7 gute Gründe für das Jura-Studium

von Franziska Vogl

Im Jahr 2020 waren 119.285 Studentinnen und Studenten an einer Universität in Deutschland für das Jura-Studium eingeschrieben. Im gleichen Jahr haben 9.028 Studierende das erste juristische Staatsexamen abgelegt, 7.818 das Zweite. Für das Studium braucht man einen langen Atem und dennoch liegt die Abbruchquote mit 24 Prozent unter dem Durchschnitt aller Studiengänge (32 Prozent). Liegt das an der Motivation, die die Studierenden antreibt? Das wollten wir ganz genau wissen.  

Im Rahmen der Einführungsveranstaltung für Jura-Studierende an der Ludwig-Maximilians-Universität München im Oktober 2022 haben wir sieben Erstis gefragt, warum sie sich für das Jura-Studium entschieden haben. Die Antworten? Durchaus überraschend!

„Ich studiere Jura, damit meine Eltern damit flexen können.“

Angie lacht, während sie die Frage beantwortet. Aber sie trifft einen guten Punkt: Das gesellschaftliche Ansehen von Juristinnen und Juristen ist hoch und die Gehälter sind auch mit 3.785 Euro brutto monatlich im Mittelwert (laut gehaltsvergleich.com, Stand Oktober 2021) bei durchschnittlichen Absolventinnen und Absolventen im Vergleich zu vielen anderen Studiengängen gut. Und das gilt nicht nur für TOP-Absolventinnen und TOP-Absolventen, deren Einstiegsgehälter in Großkanzleien oft jenseits der 100.000€ im Jahr liegen. Das Studium, das Referendariat, die Examina und der Beruf an sich fordern dafür aber auch ein hohes Maß an Belastbarkeit – da kann man als Elternteil tatsächlich mit Stolz auf das Kind blicken.

„Ich habe mich schon immer für „Recht“ interessiert. Daher war das Jura-Studium eine konsequente Wahl.“

Marina bestätigt, was die Zahlen zu Studienanfängerinnen und -anfängern seit Jahren immer wieder belegen: Rechtswissenschaften gehört nach Zahlen des Informationsdienstes des Instituts der deutschen Wirtschaft zu den beliebtesten Studiengängen in Deutschland. Deutsche Hochschulen bieten mehr als 21.000 Studiengänge an, eine enorme Auswahl also – und das Angebot steigt stetig. Dennoch gibt es einige wenige Studiengänge, in der ein Großteil der Studierenden einen Platz findet: BWL, Informatik, Jura, Medizin, Psychologie und Maschinenbau verzeichneten im Wintersemester jeweils mehr als 100.000 eingeschriebene Studentinnen und Studenten. Der Trend besteht und setzt sich fort: Seit 2007 ist die Zahl der Studienanfängerinnen und-anfänger im Jura-Studium – bis auf einen kleinen Rückgang im Jahr 2021 – kontinuierlich gestiegen (Quelle: Statistisches Bundesamt 2022).

„Vor allem durch Literatur, beispielweise Ferdinand von Schirach, wurde mein Interesse für Jura geweckt.“

Aileen, die berichtet, dass sie bereits zu Schulzeiten ein großes Interesse an Rechtsthemen hatte, bringt einen der prominentesten Big Player des Jura-Games in Deutschland ins Gespräch: Ferdinand von Schirach spezialisierte sich nach seinem Jura-Studium auf Strafrecht, mehrere seiner Mandate standen im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Im Jahr 2009 veröffentlichte er seine ersten Kurzgeschichten, die auf realen Fällen seiner Juristenkarriere zurückführten. Auch im weiteren Verlauf seines schriftstellerischen Schaffens ist sein beruflicher Hintergrund zentral, gepaart mit den großen Fragen über Moral und Ethik. Er gilt als Ikone in diesem Bereich, deren Werke bereits mehrmals ausgezeichnet und verfilmt wurden. Ferdinand von Schirachs Bücher verkauften sich bis heute im zweistelligen Millionenbereich.

