Als im Jahr 2013 die konkrete Umsetzung des Fachassistenten Lohn und Gehalt angeschoben wurde, wusste noch niemand, wie diese Fortbildungsprüfung von Teilnehmer-, Arbeitgeber- und Kammerseite aufgenommen werden würde. Nachdem nun zwei schriftliche Prüfungen abgelegt wurden, bilden sich erste Eindrücke heraus.
Ziel des neuen Weiterbildungsganges ist es, auf die (zunehmende) Komplexität im Bereich der Entgeltabrechnung – gerade im Hinblick auf lohnsteuerrechtliche und sozialversicherungsrechtliche Aspekte – zu reagieren. Hierdurch soll eine umfassende Betreuung des Mandanten sichergestellt werden, was auf Seiten der Mitarbeiter umfangreiche Spezialkenntnisse erfordert. Der Fachassistent soll hier einen deutschlandweiten Abschluss liefern, welcher die Teilnehmer hinsichtlich der erzielten Prüfungsergebnisse vergleichbar macht. Schließlich soll innerhalb der Kanzleien für die Mitarbeiter, welche auf Lohn spezialisiert sind, eine eigene Qualifikationsebene neben dem Steuerfachwirt geschaffen werden.
Von Kammerseite wurde die neue Fortbildungsprüfung überwiegend gut aufgenommen, so dass sich die meisten Steuerberaterkammern dem gemeinsamen Prüfungsverbund angeschlossen haben und eine entsprechende Prüfung anbieten. Ausnahmen bilden beispielsweise die Kammern Düsseldorf, Westfalen-Lippe oder Hamburg, wobei letztere auf ihrer Homepage darauf hinweist, dass eine Prüfung vor der Kammer Schleswig-Holstein abgelegt werden kann. Anfängliche organisatorische Herausforderungen wie die konkrete Prüfungsdurchführung oder die Besetzung der Prüfungsausschüsse wurden überwiegend gut gemeistert. Von daher sind die Steuerberaterkammern gut gerüstet, um den Fachassistenten als dauerhaften Bestandteil in die Mitarbeiterfortbildung zu integrieren. Den Kammern, welche dem Prüfungsverbund noch nicht beigetreten sind, ist anzuraten, möglichst schnell die Prüfung zum/zur Fachassistent/in anzubieten, auch wenn andere Lehrgangsangebote im Bereich „Lohn und Gehalt“ z. T. von kammernahen Organisationen bestehen. Nur so kann der allgemeine Fortbildungsmaßstab umfassend etabliert und den Mitarbeitern sowie den Arbeitgebern ein Kenntnisnachweis von hoher Qualität zur Verfügung gestellt werden.
Die Prüfungsteilnehmer, welche den Abschluss Fachassistent/in Lohn und Gehalt anstreben, decken das gesamte Mitarbeiterspektrum der Steuerkanzleien ab. Es finden sich zum einen langjährig erfahrene Praktiker, welche ihre Fähigkeiten durch den Abschluss besiegeln lassen möchten. Daneben sind jedoch auch viele junge Mitarbeiter interessiert, welche als Steuerfachangestellte schnell eine weitere Qualifikation erreichen möchten. Hierin liegt auch eine Herausforderung für die Teilnehmer in der konkreten Prüfung begründet. Denn die erfahrenen Mitarbeiter haben verschiedentlich lange nicht mehr an einer offiziellen Prüfung teilgenommen und müssen sich wieder an den Prüfungsstil mit systematischer Abarbeitung von Fällen und entsprechenden Verweisen auf die relevanten Vorschriften gewöhnen. Bei jungen Mitarbeitern besteht die Gefahr, dass sie – selbst wenn sie die Zulassungsvoraussetzungen zur Prüfung Fachassistent erfüllen – noch nicht über einen ausreichend weiten Erfahrungshorizont verfügen, um die Herausforderungen in den einzelnen Prüfungsgegenständen vollständig zu durchdringen. Aus diesem Grund weist z. B. die Steuerberaterkammer Hessen in einem Informationsschreiben explizit darauf hin, dass die Fachassistentenprüfung ein wesentlich höheres Niveau als die Steuerfachangestelltenprüfung aufweist. Diese Problemfelder müssen daher von den Lehrgangsanbietern klar und deutlich angesprochen werden. Aber auch Arbeitgeber und Kollegen sollten hierauf hinweisen, damit sich in der Praxis eine realistische Einstellung zur Prüfung entwickelt.
