"Familie zu haben, ist keine Hürde für das berufliche Fortkommen"

Interview mit Mirjam Boche von ARQIS

Mit zwei Kindern als Vollzeitpartnerin M&A-Transaktionen und komplexe Versicherungsfälle bearbeiten? Machbar, wenn man beruflich wie privat die nötige Unterstützung bekommt und für den Job brennt.

Wie gelingt es Ihnen, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren?

Ich bin Salary Partnerin geworden, als ich zum ersten Mal schwanger war. Mein zweites Kind habe ich zwei Jahre später bekommen und war schon eine ganze Weile alleinerziehend, als ich Equity Partnerin wurde. Für mich war immer klar: Ich möchte Mutter sein und mich im Beruf verwirklichen. Beides sehe ich nicht als Gegensätze. Es kommt auf eine gute Organisation an – und ein gutes Team. Mein großes Glück war und ist es, in einer Kanzlei tätig zu sein, die diese Doppelrolle als etwas Selbstverständliches sieht und Anwälte entsprechend unterstützt. Ich fahre morgens ins Büro, wenn meine Kinder in die Schule gehen. Nachmittags werden die beiden von unserer Kinderfrau betreut, die auch einspringt, wenn ich beruflich reisen muss. Um spätestens 18 Uhr bin ich normalerweise zuhause. Mein Team weiß, dass ich dann ein paar Stunden nicht gut per E-Mail, sondern bei Rückfragen lieber telefonisch erreichbar bin. Wenn die Kinder im Bett sind, setze ich mich noch einmal an den Schreibtisch, je nachdem, was anliegt.

Was treibt Sie persönlich an?

Meine Arbeit macht mir einfach inhaltlich extrem viel Spaß. Mein Tätigkeitsspektrum ist sehr vielfältig: Wenn ich internationale Transaktionen begleite, ist das herausfordernd und verlangt ein perfektes Teamspiel.

Wenn ich zu Compliance- und Organhaftungsthemen berate, kann ich meine Spezialkenntnisse einsetzen und arbeite eng mit Entscheidern in den Unternehmen zusammen. Dazu kommt: Ich habe wirklich tolle Kollegen und großartige Mandanten. Wenn diese mir zurückspielen, dass ich ihnen durch meine Arbeit einen Mehrwert biete, empfinde ich das als sehr erfüllend. Und die persönliche Zufriedenheit macht es mir dann leicht, auch im Privaten ausgeglichen zu sein und so viel Zeit wie möglich mit meinen Kindern zu verbringen.

Was würden Sie insbesondere Nachwuchsjuristinnen gerne mit auf den Weg geben?

Seid selbstbewusst und hört in euch hinein, was ihr aus eurem Leben machen möchtet. Achtet darauf, dass ihr aufgrund eurer Leistung geschätzt und gefördert werdet, geht eure Aufgaben und Ziele mit Selbstvertrauen an. Das gilt aus meiner Sicht übrigens für Nachwuchsjuristinnen und -juristen gleichermaßen. Wichtig ist, dass man authentisch bleibt und sich nicht ohne Not in vermeintliche Rollenmuster einfügt. Wer sich für eine Karriere in einer Wirtschaftskanzlei entscheidet, muss fachlich exzellente Arbeit leisten und bereit sein, sich kontinuierlich weiterzubilden. Das heißt aber nicht, dass man in allem perfekt sein muss. Niemand kann alles ganz alleine schaffen. Jeder wird besser in einem guten Team.

Wie werden Frauen in Ihrer Kanzlei explizit gefördert?

Bei ARQIS sind Frauen und Männer absolut gleichgestellt. Wir haben eine Frauenquote von über 40 Prozent bei aktuell 60 Anwälten. Frauen sind bei uns mit jeglichen Lebensentwürfen auf allen Karrierestufen vertreten, in Teilzeit genauso wie in Vollzeit. Es gibt einerseits fachliche Mentoren, andererseits stehen die ARQIS-Partnerinnen den weiblichen Associates als Ansprechpartner bei Fragen zur individuellen Karriereplanung zur Verfügung. Die Kanzlei hilft bei der Vermittlung von Kinderbetreuung und übernimmt einen Teil der Kosten. Selbstverständlich können alle Mitarbeiter Elternzeit nehmen – Männer und Frauen. Wir haben inzwischen genügend Role Models, die belegen: Familie zu haben, ist keine Hürde für das berufliche Fortkommen.

Über die Interviewpartnerin:

Dr. Mirjam Boche
ist Partnerin bei ARQIS in Düsseldorf und leitet dort die Fokusgruppe Risk.

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