Künstliche Intelligenz in der Steuerberatung – Chancen und Herausforderungen

von Gregor Fischer

Die Zukunft des Berufsstands liegt in der klugen Kombination aus künstlicher Intelligenz und menschlicher Fachkompetenz. Wer die Potenziale der KI versteht und verantwortungsvoll nutzt, kann seinen Berufsalltag nachhaltig optimieren und damit Freiräume schaffen.

Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Arbeitswelt grundlegend – auch in der Steuerberatung. Viele manuelle Prozesse lassen sich automatisieren oder effizienter gestalten. Die gewonnene Produktivität kann neue Tätigkeitsfelder eröffnen oder dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es essenziell, sich mit KI auseinanderzusetzen. Laut einer Studie von Wolters Kluwer nutzen 36 % der deutschen Steuerexperten bereits KI – der höchste Anteil in Europa. Dennoch zeigt sich der durch ChatGPT ausgelöste Boom generativer KI in deutschen Unternehmen bislang nur verhalten.

Chancen

KI bietet vielfältige Möglichkeiten zur Optimierung der Kanzleiarbeit. Sprachmodelle revolutionieren das Textverständnis von IT-Systemen. KI kann Inhalte verstehen und erstellen – Aufgaben, die früher Menschen vorbehalten waren. Beispiele:

  • Belege verstehen und steuerlich einordnen
  • Urteile analysieren und Mandanten verständlich erklären
  • Mandanten zur Nachreichung von Unterlagen auffordern und Vollständigkeit prüfen
  • Daten aufbereiten, erläutern und Berichte erstellen

Alles, was mit Text und Kommunikation zu tun hat, lässt sich heute mit KI anreichern. Besonders wertvoll ist die Individualisierung: Inhalte können an Vorwissen, Präferenzen und Kontexte angepasst werden – etwa bei Lernmaterialien oder Mandantenkommunikation.
Auch in der Datenanalyse spielt KI ihre Stärken aus. In Kombination mit Sprachfähigkeiten entstehen neue Anwendungsmöglichkeiten:

  • Auffälligkeiten in der Buchführung erkennen
  • Fehler identifizieren, bevor sie weitergegeben werden
  • Beratungspotenziale entdecken und Leistungen personalisieren
  • Prognosen erstellen und Entscheidungen unterstützen

Das steigert die Qualität, reduziert Risiken und schafft neue Mehrwerte.

Herausforderungen

Trotz des Potenzials bringt KI auch Herausforderungen mit sich. KI-Modelle sind stochastische Systeme – sie können Fehler machen. Entscheidend ist der Umgang damit:

  • Qualifikation: Wie bei Mitarbeitenden zählen auch bei KI die Fähigkeiten und die Zuverlässigkeit des Anbieters.
  • Kontrolle: Ergebnisse müssen – je nach Reifegrad – überprüft werden. Regelmäßige Evaluation der Kontrollmaßnahmen ist essenziell.
  • Veränderung der Tätigkeit: Delegation verändert Rollen. Mitarbeitende übernehmen mehr Kontrolle statt Ausführung. Skepsis sollte durch Schulung und Einbindung begegnet werden.

Die Delegation an KI erfordert klare Prozesse – von der Auswahl über die Kontrolle bis zum Change Management. Die Verantwortung bleibt beim Berufsträger.
Ein besonderes Augenmerk gilt dem Datenschutz. Der Schutz sensibler Mandantendaten hat höchste Priorität. Kanzleien müssen sicherstellen, dass KI-Systeme gesetzeskonform arbeiten, keine unbefugten Zugriffe erfolgen und Daten nur zweckgebunden verarbeitet werden. Während viele freie Tools Daten als Gegenleistung nutzen, gibt es auch vertrauenswürdige, konforme Lösungen. Jede Kanzlei sollte in ihrer KI-Richtlinie festlegen, welche Systeme zulässig sind.

Fazit

Mit dem zunehmenden Einsatz von KI verändern sich die Arbeitsprozesse in Steuerkanzleien erneut. Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen Steuerberater und Mitarbeitende lernen, KI effektiv zu nutzen. KI verstärkt das Potenzial der Digitalisierung, automatisiert weitere Arbeitsschritte und unterstützt bei Inhalten und Kommunikation. Die menschliche Expertise bleibt dabei unersetzlich – gemeinsam entsteht eine neue Form der Wertschöpfung.

 

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Über den Autor:

 

Gregor Fischer

 

 

 

 

 

 

 

 

Gregor Fischer - Architekt für KI
Er ist leitender Architekt für Künstliche Intelligenz bei Wolters Kluwer Tax & Accounting Deutschland GmbH