Die Prüfung zum Fachassistenten findet durchaus Anklang bei den Mitarbeitern. Die Wirkung von Sondereffekten auf diese Situation kann jedoch nicht klar bestimmt werden. Auf der einen Seite ist es wahrscheinlich, dass das neue Angebot auf eine große Gruppe von erfahrenen Mitarbeitern trifft, welche nun eine Fortbildung erwägen. Dieses Teilnehmerpotential wird sich mit der Zeit zwangsläufig erschöpfen. Ob das gegenwärtige Interesse am Fachassistenten alleinig durch diesen „Bugwelleneffekt“ verursacht ist, kann jedoch bezweifelt werden. Zum einen muss sich der Abschluss noch in die Praxis „hineinleben“, so dass viele Mitarbeiter und Arbeitgeber den Fachassistenten noch nicht als Fortbildungsinstrument erwägen. Zum anderen stellen die jungen Prüfungsteilnehmer ein dauerhaftes Potential dar.
Insgesamt scheint der Fachassistent Lohn und Gehalt daher ein durchaus attraktiver Fortbildungsabschluss zu sein, welcher auch von Nachfrageseite seine langfristige Berechtigung hat. Dies zeigt auch das Interesse von Personen, welche nicht in einer Steuerkanzlei oder einer vergleichbaren Einrichtung tätig sind, z. B. aus Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Auch hier scheint ein offizieller Abschluss für die Entgeltabrechnung als Qualitätsmerkmal attraktiv zu sein, wobei für diese Interessentengruppe eine Prüfungsteilnahme aufgrund fehlender Zulassungsvoraussetzungen (keine berufspraktische Tätigkeit beim Steuerberater oder bei vergleichbaren Arbeitgebern) oftmals nicht in Frage kommt.
Zur Vorbereitung auf die Prüfung werden von verschiedenen regionalen und deutschlandweiten Anbietern Vorbereitungslehrgänge veranstaltet. Die Angebote reichen von den klassischen Samstagslehrgängen über Klausurenkurse bis hin zur Vorbereitung auf die mündliche Prüfung. Das quantitative Angebot ist insgesamt als absolut ausreichend zu bezeichnen. Inhaltlich sind verschiedentlich Verbesserungspotentiale vorhanden. Dies ist jedoch auch nicht verwunderlich, da eine optimale Prüfungsvorbereitung von Erfahrungen mit der konkreten Prüfung lebt. Hinzu kommt, dass auch die Aufgabenersteller sich erst auf das Niveau des neuen Fortbildungsabschlusses einstellen müssen, so dass z. B. die bisherigen Klausuren nur teilweise Indikatorwirkung besitzen dürften. Gleichwohl ist einem Interessenten durchaus zu raten, vor der Prüfung einen Vorbereitungskurs zu besuchen. Zu breitflächig und komplex sind die Anforderungen, als dass eine optimale Prüfungsvorbereitung in Eigenarbeit sicher gewährleistet werden kann.
Insgesamt sind die ersten Eindrücke zum Fachassistenten Lohn und Gehalt positiv und lassen vermuten, dass sich dieser Fortbildungsabschluss in der Praxis langfristig etablieren wird. Bestehende Problembereiche von Seiten der Steuerberaterkammern, der Prüfungserstellung und der Lehrgangsanbieter sollten in der Zukunft lösbar sein, um für den Teilnehmer eine optimale Entwicklung seiner persönlichen Fertigkeiten zu gewährleisten.