Nachhaltige Kleidung mit Stil: Businesslook statt Schlabberlook

von Susanne Kinast

Die Corona-Krise war für viele Menschen Anlass, Gewohntes in Frage zu stellen. Wörter wie Nachhaltigkeit, Bio und Klima sind jetzt in aller Munde. Aber gerade bei Kleidung ist es schwierig, sich unter „nachhaltig“ etwas Konkretes vorzustellen. Susanne Kinast von Nina Rein Fashion erklärt, wie man nachhaltige Kleidung erkennt und wie man diese auch gut im Büro tragen kann.

Das Wort Nachhaltigkeit stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft. Es geht darum, nur so viel Holz abzuholzen, wie auch nachwachsen kann, damit der Wald im Gleichgewicht bleibt und lange bestehen kann. Bei nachhaltiger Mode oder Öko-Mode denken viele automatisch an Filz, Schlabberlook und kratzige Wolle, oder bestenfalls noch an ein Bio-Yoga-Outfit.

Vor 20 Jahren war die Auswahl wirklich noch sehr eingeschränkt. Mittlerweile hat sich aber viel getan. Es gibt viele Marken, die umweltfreundliche Mode machen. Sowohl das Design als auch die Möglichkeiten, ökologische Stoffe herzustellen, haben sich weiterentwickelt. Es gibt jetzt für jedes Kleidungsstück eine umwelt- und menschenfreundliche, also eine nachhaltige Alternative, auch für Businessoutfits.

Quelle: NINA REIN; Fotografin Lisa Hantke 

Es gibt unterschiedliche Ansätze Nachhaltigkeit umzusetzen und eine Vielfalt an Siegeln und Zertifikaten, die das dokumentieren. Manche Zertifikate beziehen sich dabei auf die Materialien, andere auf die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung, oder auf beides. Es ist deshalb nicht immer leicht, anhand von Siegeln sofort zu wissen, um was für ein Kleidungsstück es sich handelt.

Als ersten Schritt hin zur nachhaltigen Garderobe muss man allerdings nicht alle Siegel studieren. In den Etiketten der Kleidung steht, welche Materialien verwendet wurden und wo die Kleidung produziert worden ist.

Die Näherinnen und Näher

Fast alle Kleidungsstücke, unabhängig des Preises, werden von Näherinnen und Nähern von Hand gefertigt. Eine Textilfabrik besteht aus einer Halle mit vielen Nähmaschinen, an denen zu 80 Prozent Frauen arbeiten und Kleidung nähen, bügeln, falten und verpacken. Die Arbeitsbedingungen hängen stark vom Produktionsstandort ab. Werden herkömmliche Materialien verarbeitet, die Pestizide oder giftige Farben enthalten können, sind die Arbeiterinnen diesen Schadstoffen ausgesetzt.

Damit sich diese Bedingungen dauerhaft ändern, ist es wichtig, ein Bewusstsein für faire Produktionsstandorte zu entwickeln – nachhaltige Mode tut das.

Das Material

Ein anderer Punkt, der über die Nachhaltigkeit von Kleidung entscheidet, ist das Material. Oft ist Plastik in unterschiedlicher Form in Kleidung enthalten, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Plastik wird aus Erdöl, einem nicht erneuerbaren Rohstoff, unter Einsatz von Wasser und Energie hergestellt. Es wird meistens am Ende seines Lebenszyklus verbrannt und es entsteht CO2, oder es landet im Meer.

Gerade bei Mischfasern, die in der Kleidung häufig vorkommen, ist Recycling schwierig oder unmöglich. Der Verzicht von Plastik als Verpackung oder auch bei Knöpfen, ist eine Möglichkeit, Mode nachhaltiger zu gestalten. Reduce Plastic ist die beste Lösung, wo immer es bei Kleidung möglich ist.

Eine andere Möglichkeit für umweltfreundliche Stoffherstellung ist, natürliche, nachwachsende Materialien zu verwenden. Baumwolle, Wolle, oder Flachs sind, wenn sie biologisch angebaut werden, umweltfreundlich und verbrauchen viel weniger Wasser und Energie als herkömmliche Rohstoffe. Aus dem Zellstoff, der in Bäumen vorkommt, kann Lyocell hergestellt werden, eine energiesparende, recyclebare Alternative zu herkömmlichen Stoffen.

Mittlerweile gibt es auch viele innovative Materialien, die aus Apfelschalen, Ananas oder Pilzen hergestellt werden und die bei immer mehr Firmen in die Kollektionen eingearbeitet werden.

Quelle: https://saubere-kleidung.de/wp-%20content/uploads/2019/06/FastFashion_Dossier_CIR_2019_Teil3_Die-Folgen-in-Zahlen.pdf
Illustration: Nikola Berger unter CC-BY-NC-SA 4.0

Worauf kann ich beim Einkaufen von Kleidung achten?

1.    Nachhaltige Firmen und Marken sind meistens transparent und offen. Sie informieren auf ihrer Homepage oder den Etiketten der Kleidung gerne über Materialien und Herstellung.

2.    Die Siegel auf dem Kleidungsstück wurden nicht von der Modefirma selbst erfunden, sondern werden von vielen Firmen genutzt und von unabhängigen Prüfstellen kontrolliert.

3.    Die Kleidung besteht aus natürlichen, zertifizierten Materialien, wie Bio-Baumwolle und wenn sie doch Plastik enthält, dann recyceltes Plastik.

4.    Die Kleidung wird in der Nähe produziert. Das bedeutet weniger Transportemissionen und oft auch bessere Arbeitsbedingungen.

5.    Der Geruchstest: Nachhaltige Kleidung wird meist gar nicht oder kaum chemisch behandelt und riecht deshalb nicht unangenehm und auch nicht nach Parfüm.

Online ist die Auswahl an Kleidung riesig. Dank einiger spezialisierter Plattformen, die nur nachhaltige Artikel anbieten, kann jede*r für sich das Passende finden und sich weiter zum Thema informieren. Auch bekannte Modezeitschriften, wie die Vogue, haben sich dem Thema angenommen und veröffentlichen regelmäßig diesbezüglich Artikel und Brands.

Der deutsche Nachhaltigkeitspreis wurde im Dezember 2020 zum ersten Mal auch im Bereich Design vergeben und hat mehrere Modefirmen ausgezeichnet, darunter gibt es auch nachhaltige Businesskleidung, die herkömmlichen Marken in nichts nachsteht. Es spricht also nichts mehr dagegen in Zukunft nicht nur bei Lebensmitteln, sondern auch bei Businesskleidung auf Nachhaltigkeit zu achten.

 

Über die Autorin: 

Susanne Kinast
Dipl.-Kauffrau und Gründerin
des nachhaltige Modelabels für
Businesskleidung NINA REIN