Als Volljuristin in den Verlag: Interview mit Susanne Loder, LL.M.

Frau Loder, LL.M. im BECK Stellenmarkt Interview

BECK Stellenmarkt-Autorin Veronika Gebertshammer ist immer auf der Suche nach interessanten Lebensläufen von Juristinnen und Juristen. Heute im Porträt: Susanne Loder. Die Volljuristin besitzt zwar einen LL.M.-Abschluss in Völkerrecht, arbeitet nun allerdings als juristische Lektorin beim C.H. BECK Verlag. Im Interview hat sie über ihren Werdegang berichtet und verraten, warum sie sich gegen eine Karriere in einer internationalen Organisation entschieden hat.

Frau Loder, Sie sind Volljuristin und arbeiten im juristischen Lektorat des Verlags C.H.BECK. War es schon immer Ihr Traum, Lektorin zu werden?

Ich habe mich schon als Kind sehr für Bücher und das Verlagswesen interessiert. Zunächst habe ich auch überlegt, Lektorin zu werden. Dann habe ich aber festgestellt, dass es keine direkte Ausbildung zur Lektorin gab und mir wurde empfohlen, Kommunikationswissenschaften zu studieren. Letztendlich hat mich die Juristerei aber mehr interessiert. Über die Stellenausschreibung des Verlags habe ich mich dann wieder an meine ursprüngliche Idee „etwas mit Büchern zu machen“ erinnert.

Wie schön, dass sich Ihr Kindheitstraum doch noch erfüllt hat. Welche Aufgaben übernehmen Sie denn als juristische Lektorin?

Als Lektorin beim Verlag C.H.Beck habe ich zwei Bereiche: einmal der Online-Bereich und dann der klassische Print-Bereich. Im Online-Bereich betreue ich mehrere der Beck’schen Onlinekommentare. Hier achte ich darauf, dass wir mehrmals im Jahr eine neue Edition online stellen, in der alle Aktualisierungen von allen Autorinnen und Autoren eingearbeitet werden. Im Print-Bereich überprüfe ich, wo wir eine Neuauflage veranstalten sollten oder was vielleicht noch im Verlagsprogramm fehlen könnte.

Ich verabrede mit den Autoren, wie das Projekt aussehen soll, vereinbare Termine und gebe Verlagsverträge in Auftrag. Das eingesandte Manuskript prüfe ich sowohl inhaltlich als auch darauf, ob unsere Richtlinien zur Zitierweise eingehalten werden. Zu der Arbeit am Manuskript kommen auch noch Details hinzu wie z.B. Umschläge in Auftrag geben, Vorschautexte organisieren und die Termine für die jeweiligen Projekte verlagsintern immer auf dem aktuellen Stand zu halten. An einem typischen Tag beantworte ich E-Mails der Autoren und arbeite an den Manuskripten weiter.

Das hört sich nach einem ziemlich umfangreichen Tätigkeitsprofil an! Welche Fähigkeiten und Stärken sollte man denn für den Job mitbringen?

Man sollte Spaß am Lesen haben und auch gerne eine Arbeit erledigen, bei der es auf Details ankommt. Gleichzeitig sollte man Spaß am Umgang mit Menschen haben. Man hat viel Kontakt mit Autoren und hier ist auch oft Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl gefragt.

Zurück zu Ihrem Werdegang: Sie haben neben Ihren beiden Staatsexamina außerdem einen LL.M. im Völkerrecht absolviert. Viele Absolventen und Absolventinnen arbeiten dann anschließend in einer internationalen Organisation. Wieso haben Sie sich gegen eine solche Karriere entschieden?

Die Arbeit in einer internationalen Organisation finde ich sehr faszinierend und ich habe auch lange darüber nachgedacht. So ein Job hätte meinem Leben sicherlich eine völlig andere Richtung gegeben. Die strukturierte Arbeitsweise im Verlag hat mir für mich aber mehr zugesagt. Die Spezialisierung im Völkerrecht hat sich für mich trotzdem gelohnt, denn ich verfolge die Geschehnisse auf der internationalen Bühne immer noch mit großem Interesse und es landen auch immer wieder Manuskripte auf meinem Schreibtisch, in denen auch völkerrechtliche Aspekte diskutiert werden.

