Von der Großkanzlei zur Polizei – vom Einstieg in den höheren Dienst bei der Landespolizei NRW

von Benjamin Peschel

Der Artikel ist vorab im Themenschwerpunkt "Als Jurist/in im Öffentlichen Dienst" erschienen und vermittelt Einblicke in die juristische Praxis. Lesen Sie mehr darüber, wie sich der Einstieg als Volljuristin bzw. Volljurist bei der Polizei gestaltet.

Nach gut sieben Jahren als Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht in einer Großkanzlei habe ich mich 2020 dazu entschieden, mich als Führungskraft bei der Polizei NRW zu bewerben. Der Weg vom Rechtsanwalt zum Polizeivollzugsbeamten mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, aber neben der Möglichkeit sich für die Gesellschaft einzusetzen, bietet sich als Jurist bei der Polizei NRW die Gelegenheit eine Laufbahn einzuschlagen, die so vielfältig ist wie kaum eine andere. Von der späteren Verwendung in einer lokalen Kreispolizeibehörde bis hin zu einer Verwendung im Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen sprachen mich auf Anhieb viele der möglichen Funktionen an.

Als Jurist zur Polizei: Bewerbungs- und Einführungsphase

Für Bewerbende mit einer zweiten juristischen Staatsprüfung oder einer vergleichbaren zweiten Staatsprüfung des allgemeinen Verwaltungsdienstes eröffnet sich in Nordrhein-Westfalen die Möglichkeit des Direkteinstiegs in den höheren Polizeivollzugsdienst als Polizeirätin bzw. Polizeirat.
Neben den allgemeinen Voraussetzungen für die Berufung in ein Beamtenverhältnis muss die Direkteinsteigerin bzw. der Direkteinsteiger zudem für den Polizeidienst geeignet und polizeidiensttauglich, d.h. für die Tätigkeit im  Polizeivollzugsdienst gesundheitlich geeignet sein.

Nach der Bewerbung, die jeweils bereits im Frühsommer des Vorjahres für einen Beginn zum 01. April des Folgejahres, dem jährlichen Einstellungsdatum, eingereicht werden muss, erwartet die Bewerbenden ein mehrteiliges Auswahlverfahren. Nachdem ich dieses erfolgreich absolviert hatte, erfolgte zum 01. April 2021 meine Ernennung zum Polizeirat.

Anschließend erwartete mich und die anderen frischgebackenen Rätinnen und Räte zunächst eine Einführungsphase, denn auch wenn die zweite juristische Staatsprüfung den unmittelbaren Direkteinstieg ermöglicht, werden gerade für die Übernahme von Führungsfunktionen zudem vertiefte Kenntnisse der polizeilichen Praxis benötigt. Die Aufgaben, die einen im höheren Polizeivollzugsdienst erwarten, sind nämlich gewiss keine klassischen juristischen Tätigkeiten. Vielmehr handelt es sich um eine Gemengelage aus Projektarbeit, Personalführung, Einsatzleitung, Organisation und Verwaltung, bei der ein umfassendes Verständnis der polizeilichen Arbeit unabdingbar ist. Daher werden den Direkteinsteigerinnen und Direkteinsteigern in der Einführungsphase Kenntnisse aus den Kernaufgabenbereichen Gefahrenabwehr und Einsatz, Kriminalitätskontrolle und Verkehrssicherheitsarbeit vermittelt, um auf die Übernahme von Führungsfunktionen des höheren Dienstes vorbereitet zu werden. Ziel ist es, einen breiten Einblick in die einzelnen Organisationseinheiten auf den verschiedenen Ebenen der Polizei zu erlangen.

Aus- und Fortbildungsphasen bis hin zur Übernahme von Führungsaufgaben bei der Polizei als Volljurist

Praxisphase als Jurist bei der Polizei: Kreispolizeibehörde

Gemeinsam mit den anderen „Direkteingestiegenen“ meines Jahrgangs startete ich die Einführungsphase beim Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW, wo uns die Grundkenntnisse der polizeilichen Kernaufgaben vermittelt wurden.
Zur Vorbereitung der anschließenden Praxisphase bei einer Kreispolizeibehörde wurden durch uns insbesondere auch die notwendigen Berechtigungen zum Führen von Dienstkraftfahrzeugen, der Dienstwaffe und weiterer Führungs- und Einsatzmittel erlangt.

Nach dieser „Grundausbildung“ wurde ich durch eine erfahrene Führungskraft des höheren Dienstes durch meine Zeit bei einer Kreispolizeibehörde begleitet. In dieser Praxisphase lernte ich zunächst die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen des gehobenen Dienstes kennen, indem ich die Arbeit in verschiedenen Direktionen und Inspektionen begleitete. Bei mir waren das unter anderem Stationen auf einer Polizeiwache im Wach- und Wechseldienst, bei der Kriminalwache und weiteren Kriminalkommissariaten, der Bereitschaftspolizei, dem Verkehrsdienst und der Wasserschutzpolizei.
Der umfassende Einblick, den die Praxisphase in die Arbeit der Polizei in all ihren Ausprägungen vermittelt, erleichtert den Einstieg in die anschließende Führungshospitation. Hier lernt man erstmals die eigentliche Arbeit einer Führungskraft des höheren Dienstes bei der Polizei kennen, indem man seine betreuende Führungskraft im beruflichen Alltag unterstützt und begleitet.

Arbeit im höheren Dienst der Polizei

Nach meiner Zeit bei der Kreispolizeibehörde, werde ich eine viermonatige Verwendung im Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen absolvieren, in der sich die Gelegenheit bietet, die Arbeit im höheren Dienst der Polizei aus Perspektive einer obersten Landesbehörde zu betrachten. Anschließend werde ich die Einführungsphase durch die Teilnahme an einem Studienkurs der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster abschließen.

Fazit: Als Volljurist zur Polizei wechseln lohnt sich

Nach etwas über einem Jahr im Polizeivollzugsdienst, kann ich ein erstes Zwischenfazit ziehen und für mich feststellen, dass sich der berufliche Wechsel für mich sehr gelohnt hat. Die Polizei Nordrhein-Westfalen bietet einen verantwortungsvollen, abwechslungsreichen und interessanten Arbeitsplatz und durch die umfassende Einarbeitung wird man bestens auf die Übernahme von Führungsfunktionen vorbereitet.

Wohin es mit der ersten Verwendung nach Abschluss der Einführungsphase gehen wird, steht bislang noch nicht fest, aber ich freue mich schon auf die neuen Erfahrungen und Eindrücke, die auf dem Weg vor mir liegen.

 

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Über den Autor:

Benjamin Peschel
ist Polizeirat der Polizei NRW über den
Direkteinstieg als Volljurist im Jahr 2021.