Die Steuerberatung ist in Deutschland, anders als in den meisten anderen EU-Staaten, kein freies Gewerbe, sondern hochreguliert. Die fachliche Qualifikation der umfassend zur Steuerberatung befugten Berufsträger gilt als äußerst herausfordernd, und insbesondere die Steuerberaterprüfung zählt nach Auffassung vieler Experten zu den anspruchsvollsten Berufsprüfungen Deutschlands. Dabei verlangen viele Arbeitgeber nicht allein das Berufsexamen, sondern zusätzlich einen Masterabschluss als wissenschaftliche Vertiefungsqualifikation. Die Hürde liegt also hoch.
Gleichwohl ist die starke Nachfrage nach Steuerfachleuten sowohl in Kanzleien als auch in der Wirtschaft ungebrochen und wird voraussichtlich weiter steigen. Darauf weisen etwa die Bundessteuerberaterkammer in ihren Empfehlungen „Steuerberatung 2020“ und das Institut der Wirtschaftsprüfer in seiner Studie „Perspektiven 2025“ hin.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen nimmt der Bedarf an steuerlicher Expertise und Beratung im Zuge der Globalisierung der Märkte kontinuierlich zu, zum anderen führen die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die in den steuerberatenden Berufen festzustellende Altersstruktur – viele der praktizierenden Steuerberater sind deutlich über 50 Jahre alt – zu einem steigenden Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs. Hinzu kommen die ungebrochene Komplexität und hohe Änderungsdynamik des deutschen Steuerrechts und die Notwendigkeit, gerade in größeren Kanzleien und Unternehmen auch angrenzende Bereiche aus Wirtschaftswissenschaften und Recht fachlich zu überblicken und zu beherrschen.
Wer heute steuerberatend tätig ist, benötigt für die Berufspraxis also Wissen und Kenntnisse, die über das zum Bestehen eines Berufsexamens erforderliche Tiefenwissen deutlich hinausgehen. Dazu zählen weitere rechtliche und ökonomische Kenntnisse sowie ein vertieftes Verständnis für betriebliche Zusammenhänge. Die enge Orientierung an den Bedürfnissen der beruflichen Praxis spiegelt sich auch darin wieder, dass sich der Fokus akademischer Ausbildung für Steuerexperten zunehmend auf qualifizierte Taxation- Masterstudiengänge an Fachhochschulen und weniger an Forschungsuniversitäten richtet. In den zurückliegenden Monaten und Jahren haben sich Angebote an verschiedenen Hochschulen entwickelt, die sich inhaltlich und strukturell teils erheblich voneinander unterscheiden. Das Spektrum reicht von modernen, berufsbegleitenden und examenslehrgangsintegrierenden Fernstudiengängen mit Blended-Learning-Elementen und Online-Unterstützung, wie dies beispielsweise die Hamburger Fern-Hochschule (HFH) anbietet, über eher präsenzgestützte Programme vor allem auch süddeutscher Fachhochschulen (u.a. in Worms, Mainz, Aalen und München) bis hin zu Wissenschaftsangeboten einiger traditioneller Forschungsuniversitäten (u.a. Freiburg im Breisgau).
Für Interessierte an steuerlich ausgerichteten Masterstudiengängen gilt es demnach auszuwählen, welches der Angebote im konkreten Falle das passende ist. Generell ist mit Blick auf die individuelle Lebens- und Berufssituation des Studieninteressierten zu prüfen, ob ein Masterstudium in Vollzeit oder berufsbegleitend absolviert werden soll. Für Letzteres spricht unter anderem, dass die Zulassung zur Steuerberaterprüfung einen Nachweis mehrjähriger berufspraktischer Tätigkeit für Fachhochschulabsolventen vorschreibt. Eine dauerhafte berufliche Auseinandersetzung mit der Thematik während des Studiums verbessert zudem nicht nur die Chancen, das Steuerberaterexamen erfolgreich zu bestehen – sie bietet auch die Möglichkeit, berufspraktische Qualifikationen auf das Studium anrechnen zu lassen.
Zu den berufsbegleitenden Masterangeboten, die eine akademische Qualifikation zum Master mit der externen Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung zeitlich parallel zu einem Gesamtpaket zusammenfügen, sind neue Varianten hinzugekommen. Sie richten sich an die demographische „Generation Y“. Zu diesen Programmen gehören Masterstudiengänge Taxation – Steuerberatung, deren Konzept die individuelle externe Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung in die akademische Qualifikation zum Master of Arts integriert. Das Modell ermöglicht jedoch auch die Anrechnung anderer gleichwertiger Leistungsnachweise. Etablierte modulare Lehrgänge können dabei in Form von Credit Points bis zu einem Umfang von 50 Prozent auf die Studien- und Prüfungsleistungen anrechenbar sein. Dieser hohe externe Anrechnungsumfang ist ein Novum gegenüber traditionelleren Taxation-Studiengängen und grenzt die entsprechenden Studienangebote von solchen Programmen ab, bei denen akademischer Master und externes Berufsexamen getrennt nebeneinander stehen oder zeitaufwändig aufeinander folgen.
Innerhalb von nur sechs oder sieben Semestern können die neuzeitlichen „No Nonsense“-Studiengänge den Studierenden so die Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung ermöglichen und zudem interdisziplinäres Wissen aus den Bereichen Betriebswirtschaft und Recht sowie Fähigkeiten vermitteln, die für Führungs- und Managementaufgaben qualifizieren. Die Gesamtkosten bleiben bei manchen Programmen sogar innerhalb des Examensbudgets, das große Prüfungs- und Beratungsfirmen ihren Mitarbeitern als Mittel der Personalgewinnung und -bindung im „War for Talents“ zur Verfügung stellen (derzeit rund 12.000 Euro).
Durch die verschiedenen Einsatzfelder für Steuerexperten sind fachliche Spezialisierungen nicht für alle steuerberatend Tätigen gleichermaßen relevant. Wachstumschancen für die Steuerberatung lassen sich insbesondere in Tax-Spezialdisziplinen wie Verrechnungspreise, Umsatzsteuer, Mergers & Acquisitions sowie in der integrierten Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung für den Mittelstand erkennen. Diesen Bedarfen begegnen neue Masterstudiengänge Taxation – Steuerberatung mit entsprechenden optionalen Studienschwerpunkten; sie sind in einem dynamischen Umfeld auch flexibel für die Integration weiterer Spezialisierungen.
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