Immobilienrecht als Zukunftsbranche

von Kirsten Schoofs

Das Immobilienrecht unterliegt einem stetigen Wandel und zeichnet sich durch Diskussionen aus, welche oftmals auch gesamtgesellschaftliche Auswirkungen haben. Art und Umfang von Flächennutzungen und (Groß-)Bauprojekte waren bereits in der Vergangenheit Auslöser für zahlreiche Diskussionen und werden auch in der Zukunft sicherlich noch für Zündstoff sorgen.

So war der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts aus März 2021 („Berliner Mietendeckel“) ein Höhepunkt der andauernden Debatte über die Verknappung und Bezahlbarkeit von Wohnraum. Aber auch im Gewerberaummietrecht ist die Beratungspraxis ständig gefragt. Erst kürzlich wurde vom BGH die seit Anbeginn der Pandemie bestehende Frage entschieden, ob und in welcher Höhe dem Mieter im Lockdown ein Anspruch auf Anpassung der Miete zusteht.

Anwaltschaft und Rechtsprechung werden auch bei der praktischen Umsetzung der WEG-Reform ihre Expertise unter Beweis stellen müssen. Aufgrund der Annährung der Vertretungsregeln an das Gesellschaftsrecht und der Stärkung der Verwalterrolle müssen insbesondere für verwalterlose Kleinstgemeinschaften effektive Wege zur Streitbeilegung gefunden werden, um die Handlungsfähigkeit der Eigentümergemeinschaften sicherzustellen.

Aktuell beschäftigen die Solardachpflicht für Wohngebäude oder die Enteignung von Immobilienkonzernen die Politik. Auch für die Zukunft bleiben damit Streitigkeiten in der Immobilienbranche vorprogrammiert.

Konfliktvermeidung durch rechtssichere Gestaltung

All diese Kontroversen veranschaulichen die Bedeutung der Immobilienwirtschaft und zugleich das Konfliktpotential, das sich Immobilienrecht als Zukunftsbranche in ihr verbirgt. Dabei sollte die Geltendmachung von Ansprüchen vor staatlichen Gerichten oder Schiedsgerichten nur Plan B der juristischen Beratung darstellen. Es gilt folglich, künftigen Konflikten entgegenzuwirken bzw. sie gar nicht erst entstehen zu lassen, und zwar durch juristisch ausgefeilte Regelungen und Rechtsgestaltungen.

Umfassende Kenntnisse im Immobilienrecht sind hierfür Grundvoraussetzung. Denn nur mit juristischer Expertise ist eine rechtssichere Umsetzung von Immobilienprojekten möglich. Es ist also ein Kompromiss zwischen den konträren Standpunkten aller Beteiligten (Vermieter und Mieter, Bauherr und Architekt oder Verwalter und Eigentümergemeinschaft) zu finden und dieser durch eine fachkundige Rechtsgestaltung zu fixieren.

Spezialisierung und Expertise gefragt

Das juristische Staatsexamen allein vermag die erforderlichen Fachkenntnisse nicht zu vermitteln. Bei der Stofffülle des Examens ist es nicht möglich, die ganze Bandbreite des Immobilienrechts – vom Anlegerschutz bis zur Zwangsverwaltung – in angemessener Weise zu lehren. Selbstverständlich kann man sich auch noch nach den Examina profilschärfend fortbilden.

Möglichkeiten der Spezialisierung bieten in diesem Bereich etwa ein Fachanwaltskurs für Miet- und Wohnungseigentumsrecht oder einschlägige Seminare mit immobilienrechtlichem Bezug. Umfangreicher, aber dem entsprechend auch tiefgehender, ist die Kombination von beidem in Form eines berufsbegleitenden Masterstudiengangs.

Der Masterstudiengang „Immobilienrecht“ der Universität Münster (LL.M.) bietet die Möglichkeit, die Besonderheiten des Immobilienrechts umfassend zu beleuchten und dadurch Lösungskonzepte für die zahlreichen Rechtsprobleme zu entwickeln. Es werden neben umfassenden Kenntnissen der Rechtsgestaltung beispielsweise im Mietrecht, Vergaberecht, Baurecht oder Steuerrecht auch die wirtschaftswissenschaftlichen Aspekte des Immobilienrechts anhand von Vorlesungen zur Rechnungslegung, Immo bilienfinanzierung und -bewertung vermittelt. Gerade dieser interdisziplinäre Ansatz zeichnet eine gute Rechtsberatung aus.

Gute Karrierechancen

Durch den stetig wachsenden Bedarf an Beraterinnen und Beratern im Immobilienrecht eröffnen sich den in diesem Bereich Spezialisierten breit gefächerte und zukunftssichere Karrierewege. Beispielsweise werden neben der klassischen Kanzleiarbeit auch in der öffentlichen Verwaltung oder der Immobilienfinanzierung fachkundige Juristinnen und Juristen gesucht. Dies wird sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern.

 

Über die Autorin:

Kirsten Schoofs
Rechtsanwältin und Geschäftsführerin
der JurGrad gGmbH