Das Berufsbild des Rechtsanwaltsfachangestellten

Claudia Eser-Schuberth im BECK Stellenmarkt Interview

Wie wird man eigentlich Rechtsanwaltsfachangestellte? Welche Aufgaben erwarten einen? Über das Berufsbild des Rechtsanwaltsfachangestellten hat Veronika Gebertshammer, Diplom-Juristin, mit Claudia Eser-Schuberth, Berufsberaterin bei der Arbeitsagentur Augsburg, ein Gespräch geführt.

Frau Eser-Schuberth, was sind notwendige Voraussetzungen für eine Tätigkeit als Rechtsanwaltsfachangestellte?  

Grundsätzliche Voraussetzung für diese Ausbildung sind gute Deutschkenntnisse und sichere Rechtschreibung, auch im Hinblick auf die juristischen Fachbegriffe. Hierzu gehört auch die Beherrschung der gängigen PC-Anwendungen. Darüber hinaus wird Interesse an juristischen Vorgängen und Lernbereitschaft vorausgesetzt. Sehr gute Umgangsformen und ein gepflegtes Erscheinungsbild, sowie Freundlichkeit und Empathie gegenüber Mandantinnen und Mandanten sind essentiell, ebenso Teamfähigkeit und Belastbarkeit. In der Regel ist der Abschluss der Mittleren Reife die Voraussetzung.

Welche Aufgaben erwarten einen, wenn man diese Voraussetzungen erfüllt?

Rechtsanwaltsfachangestellte sind hauptsächlich für die organisatorischen und kaufmännischen Abläufe in der Kanzlei zuständig. Dazu zählen unter anderem die Terminvereinbarungen und die Terminüberwachung, die Organisation von Meetings, die Aktenführung, aber auch kaufmännische Tätigkeiten wie die Rechnungsstellung. Ein Rechtsanwaltsfachangestellter ist daneben auch für die selbstständige Vorbereitung von juristischen Schriftstücken sowie für die Erledigung der Korrespondenz zuständig.

Das hört sich nach einem ziemlich verantwortungsvollen Job an. Wie läuft denn die Ausbildung zum Rechtsanwaltsfachangestellten ab?

Es handelt sich dabei um eine duale Ausbildung, das heißt sie erfolgt in der Kanzlei als auch in der Berufsschule. Während der dreijährigen Ausbildungszeit werden die Kenntnisse Schritt für Schritt vertieft, sowohl im Hinblick auf die administrativen Tätigkeiten wie auch auf die juristischen Kenntnisse. Allerdings ist eine Verkürzung der Ausbildung auch möglich.

Mit welchem Gehalt kann man während und nach der Ausbildung rechnen?  

In der Ausbildung verdient man gestaffelt nach Ausbildungsjahren zwischen 700,- Euro brutto im ersten Ausbildungsjahr und ungefähr 1000,- Euro im dritten Ausbildungsjahr. Die Ausbildungsvergütung und das Gehalt nach der Ausbildung variieren stark, je nach Bundesland oder auch Stadt. Im bundesweiten Mittel liegt das Gehalt nach der Ausbildung bei circa 2700,- Euro brutto. Es besteht die Möglichkeit durch die Absolvierung spezieller Lehrgänge das Gehalt zu steigern, soweit dies vom Arbeitgeber gewünscht wird.

Welche Lehrgänge stehen einem Rechtsanwaltsfachangestellten denn offen?

Es gibt hier die Aufstiegsweiterbildung zum Fachwirt beziehungsweise zur Fachwirtin in den Schwerpunkten Recht oder Büroorganisation.

Das klingt spannend. Nun ist es leider so, dass es nach einer Studie des Soldan Instituts rund 95 Prozent aller Kanzleien Probleme bei der Rekrutierung von Fachangestellten haben. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Ich stelle ebenfalls fest, dass sich viele gute Realschülerinnen und Realschüler nach ihrem Realschulabschluss für eine weiterführende Schule entscheiden, um danach ein Studium zu beginnen.

Für die Besetzungsherausforderung von Ausbildungsstellen für gute Realschulabsolventinnen und Realschulabsolventen bieten sich aus meiner Sicht mehrere Strategien an:

  • Ausweitung von Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Ausbildung;  
  • Vergütungsanreize oder Corporate Benefits während der Ausbildung anbieten;
  • Übernahmeangebot als Fachkraft nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss.  

Auf der anderen Seite lohnt es sich sicherlich auch einmal sehr motivierten Schülerinnen und Schülern mit einem etwas schwächeren Abschluss eine Chance für einen Ausbildungsplatz zu geben. Die „Assistierte Ausbildung flexibel“ – ein Förderinstrument der Agentur für Arbeit – kann Schwächen während der Ausbildung im Rahmen von Nachhilfe für die Berufsschule ausgleichen.

Wie lässt sich denn herausfinden, ob der Beruf das Richtige für einen ist?

Ob der Beruf der richtige ist, lässt sich am besten herausfinden durch einen Abgleich der Interessen und der Anforderungen sowie durch mehrere Praktika und Gespräche mit Personen, die in diesem Beruf bereits tätig sind.

Wo finde ich weitere Informationen über den Beruf?  

Folgende Adresse kann hierbei hilfreich sein: www.berufenet.arbeitsagentur.de      

Vielen Dank für das Gespräch!

Über die Interviewpartnerinnen:  

Claudia Eser-Schuberth  
Erstberuf: Industriekauffrau, Zweitausbildung: Studium der Sozialen Arbeit (FH München), seit 2009 Berufsberaterin Arbeitsagentur Augsburg.

Veronika Gebertshammer, Dipl.-Jur.
Texterin, Lektorin und Schreibcoach.  
www.veronika-gebertshammer.de