"Mama, kannst Du bitte die Kinder vom Sport abholen und ihnen das Abendessen zubereiten? Ich schaffe es einfach nicht, muss noch einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung beim Familiengericht fertigmachen. Danke, danke, Mama!“ Glücklich die Anwältin, die so eine Mutter hat! „Fast jedes Wochenende nehme ich ein oder zwei Akten mit nach Hause. Aber dann bin ich meistens so erschöpft, dass ich sie unbearbeitet und mit schlechtem Gewissen montags wieder in die Kanzlei mitbringe.“ – „Seit zwei Jahren bezahle ich jetzt diese Sportstudio-Mitgliedschaft, aber wissen Sie, wie oft ich dort war? Im ganzen letzten Jahr ein einziges Mal!“ – „Ich bin angestellte Anwältin in einer erfolgreichen Kanzlei, die mich mit Familienfreundlichkeit geworben hat. Ich verdiene nicht schlecht, aber wissen Sie, was los ist, wenn mein Kind krank wird und ich keine Kinderbetreuung bekomme?!“
All diese Klagen von gestressten Rechtsanwältinnen höre ich immer wieder in meiner Coaching-Praxis. Mehr noch als die männlichen Kollegen leiden besonders Rechtsanwältinnen mit Kindern unter mangelnder Work-Life-Balance.
Sie finden den Weg aus dem Hamsterrad nicht, können sich schwer abgrenzen und verausgaben sich. Der berüchtigte Burnout droht früher oder später. Selbstfürsorge ist für die meisten Rechtsanwältinnen ein theoretischer Begriff. Und doch lässt sie sich in einem Training und mit Coaching lernen, insbesondere, wenn die Coach die Stolpersteine des Anwaltsalltages aus eigener Erfahrung kennt und gemeistert hat. Zu so einem Training gehören unter anderem Achtsamkeits-Übungen, die Fähigkeit, sich zu fokussieren und abzugrenzen.
Halten Sie aus, „nein“ zu sagen. Seien Sie nicht immer „nett“!
Nicht immer sofort verfügbar zu sein, planvoller und eigenwilliger handeln zu lernen ist ein Prozess, der erst nach einiger Zeit zum Erfolg führt. Die Wahrheit ist, Verhaltensänderung wird im Gehirn bewirkt und das braucht Zeit für die Neustrukturierung der Neuronen.
Wenn Rechtsanwältinnen lernen, ihre Energien, ihre Zeit und ihre Kraft zu bündeln, strahlen sie eine ganz andere Art von Präsenz und persönlicher Autorität aus. Mandanten und Mandantinnen fühlen sich in solch einer Präsenz wohl, in der Atmosphäre von Gelassenheit anstatt Getriebenheit. Ja, Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen arbeiten viel. Und hier hilft strukturiert und ergebnisorientiert vorzugehen. Üben Sie zum Beispiel Telefonate mit gerne ausschweifenden Mandantinnen unter Einsatz von Checklisten fokussiert und dennoch empathisch zu führen. Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, Selbstfürsorge als Voraussetzung für Erfolg zu erkennen und zunehmend im Alltag umzusetzen, sorgen dafür, dass Sie das Heft des Handelns wieder in die Hand nehmen und behalten.
Kontinuierlich Selbstreflexion üben, mit Verstand und Intuition entscheiden und die eigenen Entscheidungen konsequent umsetzen, das sind die wichtigsten Voraussetzungen, um authentisch erfolgreich zu sein.