LL.M. im Bereich Vermögensschadenhaftpflicht: Lukrativer Arbeitsmarkt mit Nachwuchssorgen

von Friederike Scholz und Michael Kroll

Die Digitalisierung bewegt und verändert zurzeit Märkte in atemberaubender Geschwindigkeit. Diese Veränderungen machen auch vor der Versicherungsbranche nicht halt.

Welche Schäden können z. B. durch die Nutzung von IT und künstlicher Intelligenz entstehen? Wie sind solche mögliche „Cyberschäden“ aus der Sicht des Versicherers zu bewerten? Welche Haftungsszenarien ergeben sich unter dem Stichwort Organisationsverschulden für Geschäftsführer, Vorstände, leitende Angestellte? Wie kann hierzu ein neues Versicherungsprodukt kreiert und markgerecht angeboten werden?

Dies sind Fragen, die die Digitalisierung an die Versicherungen stellt, die in erster Linie von der Versicherungssparte der Vermögensschadenhaftpflicht zu beantworten sind.

Arbeitsmarkt Vermögensschadenhaftpflicht

Die Vermögensschadenhaftpflichtversicherung sichert echte Vermögensschäden ab. Klassisch gefährdet, einen Vermögensschaden zu erleiden, sind die Angehörigen der „Verkammerten Berufe“. Der Vermögensschadenhaftpflichtversicherer muss in diesem Bereich die berufliche Risiken von Rechtsanwälten, Vorständen, Wirtschaftsprüfern, Notaren, Geschäftsführern etc. verstanden, identifiziert, analysiert haben und mit entsprechendem Versicherungsschutz absichern.

Zum anderen beschäftigt sich die Vermögensschadenhaftpflichtversicherung mit dem Bereich der Organhaftung – der persönlichen Innen- und Außenhaftung von Vorständen, Aufsichtsräten, Geschäftsführern von Kapitalgesellschaften. Darüber hinaus besteht für eine Vielzahl von Dienstleistern, für Vereine sowie für Verbände und Körperschaften ein Beratungsbedarf im Bereich der Vermögensschadenhaftpflichtversicherung.

Hier sind nur beispielhaft Unternehmensberater, Interim Manager, Immobilienmakler, Versicherungsvermittler oder Gutachter zu nennen. Diese genannten Felder der Vermögensschaden-Haftpflicht, kombiniert mit der Herausforderung der Risiken der Digitalisierung erfordert ein hohes Maß an juristischen Fachkenntnissen insbesondere im Bereich des Versicherungs-, Haftungs- und Gesellschaftsrechts.

Warum im Bereich der Vermögensschadenhaftpflicht studieren?

Die Vermögensschadenhaftpflicht ist aufgrund der erforderlichen Kenntnisse im Bereich des Versicherungs-, Haftungs,- und Gesellschaftsrechts ein ideales Feld für den Einsatz von Juristen, sei es bei den Versicherern selbst oder bei entsprechend spezialisierten Wirtschaftskanzleien.

Hinzu kommt, dass es die Versicherungssparte in der Vergangenheit versäumt hat, Nachwuchs aufzubauen und zu fördern. Es fehlt daher hierzulande seit einiger Zeit an spezialisierten Fachkräften. Der demografische Wandel wird dieses Problem in den nächsten Jahren noch verstärken.

Zugangsvoraussetzungen für ein Masterstudium im Bereich Vermögensschadenhaftpflicht

Die Zulassung zum Masterstudium im Bereich der Vermögensschadenhaftpflicht erfordert den vorausgehenden Erwerb eines Hochschulabschlusses mit mindestens 180 ECTS im Bereich Versicherungswirtschaft/-wissenschaft, Wirtschaftsrecht, Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Wirtschaftswissenschaften sowie aus Kombinationsstudiengängen wie (Wirtschafts-)Informatik, (Wirtschafts-)Ingenieurwesen, (Wirtschafts-)Psychologie oder in vergleichbaren Studiengängen oder ein juristisches Staatsexamen und eine qualifizierte berufspraktische Erfahrung von in der Regel nicht unter einem Jahr.

Über die Autoren:

Friederike Scholz
Rechtsanwältin, im Bereich Datenschutz spezialisiert,
lehrt an der Rheinischen Fachhochschule Köln 
 

Michael Kroll
LL.M., LL.M. oec., Abteilungsleiter/Prokurist Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung bei Liberty Mutual Insurance Europe SE