind es die intensiven Lerninhalte der Bucerius, die individuell auf uns zugeschnitten wurden.
Die Teilnahme ist daher sicher heiß begehrt – auf welcher Grundlage wird die Entscheidung getroffen, wer am Programm teilnehmen darf?
Stefanie Müller: Ins Programm aufgenommen werden KandidatInnen, die im 5. Berufsjahr (RechtsanwältInnen) bzw. 8. – 10. Berufsjahr (SteuerberaterInnen, WirtschaftsprüferInnen, wobei die Zeit ab Berufseinstieg mit Bachelor/Master mit eingerechnet wird) eine positive Prognose zur Aufnahme als PartnerIn erhalten. Über eine positive Prognose tagt der Partnerausschuss. Dabei spielen neben dem Business Case auch persönliche Faktoren wie Fach- und Beraterkompetenz, Mandatskompetenz und Sozialkompetenz eine Rolle. Die KandidatInnen stellen sich zudem im Partnerausschuss, dem Leitungsgremium der Kanzlei, mit ihrer Bewerbung im Rahmen eines halbstündigen Pitches vor.
»Hand aufs Herz« – ist die Auswahl schwergefallen, gerade bei der Premiere?
Stefanie Müller: Durch die intensive Beschäftigung mit den KandidatInnen im Aufnahmeprozess haben wir versucht, eine möglichst hohe Entscheidungssicherheit zu erhalten. Dennoch ist klar, dass es bei Prognoseentscheidungen, wie es eben auch bei MB GROW der Fall ist, immer auch individuelle Beurteilungsspielräume gibt.
Wie läuft das Programm konkret ab bzw. wie ist es ausgestaltet?
Stefanie Müller: MB GROW startet seit Januar 2022 jährlich neu, die Teilnehmenden werden im Herbst des Vorjahres auf der Kanzleitagung feierlich bekannt gegeben und steigen im Januar des Folgejahres ins Programm ein. Durch die zweijährige Laufzeit kommt es stets nach dem ersten Programmjahr zu einer bewussten Überlappung zwischen zwei Jahrgängen, was zu einer zusätzlichen Vernetzung innerhalb der verschiedenen Teilnehmerjahrgänge führt und den Blick über die eigene Gruppe hinaus weitet.
Welche Bedeutung haben die Themen Fortbildung und Mentoring?
Stefanie Müller: Fortbildung und Mentoring sind zentrale Bestandteile von MB GROW. In insgesamt vier Modulen werden die Teilnehmenden durch renommierte DozentInnen der Bucerius auf ihre Rolle als PartnerIn vorbereitet. Hier werden im kleinen Kreise Themen wie Selbstführung, Profilbildung, Innovation, Geschäftsentwicklung und Leadership in jeweils zweitägigen Intensiv-Workshops erarbeitet. Zusätzlich erfolgt im Vorfeld des ersten Moduls ein Persönlichkeits-Assessment mit einer renommierten Bucerius-Professorin. Das Assessment schärft das Bewusstsein der Teilnehmenden für ihre persönlichkeitsbezogenen Stärken, potenzielle Risikofaktoren sowie Werte. Weitere Bausteine sind Einzel- Coachings zur individuellen Begleitung über die beiden Jahre sowie Vertiefungsmodule an der Bucerius, die individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden zugeschnitten sind. Zur Auswahl stehen Netzwerkveranstaltungen, offene Seminare oder Zertifikatslehrgänge in Hamburg oder online. Das Mentoring umfasst eine engmaschige Betreuung durch den/die jeweilige/n MentorIn sowie eine mindestens halbjährliche Unterstützung/ Feedback durch wechselnde Mitglieder des Partnerausschusses. Jede/r KandidatIn wird im Laufe des zweijährigen Programms durch zwei unterschiedliche Mitglieder des Partnerausschusses betreut. So ist eine Visibilität im Management der Kanzlei und eine Anbindung an die Top-Entscheider sichergestellt.
Das Programm ist bereits Anfang 2022 gestartet – wie ist es angelaufen?
Stefanie Müller: Nach einer anfänglichen Informationsund Orientierungsphase sind wir in Hamburg im April 2022 ins erste Modul gestartet. Die Modulinhalte vor Ort waren intensiv und die Stimmung am Abend bei Drinks und Hamburger Spezialitäten sehr entspannt.
Das Entwicklungsprogramm ist zunächst auf zwei Jahre angesetzt. Wie sieht Ihre Vision aus, wenn der Pilot funktioniert?
