Rechtsanwältin im Arbeitsrecht - Wirtschaftsrecht zum Anfassen

Eine Gruppe von Menschen unterhält sich auf einer Treppe
von Dr. Eva Stark

Jura erscheint, gerade im Wirtschaftsrecht, als eine eher theoretische, abstrakte Studienmaterie. Anders das Arbeitsrecht: Nicht nur kommt jeder im Laufe seines Lebens damit in Berührung (zum Beispiel bei der Unterschrift des ersten Arbeitsvertrags), es handelt sich in Studium und Praxis um eine sehr lebensnahe Rechtsmaterie, die zugleich aufgrund ihrer Vielschichtigkeit eine Vielzahl an juristischen Herausforderungen bereithält.

Vielschichtige Rechtsmaterie im ständigen Wandel

Das Arbeitsrecht ist eine Querschnittsmaterie. Es existiert beispielsweise kein Arbeitsrechtsgesetz, aus dem sich sämtliche Rechte und Pflichten für ein Arbeitsverhältnis entnehmen lassen, sondern die rechtlichen Vorgaben zum Arbeitsrecht finden sich in einer Vielzahl von Einzelgesetzen, die ineinandergreifen, zum Beispiel dem Bürgerlichen Gesetzbuch und dem Betriebsverfassungsgesetz. Ein weiterer Pfeiler des Arbeitsrechts ist die Rechtsprechung. Eine Vielzahl arbeitsrechtlicher Themen, wie das Home Office oder das Streikrecht, sind gesetzlich nicht geregelt, sondern wurden und werden durch die Rechtsprechung geprägt. Das macht das Rechtsgebiet sehr wandelbar und unglaublich spannend.

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Arbeitsrecht

Eine Besonderheit des Arbeitsrechts ist, dass in diesem zwischen dem sogenannten individuellen Arbeitsrecht, das heißt sämtlichen Fragen der Rechtsbeziehung zwischen dem einzelnen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und dem sogenannten kollektiven Arbeitsrecht, der Rechtsbeziehung zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft oder Betriebsrat, zu unterscheiden ist. Diese Rechtsbeziehungen werden zwar durch unterschiedliche Gesetze geprägt, stehen jedoch in vielfältigen Wechselbeziehungen und bedingen sich oftmals.

Stellen sich zum Beispiel Fragen zur Arbeitszeit eines Arbeitnehmers, können sich die Antworten hierzu unter anderem aus dem Arbeitszeitgesetz, dem Arbeitsvertrag, einem Tarifvertrag oder einer Betriebsvereinbarung ergeben. Während meines Studiums hat genau das mein Interesse für das Arbeitsrecht  geweckt und in meiner Tätigkeit als Anwältin bedeutet das, dass ich sämtliche Rechtsquellen für unsere Mandanten im Blick behalten muss, um sie möglichst zielführend zu beraten.

Europäische und internationale Bezüge

Für meine praktische Tätigkeit nicht zu unterschätzen sind auch die zahlreichen Schnittstellen zu anderen Rechtsgebieten und die Einflüsse des internationalen und europäischen Rechts. Beraten wir ein Unternehmen bei einem Einsatz von Arbeitnehmern in Indien, sind neben Fragestellungen des deutschen Arbeitsrechts, zum Beispiel, ob ein wirksamer Versetzungsvorbehalt besteht, auch Fragen des Steuer- und Sozialversicherungsrechts, des indischen Ausländerrechts und des Datenschutzrechts der EU zu beachten. Diese Vielfalt und die Zusammenarbeit mit Kollegen aus anderen Rechtsgebieten machen für mich einen besonderen Reiz der Tätigkeit aus.

Sämtliche Facetten des Anwaltsberufs: Beratung, Verhandlung und Prozessvertretung

In meiner Tätigkeit als Anwältin berate ich Unternehmen in sämtlichen Fragen des Arbeitsrechts. Das betrifft beispielsweise die Vertragsgestaltung, wenn es um die Erstellung von Arbeitsverträgen geht, oder die Beratung bei der Einführung neuer IT-Systeme zur Verarbeitung von Arbeitnehmerdaten. Oftmals reagieren die Unternehmen auch auf gesellschaftliche oder soziale Entwicklungen, die durch uns in eine rechtliche Form »gegossen« werden. So haben die Themen Mobile Work und Home Office durch die Corona-Pandemie und den Wunsch vieler Arbeitnehmer nach Flexibilität eine viel höhere Bedeutung gewonnen. Aktuell beschäftigen wir uns gemeinsam mit unseren Mandanten viel mit dem Thema »Künstliche Intelligenz«, das die Arbeitswelt massiv verändern wird.

Besonders reizvoll ist die Tätigkeit als Anwalt im Arbeitsrecht auch deswegen, da die Möglichkeit besteht, die Mandanten zu beraten, Verhandlungen zu führen und sie vor Gericht zu vertreten. Im Bereich des Wirtschaftsrechts, das oftmals darauf zielt, Gerichtsprozesse zu vermeiden, ist das eine absolute Besonderheit. Unterstützen wir ein Unternehmen zum Beispiel dabei, einen Teil seiner Produktion von Kiel nach München zu verlagern und dabei die Größe der Belegschaft zu verringern, dann beraten wir zunächst zu den gesetzlichen und vertraglichen Voraussetzungen für Versetzungen und die Beendigung von Arbeitsverhältnissen. Ist im Unternehmen ein Betriebsrat gebildet, schließt sich eine Verhandlungsphase mit dem Betriebsrat an, in der Vereinbarungen zur Umsetzung der Versetzungen und Kündigungen (zum Beispiel zu Abfindungszahlungen) getroffen werden. Schließlich vertreten wir das Unternehmen bei Klagen der Arbeitnehmer gegen die Maßnahmen vor Gericht. Das ist unglaublich spannend, da damit unsere Arbeit für den Mandanten auf den gerichtlichen Prüfstand gestellt wird.

Tätigkeit in der Kanzlei

Der berufliche Alltag in einer Kanzlei ist besonders durch die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen geprägt. Mir ist es wichtig, nicht als juristischer »Einzelkämpfer« zu arbeiten, sondern mich mit meinen Kollegen auszutauschen und zusammen Lösungen für unsere Mandanten zu erarbeiten. Die Tätigkeit ist sehr vielseitig und spannend. Der Reiz liegt auch darin, dass keine Arbeitswoche wie die andere ist, da wir flexibel auf die Anfragen unserer Mandanten reagieren müssen. Das kann gelegentlich zeitlich herausfordernd sein, hat aber den großen Vorteil, dass wir außerhalb von Meetings und Gerichtsterminen Arbeitsort und -zeit frei einteilen können. Für mich ist diese Kombination ideal. Müsste ich mich nochmal für einen Beruf entscheiden, dann wäre die Wahl klar!

 

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Über die Autorin:

 

Dr. Eva Stark - Rechtsanwältin bei der Arbeitsrechtsbotique ALTENBURG
Sie studierte in Passau und wurde 2018 promoviert. Ihr Referendariat absolvierte sie in München und Sydney.