Haltung und Handwerkszeug für größere Lösungsräume – ein LL.M.-Abschluss in Mediation und Konfliktmanagement

von Saskia MacLaughlin

Saskia MacLaughlin, Fachanwältin für Arbeitsrecht und Counsel bei DLA Piper, ist Alumna des berufsbegleitenden Master-Studiengangs Mediation und Konfliktmanagement (MSMKM) der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Sie ist sich sicher: Mit diesem LL.M.-Abschluss hat sich ihr juristisches Fachwissen und Handwerkszeug sehr sinnvoll ergänzt.

Frau MacLaughlin, seit Herbst 2019 sind Sie LL.M.-Absolventin des MSMKM – inwiefern hat das Studium Ihre Arbeit als Rechtsanwältin verändert?

Ich versuche heute noch viel stärker, die Positionen der sich gegenüberstehenden Parteien zu hinterfragen und Interessen zu verstehen. Das Studium hat mir gezeigt, dass es in der Regel nicht nur um die harten juristischen Fakten geht. Es gibt immer auch dahinterstehende Anliegen, für die sich mein Blick sehr geschärft hat. Im Studium habe ich das Handwerkszeug erlernt, um diese Anliegen herauszuarbeiten. Das hilft mir auch beim Vertreten meiner Mandant*innen. Denn bei allem Verständnis für die Gegenseite: Ich bin natürlich trotzdem weiterhin Rechtsanwältin, ich stehe auf der Seite meiner Mandant*innen. Aber wenn ich die Interessen der Gegenseite differenzierter verstehe, entsteht automatisch eine bessere Verhandlungsposition für uns.

Auseinandersetzungen außerhalb des Gerichtssaals lösen

Hilft Ihnen bei dieser täglichen Arbeit auch Ihre Haltung als Mediatorin, die Sie nun ebenfalls sind?

Ja, ich höre heute ganz anders zu und habe konkrete Techniken der Verständnissicherung erlernt. Mein Ziel ist es, die Interessen aller herauszuschälen, um den Lösungsraum für meine Mandant*innen zu vergrößern. Ich konnte auch bereits als Mediatorin tätig werden. Das möchten wir als Kanzlei gern ausbauen, da wir darin eine Chance sehen, rechtliche Auseinandersetzungen im Interesse unserer Mandant*innen bereits außerhalb des Gerichtssaals oder der Einigungsstelle zu lösen.

Ergänzung zum Jura Studium

Inwiefern war das Studium eine wichtige Ergänzung zu Ihrem Jura-Studium?

Im Jura-Studium ging es vor allem um den Rechtsrahmen und wie dieser durchgesetzt werden kann. Im LL.M.-Studium der Viadrina haben wir hingegen gelernt, Probleme nicht nur rechtlich, sondern auch interessenorientiert anzugehen. Das ist eine ganz wichtige, das Jura-Studium ergänzende, Fachkompetenz und Haltung. Wenn man diese Ebene auf beiden Seiten aufdeckt und einbezieht, kann man Streitpunkte vielfach bereits außergerichtlich lösen.

Welche Studieninhalte sind Ihnen besonders stark in Erinnerung geblieben?

Sehr begeistert und geprägt haben mich die Praxisseminare der Mediationsausbildung und die Vertiefungsseminare, aus denen wir wählen konnten. Für mich waren das die Seminare „Verhandlungsführung“ und „Mediation und Konfliktmanagement in der Wirtschaft“, die ganz passgenau meine beruflichen Interessen abgebildet haben. So konnte ich mein berufliches Handwerkzeug als Anwältin in der Wirtschaft sehr konkret erweitern. Das galt für alle Studierenden, für jede*n war etwas dabei. Diese große Auswahl an Seminaren und Personalisierbarkeit des Studiums war toll.

Auf welchen Ebenen hat das Lernen im Studiengang stattgefunden?

Wir haben immer auf zwei Ebenen gelernt: auf der persönlichen und der fachlichen. Ich habe gelernt, mein eigenes Verhalten und das meiner Mitmenschen mehr zu reflektieren – und insbesondere meine mediative Haltung in mein Handeln zu übertragen. Fachlich lernt man natürlich ununterbrochen über Mediation und Konfliktmanagement. Nicht nur im Rahmen des Präsenzunterrichts, sondern auch beim Verfassen von Essays als Studienleistungen sowie insbesondere im Rahmen der kollegialen Lerngruppe. Dieser Austausch hat das Lernen sehr lebendig gemacht.

Große Bereicherung in der Beratung durch Mediation

Wie hat sich das Studium, das berufsbegleitend verläuft, in Ihr Leben eingefügt?

Das Studium ist zeitintensiv, ohne Frage. Aber ich hatte die volle Unterstützung meines Arbeitgebers – die Idee zum Studium ist sogar gemeinsam mit ihm entstanden, weil er es als Bereicherung für unsere Beratungstätigkeit gesehen hat. Meine Familie hat mir auch den Rücken freigehalten, das war sehr wichtig. Für mich waren die Präsenzzeiten in Frankfurt (Oder) immer auch eine Auszeit aus dem Alltag, die mir Energie gegeben hat.

Wie nutzen Sie das internationale Netzwerk der mittlerweile mehreren hundert Alumnae*i des Studiengangs?

Ich bin Mitglied im Alumni-Verein des Studiengangs und stehe in regelmäßigem Kontakt mit meiner Lerngruppe. Es ist schon ein besonderes Netzwerk, von dem man da Teil wird: Eine Vielfalt an Persönlichkeiten unterschiedlichster beruflicher Herkunft aus allen Regionen Deutschlands, aber auch aus Österreich, der Schweiz und teilweise den USA und anderen Ländern. Ich kann jederzeit Kontakt aufnehmen – uns verbindet schon so etwas wie ein gemeinsamer Geist.

Das Interview führte Nora Sinemillioglu.

Über die Interviewpartnerin:

Saskia MacLaughlin
Rechtsanwältin und Counsel im
Hamburger Büro von DLA Piper,
seit 2019 ist sie Absolventin des
Master-Studiengangs Mediation
und Konfliktmanagement der
Europa-Universität Viadrina in
Frankfurt (Oder) und zertifizierte
Mediatorin

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Quelle NJW 45/2020

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