Ihre wichtigste Aufgabe zu Beginn eines neuen Jobs ist, für einen guten Einstieg zu sorgen. Um es mit den Worten des römischen Feldherrn und Kaisers Gaius Julius Cäsar zu sagen: „Ich kam, sah und siegte“.
Auch wenn es den allermeisten Juristinnen und Juristen nicht bewusst ist: Es sind nur wenige Sekunden, die über Sympathie und Antipathie entscheiden. Für einen guten ersten Eindruck gibt es häufig keine zweite Chance, so dass dieser – wenn er ungünstig für Sie ausfällt – nicht nur über einen erfolgreichen Verlauf Ihrer Probezeit, sondern auch über Ihren möglichen Aufstieg entscheiden kann. Eine gute Vorbereitung, nicht nur zum Vorstellungsgespräch, sondern auch zum Arbeitsantritt in Ihrer neuen Kanzlei oder anderswo, zahlt sich in der Regel aus, wie die nachfolgenden Tipps aufzeigen.
Tipp 1: Investieren Sie in Ihren ersten Eindruck
Finden Sie für sich heraus, wie Sie auftreten, wirken und wahrgenommen werden (wollen). Denn nicht nur „Kleider machen Leute“. Holen Sie sich zu Ihrem persönlichen Auftritt Feedback von Menschen aus Ihrem Netzwerk – wie Freund:innen, früheren Kolleg:innen oder Vorgesetzten ein, die Ihnen wohlgesonnen sind. Investieren Sie bei Bedarf in die Weiterentwicklung Ihres nonverbalen Auftritts, wie in Ihre Stimme oder Körpersprache. Suchen Sie sich eine:n Mentor:in, entweder in Ihrem unmittelbaren Arbeitsumfeld oder über extern (speziell auf in den Beruf einsteigende Juristinnen ausgerichtete Mentoringprogramme bieten bspw. der Deutsche Juristinnenbund djb e. V., die Legally Female UG oder die Arbeitsgemeinschaft Anwältinnen des Deutschen Anwaltvereins an letztere nur für Anwältinnen).
Klären und hinterfragen Sie Ihren fachlichen Fortbildungsbedarf und gehen Sie diesen aktiv an. Machen Sie sich mit Tools vertraut, die Ihnen im Moment noch nicht geläufig, im neuen Arbeitsumfeld aber notwendig sind. Schließen Sie bspw. fremdsprachliche Lücken, um den guten ersten Eindruck vom Vorstellungsgespräch auch im Kanzleialltag wiederholen zu können.
Tipp 2: Starten Sie selbstbewusst in Ihr neues Arbeitsumfeld
Die ersten 100 Tage sind enorm wichtig. Programmieren Sie daher – bereits vor dem ersten Arbeitstag – Ihre innere Stimme auf Erfolg, so dass Sie mit Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein (in) Ihre neue Tätigkeit starten. Setzen Sie sich vorab mit Ihren eigenen Themen auseinander, die Sie im Moment oder auch in der (nahen) Zukunft negativ beeinflussen, und möglicherweise Ihre persönliche Weiterentwicklung sowie auch das berufliche Vorankommen verlangsamen oder gar verhindern können.
Gehen Sie zudem (äußere) Umstände an, die Ihnen derzeit unnötigen Stress oder Ärger verursachen. Dazu gehören bspw. lange oder durch regelmäßigen Stau stressige Anfahrtswege mit dem Auto, die sich in der Bahn leichter ertragen lassen oder umgekehrt. Alternativ kann dies auch ein Grund dafür sein, bereits in der Einarbeitungszeit ein oder einige Tage im Homeoffice zu arbeiten.
Tipp 3: Werden Sie bereits von Anfang an mit Ihrer Expertise intern wie extern sichtbar
Nutzen Sie die ersten 100 Tage im neuen Kanzleiumfeld auch für die Arbeit an und die Sichtbarkeit Ihrer Expertise.
Sofern nicht bereits beim Start klar ist, welche Themen Sie fachlich besetzen werden, klären Sie dies zeitnah. Stimmen Sie sich mit Ihren Vorgesetzten und Kolleg:innen ab, welche fachlichen Fortbildungen Sie bereits in Ihrer Probezeit sowie in den ersten (beiden) Berufsjahren absolvieren wollen und sollen. Sprechen Sie an, wie Ihre bereits vorhandene Fachexpertise, so bspw. aus vorheriger Tätigkeit oder Dissertation, in Ihrem neuen Kanzleiumfeld zum Einsatz kommt und damit intern wie extern sichtbar wird.
Vor allem Anwältinnen achten darauf, dass sie vorrangig über solche Aufgaben unter den Vorgesetzten und Kolleg:innen sichtbar werden, die auf Ihren Expertinnenstatus einzahlen – und eben nicht allein dazu dienen, den Kanzlei oder Mandatsalltag am Laufen zu halten. Bringen Sie Ihre Expertise bspw. in regelmäßigen internen Meetings oder beim Austausch mit Mandant:innen daher rege ein, selbstverständlich auch mit Fokus auf Ihre persönlichen Ziele und damit Ihr Vorankommen in der Kanzlei.
Machen Sie Ihre Expertise auch im virtuellen Raum sichtbar. Erstellen Sie Ihr LinkedIn-Profil, sofern Sie noch keines haben. Ihr erster Arbeitstag im neuen Kanzleiumfeld bietet einen guten Grund dafür, Ihren Berufseinstieg oder wechsel Ihrem Netzwerk mitzuteilen, sei es durch ein Update Ihres Profils, eine entsprechende Statusmeldung (wie bspw. einen LinkedIn Beitrag) oder auch durch eine Mail mit Ihren neuen Kontaktdaten.
Alles in allem können Sie viel tun, damit Ihnen der Einstieg in Ihr neues Kanzlei oder Arbeitsumfeld bestmöglich gelingt. Bleiben Sie dennoch bei aller Aktivität realistisch, da sich in aller Regel Ihr Engagement in eigener Sache erst in der (nahen) Zukunft auszahlen wird. Denn mit Blick auf den bereits erwähnten Kaiser wurde schließlich auch „Rom nicht an einem Tag erbaut“.
Über die Autorin:
Dr. Anja Schäfer
ist Anwältin, Expertin für Networking & Female Leadership in Kanzleien und Mentorin für Juristinnen mit Fokus auf Themen wie Networking, Selbstmarketing und Expertinnen-Branding. Sie veranstaltet regelmäßig Networking-Events von, für und mit Juristinnen, so bspw. den „Netzwerkentag“, eine Online-Konferenz, welche am 24. & 25. März 2023 bereits zum dritten Mal stattfindet. Mehr Informationen dazu hier: www.juristinnennetzwerkentag.de.
Dieser Artikel erschien erstmals als Beitrag in der Printausgabe Beck-Stellemarkt 20/22.