Stellen Sie sich Folgendes vor: Als Juristin treffen Sie bei einer Netzwerkveranstaltung oder auch im Rahmen einer Karrieremesse eher zufällig auf die Person, in deren Fachbereich oder Abteilung Sie Ihr Studienpraktikum oder Ihre Referendariatsstation absolvieren wollen. Ja, genau, der bzw. die Jurist:in, welche:r Ihnen durch interessante fachliche Beiträge zu einem Sie relevanten Rechtsgebiet oder durch wichtige Mandate bzw. andere Sichtbarkeitserfolge wie entsprechende Medienauftritte mehr als positiv aufgefallen ist.
Egal, ob Sie einander vorgestellt werden oder Sie diese Person selbst ansprechen, eines wissen Sie sicher: nämlich, dass Sie jetzt nur diese eine und in den allermeisten Fällen auch nur kurze Gelegenheit haben, sich dieser Person vorzustellen und Ihr Interesse an einem Praktikums- oder Referendariatsplatz zu kommunizieren. Keine leichte Herausforderung für Sie als Juristin, oder?
Selbstmarketing fällt Frauen schwerer
Meiner Erfahrung nach tun sich Frauen häufig deutlich schwerer damit, zum einen die betreffende Person direkt anzusprechen, zum zweiten in einem ersten Gespräch unmittelbar ihre persönlichen Qualitäten sowie ihr fachliches Knowhow darzustellen und zum dritten ihr Interesse an einer Praktikums- oder Referendariatsstelle klar zu kommunizieren.
Wenn Sie es dennoch geschafft haben und diese Person am Ende des Austausches Ihnen ihre Visitenkarte gibt oder besser noch Ihnen eine Einladung zu einem weiteren Kennenlernen im Rahmen eines Vorstellungsgesprächs ausspricht, dann war Ihre Kurzvorstellung oder auch Neudeutsch Ihr „Elevator Pitch“ perfekt. Andernfalls haben Sie noch die Chance, diese Person um ihre Visitenkarte zu bitten und eine Kontaktaufnahme via LinkedIn bzw. das Bewerbungsportal oder die Übersendung einer Bewerbung anzukündigen.
Was aber, wenn Ihnen in diesem Moment die gefühlt „richtigen“ Worte nicht gleich einfallen wollen? Besonders wenn Sie sich, wie Frauen häufig, allzu viele Gedanken darüber machen, was man wohl über Sie denken wird?
Wenn Sie diese Gedanken nicht schnell genug beiseiteschieben, dann ist diese Person und die vielleicht einmalige Chance nicht nur zum persönlichen Kennenlernen, sondern auch für eine möglicherweise ganz besondere Praktikums- oder Referendariatszeit weg.
Damit Ihnen dies am besten nicht oder beim nächsten Mal nicht noch einmal passiert, finden Sie im Folgenden vier bewährte Tipps für eine optimale Selbstpräsentation im Kurzformat, die Sie in jedem „Elevator-Pitch-Moment“ für sich nutzen können.
So gelingt Ihr Elevator-Pitch
Tipp 1: Finden Sie einen Gesprächseinstieg, der Ihnen die Aufmerksamkeit Ihres Gegenübers sichert
Machen Sie sich die menschliche Neugier zu eigen. Stellen Sie beispielsweise als Gesprächsauftakt eine Frage derart: „Geht es Ihnen auch so, dass …?“ Egal ob Ihnen die betreffende Person zustimmt oder nicht. Sie bekommen in der Regel eine Antwort und haben im Idealfall auch noch die Aufmerksamkeit Ihres Gegenübers. Damit Ihr Name nicht untergeht, stellen Sie sich erst nach Ihrer Einstiegsfrage namentlich vor.
Tipp 2: Wecken Sie das Interesse Ihres Gegenübers durch eine persönliche Geschichte
Verpacken Sie Ihre Expertise, persönlichen Qualitäten, besonderen Kenntnisse und erste praktische Erfahrungen daher in eine kurze Story mit idealerweise 3 bis 5 Sätzen. Wenn diese gut erzählt wird, erzeugt sie nicht nur Bilder in den Köpfen anderer und weckt Emotionen. Sie sorgt auch dafür, dass man Ihnen genau zuhört und sich später – anders als bei bloßen Fakten – noch an Sie erinnern wird.
Tipp 3: Kommunizieren Sie klar, welchen Nutzen Sie Ihrem Gegenüber bieten
Eine gute Vorbereitung ist in der Regel mehr als der halbe Weg zum Erfolg. Klären Sie daher für sich vorab, was Sie Ihrem Wunsch-Praktikumsgeber oder der von Ihnen gewünschten Ausbildungskanzlei an Knowhow sowie an persönlichen Fähigkeiten usw. anbieten oder womit Sie diese unterstützen können. Auch hier gilt: weniger ist mehr. Packen Sie nicht zu viel in solch eine Kurzvorstellung. Schließlich soll sich im Idealfall Ihr Gegenüber für Ihre Expertise sowie Ihre Person interessieren und Sie – bspw. im Rahmen eines Vorstellungsgesprächs – näher kennenlernen wollen.
Tipp 4: Finden Sie einen passenden Abschluss
Klären Sie am Schluss die Voraussetzungen für einen nächsten Schritt. Wie wollen Sie miteinander verbleiben? Was passiert jetzt?
Da wir das, was wir als Letztes hören, uns am besten merken, verabschieden Sie sich wertschätzend und nennen Sie, wann immer es passt, zum Abschluss noch einmal Ihren Namen.
Nutzen Sie jede, sich bietende Gelegenheit zur Selbstpräsentation, denn Übung macht bekanntlich die Meisterin. Trainieren Sie daher Ihren „Elevator Pitch“ so oft wie möglich, am Anfang idealerweise im vertrauten Umfeld und in Situationen, wo es nicht wichtig ist, ob Ihre Selbstpräsentation zu 100 Prozent sitzt. Holen Sie sich immer wieder Feedback ein. Passen Sie daraufhin Ihren Pitch, der im Regelfall nur eine Minute, jedoch maximal drei Minuten dauern sollte, immer wieder an. Damit Ihre Kurzvorstellung perfekt gelingt, wenn es darauf ankommt. Denn eine Minute kann eben sehr kurz, aber auch sehr lang sein.
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Über die Autorin:
Dr. Anja Schäfer
ist Anwältin, Expertin für Networking & Female Leadership in Kanzleien und Mentorin für Juristinnen zu Themen wie Netzwerkaufbau, Selbstmarketing und Sichtbarkeit als Expertin. Sie veranstaltet regelmäßig Networking-Events von, für und mit Juristinnen, so bspw. den „Juristinnen netzwerken ... TAG“, eine Online-Konferenz, welche am 24. & 25. März 2023 bereits zum dritten Mal stattfindet. Mehr Informationen dazu: http://www.juristinnennetzwerkentag.de/