Allerdings sind Sie nun im Bereich des Strafrechts und nicht im Völkerrecht als Lektorin tätig. Wie kam es dazu?

Als ich mich auf die Stelle als Lektorin beworben habe, war das eine Stelle im Bereich Strafrecht. Man muss keine Spezialisierung in eine bestimmte Fachrichtung haben, um dann auch in diesem Verlagsbereich zu arbeiten. Außerdem habe ich nicht nur Titel aus dem Strafrecht, das ist nur mein Schwerpunkt. Ich betreue aber z.B. eine Grundriss Reihe, in der auch zivilrechtliche Titel zu bearbeiten sind.

Nun arbeiten Sie seit mittlerweile fünf Jahren im juristischen Lektorat - Zeit für eine Bilanz: Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders gut und was würden Sie gerne ändern?

Mir gefällt der angenehme Kontakt zu den Autoren und gleichzeitig auch die ruhige und ungestörte Arbeit an einem Manuskript. Unser Verlagshaus ist mitten in Schwabing, was ich als Arbeitsplatz toll finde. Im Haus herrscht ein sehr angenehmer Umgangston, das macht die Arbeit natürlich auch schön. Manchmal würde ich mir gerne mehr Zeit für einzelne Projekte nehmen, weil sie juristisch sehr spannend sind. Das nächste Werk wartet aber natürlich auch immer und man muss schon schauen, dass man die Arbeit auch zügig erledigt.

Das klingt nach einer positiven Bilanz. Gibt es denn eigentlich auch Aufstiegschancen im juristischen Lektorat?

Grundsätzlich bietet der Verlag Schulungsmöglichkeiten für Lektor*innen, wie z.B. Schulungen im Bereich MS Office. Allerdings gibt es im Verlag keinen klassischen Karriereweg wie vielleicht in einer Großkanzlei. Hier fängt man ja meist als Associate an und klettert dann weiter nach oben. Wenn man im Verlag als Lektor einsteigt, bleibt man in der Regel auch Lektor. Mit der Dauer der Betriebszugehörigkeit steigt aber das Gehalt.

Suchen Sie denn derzeit nach Mitarbeitern und wenn ja, welche Qualifikationen sollten diese mitbringen?

Der Verlag sucht regelmäßig nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und schreibt die Stellen für das Lektorat über die gängigen Jobbörsen aus und natürlich auch auf seiner Website. Wenn man das Jurastudium mit dem 2. Staatsexamen abgeschlossen hat, kann man sich für eine Stelle als Lektor*in bewerben. Der Verlag schreibt aber auch Stellen als Lektoratsassistent*in oder Lektoratsreferent*in aus, für die man sich auch mit abgeschlossenem 1. Staatsexamen qualifiziert.

Wenn man sich nun auf eine der beschriebenen Stelle beworben hat: Wie verläuft der Berufseinstieg in das juristische Lektorat beim C.H.BECK Verlag?

Bevor man eine Zusage erhält, finden in der Regel zwei Bewerbungsgespräche statt. Als Lektor*in bekommt man seinen eigenen Bereich mit zugewiesenen Titeln. Hier muss man sich erst einmal mit den verschiedenen Titeln vertraut machen und sich nach und nach auch bei den jeweiligen Autoren vorstellen. Wir arbeiten im Verlag mit verschiedenen Programmen, auch die muss man erst kennenlernen. Und dann fängt man eigentlich auch schon direkt mit dem ersten „eigenen“ Buch an.

Vielen Dank für das Gespräch!

Über die Interviewpartnerin:

Susanne Loder
ist Lektorin im Bereich Strafrecht beim Verlag C.H.Beck in München. Nach dem Zweiten Staatsexamen in München und einem LL.M.-Studium in London arbeitet sie jetzt seit fünf Jahren im Verlag.

Das Interview führte:

Veronika Gebertshammer
Dipl.-Jur. Texterin, Lektorin und Schreibcoach.
www.veronika-gebertshammer.de