„Ich habe in der Schulzeit ein Praktikum in einer Kanzlei gemacht und habe so zu Jura gefunden.“

Adrian, der während seines Schulpraktikums bei einer Kanzlei auch zu einem Gerichtstermin mitgenommen wurde, bestätigt die These, wie wichtig Praktika zur Berufsorientierung sind. Und vor allem, wie wichtig es ist, den Praktikantinnen und Praktikanten aus Arbeitgeberperspektive einen umfassenden Eindruck zu bieten. So sorgt man bereits in einem frühen Stadium für die Sicherung des Nachwuchses!

„Durch das Jura-Studium hat man viele Möglichkeiten, was man später machen kann.“

Aaron, der Jura als „die Grundlage für alles andere“ deklariert, bringt einen wichtigen Aspekt des Studiums der Rechtswissenschaften auf den Punkt. Ob Richteramt, Notariat, Staatsanwaltschaft, Unternehmensjurist, Politiker oder die Tätigkeit als Rechtsanwältin und Rechtsanwalt – neben den klassischen Karrierewegen, die üblicherweise nach dem Jura-Studium ergriffen werden, gibt es noch eine Vielzahl an spannenden Alternativen. Ob in der Politik (prominentes Beispiel ist aktuell Bundeskanzler Olaf Scholz, der als Fachanwalt für Arbeitsrecht tätig war) oder im Journalismus (beispielsweise Heribert Prantl, Autor und Journalist, war zuletzt in der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung tätig), auch in diversen anderen Branchen (z.B. Medienhäuser, Banken, Versicherungen, Automobilhersteller etc.) finden Juristinnen und Juristen interessante Aufgaben.

„Ich wollte schon lange Jura studieren. Schon in der ersten Klasse habe ich gesagt, dass ich einmal Anwältin werden will.“

Tierärztin, Feuerwehrmann, Krankenschwester, Polizist – die Traumberufe von Kindern bieten eine spannende Bandbreite, gleichermaßen wiederholen sie sich gern in ihrer Vielfalt. Und dennoch, es gibt sie, die Kinder, die schon mit fünf Jahren die Richterin und den Richter mimen, anhand des Kochlöffels Gesetze verabschieden und vermeintlich straffällig gewordene Personen hinter Gitter (bzw. ins Kinderzimmer) verbannen. Amy, von der diese Antwort stammt, ist eine davon. Je älter Kinder werden, desto häufiger taucht übrigens der Wunsch auf, Jura zu studieren. Im Jahr 2020 veröffentlichte die OECD eine Umfrage mit einer halben Million Schülerinnen und Schülern, in der diese nach ihrem Traumberuf gefragt wurden. Auf Platz 4 lag bei den Mädchen der Beruf der Rechtsanwältin, bei den Jungen der Beruf des Rechtsanwalts auf Platz 9.

„Mein Vater ist Jurist und hat dadurch früh mein Interesse für Jura geweckt.“

Yokos Antwort bestätigt einen Eindruck, der sich auch in Zahlen belegen lässt: Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung hat 2017 im Auftrag von 15 Landesjustizministerien eine Studie durchgeführt, die belegt, dass 53 Prozent der Studierenden, die ihr Jura-Studium ohne Abschluss abbrechen, aus Nichtakademikerfamilien stammen. Der zugehörige Projektbericht ist bei dem DZHW online zu lesen. Die Abbruchsrate bei Kindern von Akademikerinnen und Akademikern liegt bei 31 Prozent. Kinder, bei denen beide Elternteile studiert haben, schlagen in dieser Zahl nur mit 20 Prozent zu Buche. Die Studie führt als mögliche Gründe für diese Datenlage an, dass Akademikerhaushalte über bessere Möglichkeiten verfügen, Kinder auf das Studium vorzubereiten und zu unterstützen.

Alles in allem haben wir an diesem Vormittag von den Studierenden interessante Einblicke in ihre Motivation erhalten. Die Antworten zeigen, dass die Motive, Jura zu studieren, sehr unterschiedlich sind. Es bleibt spannend, inwiefern Neuerungen und Änderungen der Branche in den kommenden Jahren Einfluss auf die Entscheidung für ein Jura-Studium nehmen werden.

Mehr Informationen zu renommierten Universitäten im juristischen Bereich finden Sie in unseren Hochschulprofilen. 

Über die Autorin:

Franziska Vogl
Volontärin Social Media-/ Online-Marketing
Verlag C.H.BECK

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