Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte – Die Universaltalente des Rechtswesens

von Aline Schöninger

Kaum ist das neue Jahr angebrochen, ist die Hälfte des Schuljahres schon wieder vorüber. Zwar scheinen die Sommerferien und das Schuljahresende noch in weiter Ferne zu liegen, doch für angehende Schulabgängerinnen und Schulabgänger rückt neben den anstehenden Abschlussprüfungen auch die schwerwiegende Berufsfrage immer näher. Die Halbjahres- und Zwischenzeugnisse sind eine gute Gelegenheit, sich frühzeitig über seine Zukunft Gedanken zu machen. In diesem Artikel wollen wir die Ausbildung und das vielseitige Berufsfeld der Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten vorstellen und zeigen, warum es sich dabei um einen erwägenswerten und vielversprechenden Karriereweg handelt.

Das unentbehrliche Rückgrat der Kanzlei

Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte sind gefragter denn je. Für Rechtsanwälte und Notarinnen sind sie so gut wie unverzichtbar. Sie unterstützen die Anwalts- oder Notariatskanzlei in all ihren Abläufen und sind unter anderem für die Büroorganisation, Mandantenbetreuung und Aktenverwaltung zuständig. Als wandelnder Terminkalender der Anwältin oder des Notars müssen Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte alle Termine und Fristen sorgfältig dokumentieren, koordinieren und vor allem einhalten. Zusätzlich wollen Telefonate und Mandatsanfragen entgegengenommen, E-Mails beantwortet, Rechnungen gestellt oder Urkunden vorbereitet werden. Es geht also um viel mehr als nur um Gesetze und Paragrafen: Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte sind wahre Multitalente, die mit ihrem Organisationsmanagement und ihrer Kommunikationsstärke einen sehr wichtigen Beitrag zum reibungslosen Kanzleialltag leisten. Der Beruf verlangt den Fachangestellten viel Verantwortung und Eigenständigkeit ab und besticht durch ein ausgesprochen vielfältiges und abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld.

Schulische Grundlagen für den Ausbildungserfolg

Die dreijährige Ausbildung zur bzw. zum Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten steht prinzipiell Auszubildenden mit allen Schulabschlüssen und ohne Zugangsvoraussetzungen offen. Allerdings sollten Interessierte neben der Begeisterung für rechtliche Sachverhalte ein gutes Sprachgefühl und eine sichere schriftliche wie mündliche Ausdrucksfähigkeit mitbringen. Zudem werden gute Englischkenntnisse immer bedeutsamer, insbesondere bei international ausgerichteten Kanzleien und Notariaten. Da juristische Fachangestellte auch kaufmännische Inhalte in ihrer Ausbildung erlernen und später etwa die Zahlungseingänge der Mandantschaft zu verantworten haben, sind solide Kenntnisse in Mathematik ebenfalls von Vorteil. Bei hervorragenden schulischen Leistungen besteht außerdem die Möglichkeit, die Ausbildung auf zwei bis zweieinhalb Jahre zu verkürzen.

Zwischen rechtswissenschaftlicher Theorie und individueller Praxis

Auf welches Knowhow es jedoch im Einzelnen ankommt, hängt auch von der Ausrichtung des jeweiligen Ausbildungsbetriebs ab. Hier kann man bereits in der Ausbildung eigene Schwerpunkte setzen. Denn die duale Ausbildung spaltet sich in Theorie und Praxis auf: ein Teil der Ausbildung wird in der Berufsschule absolviert, wo die Rechtsgrundlagen der verschiedenen berufsspezifischen Fächer vermittelt werden, während die Auszubildenden ihre verbleibende Zeit in einer Anwalts- oder Notariatskanzlei verbringen. Von Beginn an werden sie an den Berufsalltag herangeführt und können sich so bereits mit den konkreten Büroabläufen vertraut machen. Dabei steht es den Auszubildenden frei, ob sie ihre Ausbildung beim Rechtsanwalt oder bei der Notarin, in einem Ein-Mann-Betrieb oder einer Großkanzlei absolvieren wollen. Wichtig ist, sich frühzeitig zu informieren und zu bewerben und sich die nötige Zeit zu nehmen, um den passenden Ausbildungsplatz zu finden. Wer sich noch unsicher ist, welche Rechtsgebiete oder Sachverhalte ihn interessieren, kann die verbleibende Zeit bis zum Ausbildungsbeginn zum Beispiel für ein Schülerpraktikum nutzen, das bei der Orientierung weiterhelfen kann. Entscheidet man sich schließlich für die Ausbildung, ist zu Beginn des zweiten Lehrjahres eine Zwischenprüfung abzulegen. Darauf folgt am Ende des dritten Ausbildungsjahres die Abschlussprüfung, die wie die Zwischenprüfung bei der zuständigen Rechtsanwalts- bzw. Notarkammer abgelegt werden muss. Gelten die sich aus mehreren schriftlichen Prüfungen mit fallbezogenen Aufgaben und einem mündlichen Fachgespräch zusammensetzenden Prüfungen als erfolgreich bestanden, erhält man sein Abschlusszeugnis und darf sich fortan zu den Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten zählen.

Das Handwerkszeug für eine spannende Laufbahn

Der anspruchsvolle Beruf der bzw. des Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten eröffnet einem – nicht zuletzt dank der händeringenden Nachfrage nach qualifizierten juristischen Fachangestellten in Kanzleien und Notariaten – ausgezeichnete Karriereperspektiven. Mit soliden Zeugnissen und Prüfungsleistungen ist eine sichere Anstellung garantiert. Hinter dem Berufstitel verbergen sich obendrein mehr als nur zwei Berufe in einem: neben der Tätigkeit in Anwalts- und Notariatskanzleien ist etwa auch der Sprung in den öffentlichen Dienst möglich. Überall dort, wo rechtliches Fachwissen gefragt ist, können Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte ihre Expertise einbringen – ob in der Gerichtsverwaltung, in Mahnabteilungen oder bei großen Banken und Wirtschaftsunternehmen. Die Aufstiegschancen sind zahl- und aussichtsreich. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit einer Weiterbildung, etwa zum geprüften Rechts- oder Notarfachwirt bzw. zur geprüften Rechts- oder Notarfachwirtin, um bestehendes Wissen zu vertiefen, seine Kompetenzen zu erweitern und seinen Marktwert zu steigern. Die Ausbildung zur bzw. zum Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten gibt somit das Rüstzeug für eine ganze Reihe spannender Tätigkeitsfelder und Karrieremöglichkeiten an die Hand und lässt viel Platz zur eigenen Entfaltung sowie für mögliche Spezialisierungen und Weiterqualifizierungen.

Über die Autorin:

Aline Schöninger
betreut in unseren Fachzeitschriften die Redaktion der Themenspecials. Auf www.beck-stellenmarkt.de/ratgeber schreibt sie regelmäßig über Karrierethemen.

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