Ökonomischen Erfolg sicherstellen und Managementkompetenzen erwerben: Wirtschaftswissenschaftliche Fortbildung für Jurist:innen

von Prof. Dr. Robert Neumann

Ein MBA mit einem General Management-Ansatz ist für Jurist:innen eine gute Möglichkeit, tiefgehende wirtschaftswissenschaftliche Kompetenzen zu erwerben. Damit können sie gerade in der hochspezialisierten wirtschaftsrechtlichen Beratung punkten.

Betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Kompetenzen spielen mittlerweile in so gut wie allen Berufen eine wesentliche Rolle. Davon sind Jurist:innen und Rechtsanwält:innen in Unternehmen nicht ausgenommen. Neben einer herausragenden Kenntnis der Rechtsmaterien, mit denen sie befasst sind, sind sie auch regelmäßig gefragt, ökonomisch sinnvolle und tragfähige Lösungen für ihre Mandanten zu entwickeln. Ganz gleich, ob es dabei um Akquise, Finanzierung, die Beurteilung wirtschaftlicher Unternehmensentwicklungen oder auch die finanz- und leistungswirtschaftlich orientierte Analyse von Unternehmen geht: Solche wirtschaftlichen Fragestellungen sind im gesamten Wirtschaftsrecht wie dem Handels- und Gesellschaftsrecht und M&A, Insolvenzrecht, Kapitalmarktrecht sowie natürlich auch im Steuerrecht und gegebenenfalls in angrenzenden Rechtsgebieten wie dem Erbrecht von besonderer Bedeutung.

Die Frage nach dem „Wie“

Aber woher erhalten Jurist:innen und Rechtsanwält:innen tiefergehende betriebswirtschaftliche Kompetenzen? Ein MBA-Studium vermittelt Kenntnisse in Betriebswirtschaft und Managementkompetenzen auf Masterniveau, richtet sich jedoch üblicherweise explizit an Spezialisten, die kein wirtschaftswissenschaftliches Studium mitbringen, wie eben Jurist:innen. Denn um unternehmerisch und/oder in der Beratung von Unternehmen und anspruchsvollen Private Clients erfolgreich zu sein, bedarf es tiefergehender Kenntnisse in der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen, Unternehmensführung, Kostenrechnung, Controlling, Finanzierung und Personalwirtschaft.

Ein typisches Studium zum Master of Business Administration umfasst mit einem General Management-Ansatz mehrere Bereiche: Betriebswirtschaftliche Grundlagen, Führungsorientierung und Ergebniswirkung sowie Internationalisierung. Es stellt damit eine unternehmerisch geprägte Version des wirtschaftswissenschaftlichen Studiums dar, vertieft relevante Fragestellungen der ökonomischen Praxis und diskutiert internationale betriebs- und volkswirtschaftliche Themen.

Die praktische Relevanz wirtschaftsrechtlicher Fragen

Zentrales Ziel des Studienganges ist es, Problemstellungen aus einer kaufmännisch-wirtschaftlichen Sichtweise heraus zu analysieren und sich damit von der durch das Jurastudium stark eingeprägten rein juristischen Perspektive und den damit verbundenen Denkansätzen zu lösen. Diese neu gewonnene Herangehensweise kann dann in einem entsprechenden Arbeitsumfeld auch schnell ganz praktische Relevanz entfalten: Gerade in der wirtschaftsrechtlichen Beratung ist für Mandanten der ökonomische Erfolg entscheidend. Denn in erster Linie lösen Wirtschaftsanwälte keine juristischen Streitigkeiten, sondern gestalten mit Blick auf die gesetzlichen Vorschriften weitreichende wirtschaftliche Zusammenhänge für Unternehmen und vermögende Privatpersonen.

Das bedeutet: Eine Zusatzausbildung wie der „MBA in General Management“ bietet unternehmens- und wirtschaftsberatenden Jurist:innen den Vorteil, sehr kompakt und praxisbezogen einen Überblick über alle für die Leitung und Beratung von Unternehmen relevanten Bereiche aus übergeordneter ökonomischer Sicht zu erhalten und sich mit anderen Studierenden aus unterschiedlichen Fachbereichen austauschen zu können.

Spezialisierung durch gezielte Schwerpunktsetzung

Bei einigen MBA-Programmen stehen verschiedene Vertiefungsrichtungen zur Auswahl, in denen beispielsweise Expertenwissen in Bereichen wie Digitalisierung, Wirtschaftspsychologie oder Personalmanagement erlangt werden kann.

In diesen Vertiefungen lernen die Teilnehmer:innen zum Beispiel alle wichtigen Bereiche des Personalmanagements von der Personalbedarfsplanung bis zur Personalauswahl kennen und befassen sich mit der Personalentwicklung von der Bedarfsanalyse bis zur Leistungsbeurteilung sowie verschiedenen Führungsstilen und -instrumenten. Die Schnittstelle zur Psychologie bilden Themen wie Motivation, Coaching und Mentoring sowie Leistungsbeurteilungen. Ebenso können Juristen dadurch Instrumente der psychologieorientierten Personalentwicklung kennenlernen und einsetzen und erfahren die Mechanismen der Personalführung bei Fusionen und Unternehmensübernahmen.

Jurist:innen lernen im Bereich Projektmanagement wiederum alles über Projektorganisation und Projektplanung, Risikomanagement in Projekten und Projektsteuerung sowie Führung in Projekten und den Umgang mit Krisen. Damit sind sie gewappnet für alle Anforderungen im Projektmanagement als eine Schlüsselqualifikation für Führungskräfte. Für den weiteren Aufstieg auf der Karriereleiter benötigen Jurist:innen also vielfach notwendiges Know-how für die exzellente Abwicklung von Projekten als Grundstein für zukünftige Erfolge und erhalten einen umfassenden Methoden-Baukasten für herausfordernde Projekte.

MBA-Studiengänge werden in verschiedenen Varianten angeboten und können in zwei bis vier Semestern absolviert werden, abhängig von der vorhandenen Berufs- und Führungserfahrung.

 

Über den Autor:

Prof. Dr. Robert Neumann
Experte für Leadership, Personalmanagement,
Organisationsentwicklung und Weiterbildung