Immobilien als Kapitalanlage sind der Klassiker schlechthin – für den Vermögensaufbau und als Altersvorsorge. Dementsprechend boomt der Immobilienmarkt seit Jahren. Aktuell herrscht eine hohe Nachfrage, was zu stark gestiegenen Kaufpreisen führt. Und wie steht es um die Zukunft? Die Blockchain-Technologie bietet vielseitige Vorteile und neue Lösungswege für den Immobilienmarkt und wird ihn grundlegend verändern.
Immobilie 1.0:
Betongold als krisensichere Investition?
Seit Jahrzehnten gelten Immobilien als solide Anlageform – selbst die Corona-Krise brachte den Markt nur kurzfristig ins Stocken. Einen viel größeren Einfluss hatte die Finanzkrise im Jahr 2008. Betrachtet man die letzten 20 Jahre, fällt laut Statistischem Bundesamt auf, dass es zwischen 2002 bis Ende 2009 kaum Wertsteigerungen bei Immobilien gab. Erst als die Europäische Zentralbank (EZB) 2010 als Reaktion auf die Finanzkrise viel Geld in die Märkte gepumpt hat, entstand eine neue Dynamik und Immobilienpreise stiegen seither stetig.
Dennoch: weiterhin besteht ein enormer Bedarf an Wohnungen und Häusern. Nur die Art und Weise, wie Menschen eine Immobilie suchen und finden, hat sich in den letzten 20 Jahren drastisch verändert. Abgesehen davon, dass weiterhin Wohnungen und Häuser durch ein Erbe in den eigenen Besitz gekommen sind, wurde vor der Digitalisierung ganz klassisch über die Bank oder das Immobilienbüro gesucht. Mit der Etablierung des Internets rückten dagegen neue Methoden in den Mittelpunkt, die den Immobilienmarkt stark beeinflussten.
Immobilie 2.0:
World Wide Wohnung
Die beginnende Digitalisierung nach der Jahrtausendwende sorgte für viele disruptive Erneuerungen am Immobilienmarkt. Online-Plattformen machten es Interessenten einfach, geeignete Immobilien zu finden: einfach die Lage und den maximalen Preis festlegen und schon erhielten Nutzer eine große Liste an Angeboten.
Doch nicht nur die Suche wurde vereinfacht: Wer eine potenzielle Immobilie gefunden hat, ob zur Eigennutzung oder als Anlagemöglichkeit, konnte sich dank der neuen Technologien der Digitalisierung in Echtzeit den Marktwert der Wunschwohnung schätzen lassen. Diese Formen der Bewertung mit wenigen Klicks innerhalb weniger Minuten war zuvor undenkbar, heutzutage aber unverzichtbar.
Dank des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz und Cloud Computing konnten große Datenmengen ausgewertet und Prozesse drastisch beschleunigt werden – ob bei der Suche oder Bewertung von Immobilien. Selbst die Besichtigung kann mittlerweile digital erfolgen: Per App oder virtueller Realität können Interessenten einen digitalen Rundgang starten und erhalten nebenbei alle relevanten Infos zum Wunschobjekt.
Immobilie 3.0:
Blockchain und Tokenisierung für mehr Flexibilität und Transparenz
Immer häufiger wird der Begriff Blockchain als nächster Schritt in der Evolution von Immobilien genannt. Am Immobilienmarkt gibt es hierzu bereits neue Lösungen, die eine breitere Diversifikation des eigenen Portfolios und die Liberalisierung des Marktes zur Folge haben.
Neu ist die dadurch ermöglichte Tokenisierung, bei der das betreffende Objekt in eine Vielzahl kleiner digitaler Anteile aufgeteilt wird, sogenannte Token. Diese Token werden fälschungssicher gespeichert und können von Investoren erworben werden – auch bereits mit geringen Anlagesummen. Wirft die Immobilie Gewinne ab, werden diese entsprechend der erworbenen digitalen Anteile ausbezahlt. Der Clou: Wer möchte, kann die Token auch jederzeit ohne klassische Nebenkosten in Echtzeit weiterverkaufen. Dies bringt eine bisher noch nie dagewesene Liquidität für diese Assetklasse.
Dank der stetig wachsenden Zahl von Anbietern, meist Fintech-Unternehmen, die Immobilienprojekte tokenisieren, haben Interessenten mittlerweile eine große Bandbreite an Möglichkeiten.
Der Einfluss der Tokenisierung auf Immobilien hat erst vor kurzem begonnen und dessen Siegeszug wird – ähnlich wie bei der Digitalisierung – den Markt in den nächsten 10 – 20 Jahren massiv beeinflussen. Vorteil für diejenigen, die diesen Trend frühzeitig erkennen und sich das Potential der Immobilie 3.0 zunutze machen
Über den Autor:
Paul Huelsmann
ist CEO von FINEXITY und Regional Chair der Blockchain- und Immobilienstiftung Fibree.