Datenschutzrecht – ein wachsendes Feld für innovative Juristen

von Dr. Matthias Lachenmann

Nicht erst seit die Bundeskanzlerin im Jahre 2013 das Internet als „Neuland“ bezeichnet hat, hat sich die Digitalisierung zu einem zentralen Thema unserer Gesellschaft entwickelt. Gerade im Zusammenhang mit der Corona- Krise war die Flucht in das Digitale als einzige Alternative zum realen Kontakt unerlässlich. Das Recht der Digitalisierung wird so auch in den nächsten Jahren eine große Rolle spielen und bietet verschiedene Chancen für innovative Juristen

Datenschutzrecht – Brennpunkt der sozialen und gesellschaftlichen Entwicklung

Je mehr die digitale Sphäre das Leben der Menschen prägt, desto mehr rückt auch der Datenschutz ins Licht der sozialen Aufmerksamkeit. Verfahren gegen Facebook, Google, Apple und Co. schlagen weite soziale Wellen und führen teilweise zu Boykottaufrufen, Datenleaks erzeugen erhebliche Schäden für Betroffene und Schadensersatzpflichten für Unternehmen.

Zugleich benötigen Unternehmen immer mehr Daten, um ihre Dienstleistungen zielgerichtet anzubieten. Personalisierte Werbung anhand von erhobenen Daten gehört zum Standard, KI-Systeme erleichtern das Leben, benötigen aber zur Entwicklung und Erprobung große Mengen an Daten. Die stetige Weiterentwicklung von sozialen Medien, Cloud-Systemen und internationaler Kommunikation wird weiter voranschreiten und den Datenhunger von Wirtschaft und Staat noch vergrößern.

Folge sind verschiedene Gesetzesvorhaben auf EU-Ebene, z.B. der Digital Service Act und Digital Markets Act, aber auch die neue KI-Verordnung oder der Data Governance Act. Die Datenschutz-Grundverordnung bildete den Auftakt für eine breite Digitalgesetzgebung. Das Datenschutzrecht bietet viel Raum für Tätigkeiten junger Juristen, das Spannungsverhältnis zwischen dem Drang nach mehr Daten und dem Schutzbedürfnis einer immer mehr sensibilisierten Gesellschaft zu entwickeln.

Datenschutzrecht – Lebensnahes Berufsfeld

Da das Datenschutzrecht in Studium und Referendariat noch nicht näher behandelt wird, ist die Arbeit von Datenschutzrechtler für viele Junganwälte ein noch unbekanntes Fachgebiet. Der Ruf, lebensfern und nur für Technik- Verrückte zu sein, hängt ihm immer noch an. Dies könnte aber nicht weiter von der Realität sein. Ähnlich wie mit AGB hat fast jeder Mensch im täglichen Leben auch mit Einwilligungserklärungen und Informationen zur Datenverarbeitung zu tun.

Daten werden in allen Bereichen erhoben, in denen man sich bewegt, sei es Online, z.B. bei der Nutzung von sozialen Netzwerken und im Online- Shopping, oder auch Offline z.B. durch die Nutzung von Kundenkarten. Die im Jahr 2018 eingeführte DSGVO verlangt nicht nur von Konzernen, sondern auch von Mittelständlern, Einzelhändlern und Vereinen, dass sie ihnen zur Verfügung gestellte Daten rechtmäßig behandeln.

Die Strukturen zur Erstellung von Datenschutz hat alle Bereiche der Gesellschaft durchdrungen und erzeugt lebensnahe und interessante Arbeitsfelder. Juristen mit einem Grundverständnis für Technik können hier eine Vielzahl von spannenden Feldern finden, in denen sie sich nach relativ kurzer Einarbeitung verwirklichen können.

Datenschutzrecht – Rechtsgestaltung und Verteidigung der Rechte

Eine wesentliche Aufgabe von Datenschutzrechtlern ist es, zusammen mit ihren Mandanten Datenschutzkonzepte zu erarbeiten, so dass sie rechtssicher Daten verarbeiten können. Die Arbeit der Datenschutzrechtler beschränkt sich nicht auf das Erstellen von Standardtexten, sondern erfolgt in der Ausarbeitung von lösungsorientierten Konzepten, die den Bedürfnissen der Unternehmen und den Rechten derer, deren Daten verarbeitet werden, Rechnung trägt.

Der zweite wesentliche Bereich, in dem Datenschutzrechtler tätig werden, ist bei der (vermeintlichen) Verletzung der Rechte Betroffener. Das kann durch unter anderem unrechtmäßige Verarbeitung von Daten, oder auf Grund Datenleaks durch Hacker, passieren, aber auch einfach bei Ausübung der Betroffenenrechte, z.B. dem Verlangen nach Auskunft über die verarbeiteten Daten.

Betroffene, deren Datenschutzrechte verletzt wurden, können u. U. Ansprüche auf Schadensersatz geltend machen, deren Durchsetzung bzw. Verteidigung Spezialwissen erfordert. Auch Bußgelder durch die Aufsichtsbehörden werden in immer höherem Maße verhängt, eine Verteidigung kann aber oft erfolgreich sein.

Datenschutzrecht – Zukunft mitgestalten

Da der Bedarf an Daten von Unternehmen und das Sicherheitsbedürfnis von Bürgern in den kommenden Jahren weiter steigen wird und aufgrund immer leistungsfähigeren Technologien gibt es immer mehr Arbeit für Datenschutzrechtler. Erfahrene Berater werden in dem Gebiet ebenso wie Berufansfänger weiterhin händeringend gesucht. Von kleinen Vereinen bis zu multinationalen Großkonzernen hat jeder, der mit personenbezogenen Daten Berührung hat, Beratungsbedarf. So steht interessierten Juristen ein Feld mit Zukunft und Perspektive offen.

 

Über den Autor:

 

Dr. Matthias Lachenmann
Rechtsanwalt und Partner bei BHO
Legal PartG mbB in Köln
Datenschutzbeauftragter (UDISzert) bei der
BHO Consulting GmbH in Köln