Stefanie Müller: Menold Bezler steht im Zusammenhang mit dem 20-Jahres-Jubiläum seit Kanzleigründung vor einem Generationswechsel. Die ersten Gründungspartner werden sich zur Ruhe setzen, die nächste Partnergeneration ist bereits in den Startlöchern. Daher gilt es, die aktuelle und künftige Senior Associate-Riege erfolgreich und verlässlich in die Partnerschaft hineinzuentwickeln. Wenn uns dies nachhaltig gelingt, ist MB GROW aus unserer Sicht erfolgreich.
Frau Gottwick, Sie sind Rechtsanwältin bei Menold Bezler und eine der ersten Teilnehmerinnen des Programms. Mit welcher Erwartungshaltung sind Sie gestartet?
Franziska Gottwick: Eine konkrete Erwartungshaltung bestand von meiner Seite nicht. Ich freute mich auf die Programmthemen, die im Alltag bedauerlicherweise oft stiefmütterlich behandelt werden, und war neugierig und gespannt auf die konkreten Inhalte und Formate. Insbesondere die Kombination aus kanzleiinternen Bausteinen und externen Seminaren, namentlich die Kooperation mit der Bucerius Executive Education klang für mich vielversprechend.
Und wie bewerten Sie das Programm nun nach knapp einem halben Jahr?
Franziska Gottwick: Wir haben das erste Modul in Hamburg abgeschlossen und bislang war das Programm für mich absolut gewinnbringend. Die Inhalte der Seminare, die Coaches und die gesamte Organisation sind äußerst professionell und zugleich auch durch eine sehr persönliche Note geprägt. Insbesondere durch den räumlichen Wechsel von Stuttgart nach Hamburg konnten wir uns zwei Tage sehr gut fokussieren und im Rahmen des anspruchsvollen und straffen Zeitplans sehr viel mitnehmen. Neben den guten Seminarinhalten empfinde ich den offenen und intensiven Austausch mit den Coaches, den Mentoren aus der Kanzlei sowie den Kollegen und Kolleginnen als besonders wertvoll.
Hatten Sie Bedenken, inwieweit sich das Programm in Ihren Arbeitsalltag integrieren lässt?
Franziska Gottwick: Die hatte ich durchaus zunächst. Das Programm fügt sich bislang gut in den Arbeitsalltag ein. Die Module im Herbst und Frühjahr sind langfristig geplant, sodass man diese grundsätzlich gut in den Terminkalender integrieren kann. Daneben gibt es flexible Programmteile, die individuell vereinbart werden. Natürlich ist mit dem Programm ein extra Zeitaufwand verbunden; aufgrund des guten Programminhalts nehme ich den persönlich aber gerne in Kauf.
Sie sind als Steuerberater bei Menold Bezler tätig, Herr Mauch, und ebenfalls Programm- Teilnehmer. Was bedeutet es für Sie persönlich, dass Sie an MB GROW teilnehmen dürfen und damit von Ihrer Kanzlei besonders unterstützt und gefördert werden?
Clemens Mauch: Die Teilnahme an MB GROW bietet eine konkrete Perspektive für meine Zukunft und stellt aus meiner Sicht eine große Wertschätzung der Kanzlei mir gegenüber dar. MB GROW ermöglicht einen intensiven und persönlichen Austausch mit ausgezeichneten Coaches und dem jeweiligen Mentor aus dem Management der Kanzlei, aber auch die Teilnahme an Veranstaltungen der Bucerius Executive Education. Bei letzterer besteht eine große Auswahl an Veranstaltungen, die es mir ermöglichen, zielgerichtet an meinen Lernfeldern zu arbeiten bzw. meine Stärken weiter auszubauen.
Welche Wünsche haben Sie noch für die restlichen knapp 1,5 Jahre?
Clemens Mauch: Ich hoffe, möglichst viele spannende Eindrücke zu gewinnen und interessante Gespräche zu führen, die einen echten Mehrwert schaffen. Hierdurch möchte ich für den nächsten Karriereschritt bestmöglich vorbereitet sein.
Was zeichnet die Tätigkeit bei MB Ihrer Einschätzung nach eigentlich aus?
Clemens Mauch: Menold Bezler zeichnet insbesondere die sehr ausgeprägte Zusammenarbeit zwischen den RechtsanwältInnen und SteuerberaterInnen bzw. WirtschaftsprüferInnen aus. Hierdurch stellen sich mir (als Steuerberater) sehr abwechslungsreiche Aufgaben in den unterschiedlichsten Themenfeldern. Zudem arbeiten alle MitarbeiterInnen an einem Standort, sodass sich der fachliche Austausch auf dem kurzen Dienstweg als sehr unkompliziert gestaltet.
Mehr Infos finden Sie im Arbeitgeberprofil.